Hier und jetzt
kümmere. Mit den Töpfen und Pfannen sind wir fertig.”
Claire nahm ein Schwammtuch entgegen, blieb jedoch betroffen stehen. „Jacob wurde von seinem Großvater geschlagen?”
„Er nicht. Hätte er Jacob auch nur ein Haar gekrümmt, hätte Randolph West ihn umgebracht. Das hat er seinem Vater auch deutlich zu verstehen gegeben”, betonte Ada. „Der alte Mann starb unmittelbar nach Lukes Geburt. Die Jungs waren daher nie in Gefahr.
Allerdings hat niemand Randolph beschützt, als er noch klein war. Bis zu seinem Tod hatte er Narben von den Prügeln, die er mit zehn bezogen hat. Damals hat er ein Plätzchen geklaut.”
Claire schüttelte den Kopf. „Ich habe viele solcher Geschichten gehört, seit ich am Sorgentelefon arbeite, aber mir wird trotzdem noch bei jeder neuen übel. Ich gewöhne mich einfach nicht daran. “
„Das sollten Sie auch nicht. Wischen Sie jetzt den Tisch ab oder nicht?”
Claire machte sich an die Arbeit. „Wieso erzählen Sie mir das alles?”
Ada lachte. „Tun Sie nicht so, als hätten Sie mich nicht die ganze Woche über Jacob aushorchen wollen.”
„Ich habe es versucht”, räumte Claire ein. „Bisher sind Sie jeder persönlichen Frage ausgewichen.”
„Vielleicht habe ich es mir anders überlegt. Er scheint Sie zu mögen.” Die Haushälterin betrachtete sie scharf. „Jacob ist ein guter, starker und ehrenhafter Mann, aber er ist kein einfacher Mensch.”
„Ich interessiere mich für ihn, weil er mein Arbeitgeber ist”, erklärte Claire entschieden.
„Und weil ich neugierig bin. Mehr
steckt nicht dahinter.”
„Natürlich nicht”, entgegnete Ada vergnügt. „Ich wollte nur, dass Sie es wissen. Randolph hatte Probleme als Vater, weil jedes männliche Wesen in der Familie West stur wie ein Maulesel ist. Aber er liebte seine Jungs. Denken Sie daran, wenn Jacob Ihnen von seiner Kindheit erzählt.”
„Darüber spricht er nicht mit mir”, wandte Claire ein. „So eng ist unsere Beziehung nicht.”
Ada schüttelte den Kopf. „Er redet ständig darüber, aber Sie hören nicht richtig hin.”
Claire schob sich soeben einen Schokokuss in den Mund, als ne ben dem Schreibtisch der Boden erbebte.
„Zucker ist Gift für den Körper und schwächt das Immunsys tem”, verkündete eine tiefe Stimme.
Sie blickte lächelnd hoch. „Dann frage ich erst gar nicht, ob Sie einen Kuss haben möchten.”
Cosmo Penopolous war so groß wie sie, aber ungefähr drei Mal so breit, und sein Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen. Er hatte Augenbrauen wie Groucho Marx und einen Schnurrbart wie ein Bandit. Außerdem liebte er Schmuck. Beide Ohren waren zwei Mal durchstochen. Einen goldenen Ring trug er in der Nase, einen anderen an der linken Auge nbraue. Einer der massigen Unterarme war tätowiert.
Und trotzdem konnte er noch rot werden, wie zum Beispiel jetzt. „Ich meinte nicht… Jeder hat schließlich nur einen Körper, nicht wahr? Es macht Sinn, auf die Gesundheit zu achten.”
Von Anfang an war ihr klar gewesen, dass Cosmo in puncto Fitness und Ernährung ein Fanatiker war. Statt Annäherungsversuchen musste sie seine Hilfsangebote abwehren, ihre Muskulatur aufzubauen. „Sie haben bestimmt Recht.”
„Wann darf ich dann mit Ihnen mit dem Gewichtheben anfangen? Jacob lässt uns den Trainingsraum benützen. Zwischen sechs und sieben Uhr morgens arbeitet der Boss dort selbst, aber ansonsten ist alles möglich. Sie brauchen nur was zu sagen.”
„Ich glaube nicht, dass Gewichtheben für mich das Richtige ist”, wehrte Claire ab. „Ich möchte keine Muskelmasse aufbauen.”
„Müssen Sie auch nicht. Das ist ja das Schöne daran. Sie können Masse aufbauen oder schlanker, stärker und ausdauernder werden, ganz wie Sie wollen. Es kommt nur darauf an, wie Sie es anstellen.” Cosmo strahlte sie an. „Ich zeige es Ihnen.”
Zehn Minuten später saß er auf ihrem Schreibtisch. Er hatte ihr soeben vorgeführt, wie man Bizeps-Curls richtig ausführt. Dabei hatte er die Klammermaschine als Ersatz für ein Gewicht benützt.
„Ich habe zwar kein Diplom, aber ich arbeite daran. Sehen Sie, das ist meine Leidenschaft, und jeder sollte eine haben, oder?”
„Wieso sind Sie Sekretär geworden?” erkundigte sich Claire, „obwohl Sie sich in erster Linie für Fitness interessieren?”
„Ich mag auch die Arbeit als Sekretär. Sie ist … ordentlich, und ich will alles ordentlich haben.” Er räusperte sich verlegen. „So war das nicht immer. Ich habe häufig den
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