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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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er.
    Sprachlos blicke ich ihn an.
    Nie hätte ich damit gerechnet, dass seine Vorbereitungen schon so weit gediehen sind.
    »Schau mal«, sagt er.
    Auf den Blättern sind vor allem farbige Abbildungen. Sie zeigen ein Reihenhaus aus allen möglichen Blickwinkeln und von innen. Es ist ein in einer Art Gelbton gestrichener Neubau, der mich an Legosteine erinnert. Es hat einen kleinen Vorgarten und eine Terrasse und einen Garten nach hinten raus.
    »Vier Zimmer. Einhundertacht Quadratmeter«, erklärt Niklas.
    Mein Blick bleibt an den Nullen hängen, die ganz unten stehen.
    145 000 Euro.
    Ich schlucke.
    So viel Geld.
    Aber ich kann kaum erwarten, dass ein Hauskauf ohne größere Summen vonstattengeht.
    »Na, wie gefällt es dir?«, fragt Niklas.
    Auch wenn ich durchaus an ein Reihenhaus gedacht hatte, habe ich es mir doch geräumiger vorgestellt. Und nicht so gelb.
    »Es ist wirklich hübsch«, antworte ich zögerlich. Niklas findet es ja anscheinend ganz toll.
    Es wird sicher nicht das Einzige auf dem Markt sein.
    Und ich habe schließlich meine Bedenkzeit.
    »Wir kriegen es zehn Prozent günstiger«, sagt Niklas. »Das sind über vierzehntausend Euro.«
    »Aha … Wie kommt denn das?«
    Niklas lächelt selbstzufrieden.
    »Tja«, sagt er stolz, und das ist irgendwie richtig anrührend, »ich habe da so meine Verbindungen. Es hat schon seine Vorteile, in zweiter Generation mit der Verwaltung von Immobilien zu tun zu haben.«
    Eigentlich hätte ich es gerne, wenn er mir das genauer erklärt. Aber ich habe den Eindruck, dass Niklas das extra so ominös formuliert hat.
    »Die Wohnanlage ist heiß begehrt. Sie ist noch nicht mal ganz fertig, trotzdem sind nur noch drei Häuser zu haben«, sagt er.
    Plötzlich komme ich mir vor wie in einem Verkaufsgespräch.
    Als ob meine Bedenkzeit vorbei ist, bevor sie überhaupt angefangen hat.
    »Wo ist denn diese Wohnanlage?«, frage ich und ignoriere die Hektik, die Niklas verbreitet.
    Hoffentlich nimmt er mir das nicht krumm.
    »Oh! Sie liegt absolut toll, Iris. Stell dir vor: hinter dem See am Bürgerpark. Das neue, schicke Einkaufszentrum ist gleich um die Ecke. Praktisch, nicht wahr?«
    Das bedeutet ja, die Wohnung seiner Eltern ist ebenfalls gleich um die Ecke.
    »Gleich hinter Schwachhausen?« Ich kann mein Entsetzen leider nicht vollkommen verbergen.
    »Ja. Ist es ein Problem für dich, wenn meine Eltern in der Nähe leben?«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    Warum muss er auch so direkt fragen!
    »Ich könnte es verstehen«, sagt er und sieht mir in die Augen.
    O nein! Noch mal werde ich ihn nicht beim Wort nehmen, wenn er behauptet, er verstehe etwas. Ich weiß inzwischen, dass er sich in dieser Hinsicht überschätzt. Der Arme, er ist viel sensibler, als er denkt.
    »Nein, wirklich«, sage ich und bin erstaunt, wie ehrlich ich klinge. »Deine Eltern sind zwar ein wenig schwierig. Aber erstens sind sie das aufgrund eines schlimmen Schicksalsschlages. Man kann es ihnen also kaum vorwerfen. Und zweitens willst du das Haus ja nicht wegen der Nähe zu deinen Eltern.«
    »Genau«, bestätigt Niklas ohne jedes Zögern.
    Erleichtert lächle ich ihn an.
    »Ich habe es ausgesucht, um mit dir glücklich zu werden, Iris«, sagt er leise.
    Oh, verflixt … das ist genau das, was ich immer schon von einem Mann hören wollte.
    Aber eben nicht jetzt !
    Nicht, nachdem ich ihn erst eine Woche kenne.
    Plötzlich habe ich gar keine Lust mehr, mit Niklas den Abend zu verbringen. Nicht, wenn es immer nur um das gelbe Reihenhaus gehen soll.
    Anstatt ums weitere Kennenlernen.
    Ich schäme mich kurz, weil ich so erleichtert bin, dass wir lediglich zum Kaffeetrinken verabredet sind.
    Dann schaue ich demonstrativ auf die Uhr.
    »Oh. Schon halb sechs«, sage ich. »Ich muss los. Emma erwartet mich zum Abendbrot.«
    Wirklich gut möglich, dass sie das tut.
    Niklas schaut für einen Moment, als hätte ich ihn geohrfeigt.
    »Ich muss auch los«, sagt er. »Ich werde auch zum Abendbrot erwartet. Von meinen Eltern.«
    Ob das stimmt?
    Aber es kann durchaus sein, dass er jeden Abend mit ihnen isst. Schließlich wohnt er ja bei ihnen.
    »Sicher«, sage ich.
    Kurz geht mir durch den Kopf, dass ich bei meinem Besuch in den Nienaber’schen Katakomben Niklas’ Zimmer überhaupt nicht zu Gesicht bekommen habe. Vielleicht hätte ich ja noch, wenn ich nicht so unvermittelt das Weite gesucht hätte.
    »Ober! Zahlen, bitte!«, ruft Niklas so laut, dass sich die wenigen verbliebenen Kaffeegäste erschrocken zu uns

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