Hier und jetzt
jeder andere Mann auf Schönheit anspreche?”
„Aber warum gerade sie, Jacob?”
Ja, warum? Sie war freundlich und warmherzig, womit Jacob nicht gerechnet hatte. Und sie besaß einen natürlichen Charme. Cosmo war sofort beim ersten Zusammentreffen von ihr begeistert gewesen, weil sie ihn aufrichtig mochte und mitsamt Tätowierungen und Vorstrafen akzeptierte.
Sie mochte auch Ada. Vor allem mochte Ada sie, und es war wesentlich schwieriger, die Haushälterin als Cosmo für sich zu gewinnen. Jacob dachte auch daran, dass sie über seine Scherze lächelte. Das konnte zwar Höflichkeit sein, aber die meisten Leute wussten nicht einmal, wann er scherzte - sie dagegen schon.
Wollte er sie deshalb? Weil sie freundlich war und über seine Scherze lachte? Nein, das war nicht alles. In dem Moment, in dem er sie gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass er sie für sich haben wollte. Und er wusste nicht, wieso das so war.
„Warum nicht sie?” antwortete Jacob seinem Bruder und ging weiter. „Du solltest dich beeilen, sonst versäumst du deine Maschine.”
Er hatte die Garage nach dem Tod seines Vaters vergrößert, damit seine Brüder ihre Wagen hier abstellen konnten, wenn sie zu Besuch kamen. Schließlich war dies auch ihr Zuhause. Im Moment standen hier vier Wagen, drei von Jacob und Michaels Jaguar. Jacob hatte den Motor vollständig überholt und Michael den Wagen zum siebzehnten Geburtstag geschenkt. Der Jaguar war auch eine Bestechung gewesen, damit Michael es sechs Monate an der Militärakademie aushie lt, von der er verwiesen worden war. Nach den ersten sechs Monaten war dann keine Bestechung mehr nötig gewesen. Michael hatte alle damit überrascht, dass ihm dieses Leben gefiel.
„Läuft der Jaguar gut?” fragte Jacob.
„Er schnurrt wie ein Kätzchen.” Michael öffnete die Tür.
„Vermutlich darfst du mir nicht sagen, wohin du diesmal musst.”
„Leider nein. Du hast die Nummer, die du in Notfällen anrufen kannst?”
„Ja.”
Michael ließ sich auf den Fahrersitz sinken und blickte zu seinem Bruder hoch. „Hast du ihre Armbanduhr gesehen?”
„Claires Uhr? Was ist damit?”
„Wieso ist das keine Rolex oder eine Uhr mit Diamanten, die so viel kostet wie mein Wagen? Eine Frau wie sie könnte das ha ben, wenn sie wollte.”
„Trotz unserer Erfahrungen lassen sich nicht alle Frauen kaufen, zumindest nicht mit Geld.” Er hatte keine Ahnung, was Claire haben wollte, doch heute Abend würde er es herausfinden. „Fahr los, sonst kommst du zu spät.”
Sein Bruder ließ den Motor an.
„Michael, sei vorsichtig.”
„Bin ich, wenn du es auch bist.”
„Ich bin immer vorsichtig.”
Michael lächelte. „Und womöglich glaubst du das auch noch.”
„Soviel ich weiß, haben Sie Sonia bei ,Helping Hands’ kennen gelernt.” Ada spülte soeben eine Bratpfanne.
„Ja, wir beide sind dort freiwillige Helferinnen.” Claire band sich eine Schürze um. Ada hatte zum ersten Mal ihr Angebot angenommen, ihr beim Spülen zu helfen. Wahrscheinlich wollte die Haushälterin mit ihr über etwas sprechen. „Sonia ist teilweise dafür verantwortlich, dass ich meine Beratungsfirma gegründet habe. Sie hat mich so lange gedrängt, bis ich es gewagt habe.”
„Hm.” Ada schrubbte energisch die Pfanne. „Ihre Kontakte haben Ihnen bestimmt auch genützt.”
„Ohne sie wäre es für mich nicht so gut gelaufen.”
„Arbeiten Sie schon lange mit ihr bei ,Helping Hands’?”
„Ungefähr drei Jahre. Sie hat mich am Telefon ausgebildet.” Claire nahm die Pfanne entgegen und trocknete sie ab.
„Seltsam, dass sie Ihnen nichts von Cosmo erzählt hat. Mit mir hat sie auch kaum über Sie gesprochen.”
„Sonia sagt von sich, dass sie gegen Kla tsch und Tratsch allergisch ist. Normalerweise unterhalten wir uns über Berufliches, ihre Tochter oder darüber, was ich mit meinem Leben anfangen sollte.” Claire lächelte. „Und natürlich über .Helping Hands’.”
„Ich könnte diesen Telefondienst nicht machen”, behauptete Ada und reichte ihr die nächste Pfanne. „Ich würde die falschen Ratschläge erteilen. Meiner Meinung nach sollte jeder Kerl, der seine Frau und seine Kinder verprügelt, auf der Stelle erschossen werden.”
„Manchmal denke ich auch so, aber mit Gewalt löst man das Problem nicht.”
„Es ist aber sehr verlockend. Hätte jemand Jacobs Großvater abgeknallt, hätten viele Menschen ein besseres Leben gehabt. Wischen Sie den Tisch ab, während ich mich um die Spülmaschine
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