Hier und jetzt
sekundenlang. „Ich will wissen, ob Sie mir treu sein werden, nachdem ich mit Ihnen im Bett war.”
„Wie arrogant von Ihnen!” Wieso hatte sie bloß Herzklopfen? Vor Angst? Claire wandte sich ab und wollte weitergehen.
Er hielt sie fest.
„Ich habe verlangt, dass Sie die Hände von mir lassen, und ich habe es ernst gemeint.”
Er zog die Hand nicht zurück. „Der Weg ist zu Ende. Sofern Sie nicht waten möchten, empfehle ich, dass Sie stehen bleiben.”
Direkt vor ihr plätscherte ein Bach.
„Ich habe Ihre Frage beantwortet”, fuhr Jacob fort. „Jetzt bin ich an der Reihe. Waren Sie Lawrence treu?”
„Wieso sollten Sie mir glauben, wenn ich Ja sage?”
„Wieso sollten Sie lügen? Die Frau, die von den Medien präsentiert wurde, wäre jedenfalls stolz auf die Fähigkeit, jedem Mann den Kopf zu verdrehen.”
„Ich bin nicht mehr die Frau, die ich vor sechs Jahren war.”
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.”
Der Schmerz, den sie damals empfunden hatte, kehrte zurück. „Wir wollten heiraten.
Natürlich war ich ihm treu.”
„Dann war Lawrence also völlig grundlos eifersüchtig.”
Das war eine Feststellung und keine Frage. Vielleicht merkte sie deshalb nicht gleich, dass er näher kam, bis ihre Körper sich fast berührten.
„Ich … ich flirtete gern”, erwiderte sie. „Ich mochte Männer, aber ich hätte niemals … Er wusste das, als er mich bat, ihn zu heiraten.” Es fiel ihr schwer, ruhig zu sprechen. „Das war schon Ihre zweite Frage. Jetzt bin ich an der Reihe, Ihnen eine Frage zu stellen.”
Er legte ihr auch die andere Hand auf die Schulter. „Von mir aus.”
Claire öffnete den Mund - und schloss ihn wieder. Fragen waren gefährlich, weil sie Türen öffneten, und sie wollte keine weiteren Verbindungen zwischen diesem Mann und ihr herstellen. Unsicher schüttelte sie den Kopf.
„Wie krank ist Lawrence?”
„Sie sind nicht mit Fragen an der Reihe.”
„Gut, dann frage ich eben nicht, ob ich Sie küssen darf.”
Sie verkrampfte sich und wappnete sich gegen einen Angriff, doch Jacob stellte ihr eine Falle.
Er zog sie nicht an sich, presste nicht den Mund auf ihre Lip pen und gab ihr keine Gelegenheit, sich gegen ihn zu wehren. Stattdessen beugte er sich ganz langsam zu ihr, so dass sie sich mühelos hätte zurückziehen können.
Sie tat es nicht, weil er ihr soeben eine der Fragen, die sie nicht zu stellen wagte, beantwortet hatte. Eine Frage, die sie eigentlich an sich selbst richten sollte.
Wieso hatte sie sich von ihm hierher führen lassen?
Wegen dieses Kusses. Das war die Antwort. Sie schloss die Augen, blendete alles andere aus, als seine Lippen die ihren berührten. Genau deshalb war sie hier.
Wieso hatte er gewusst, dass sie das brauchte - den sanften Druck seines Mundes, das behutsame Streicheln seiner Hände auf ihrem nackten Rücken? Und wieso hatte sie nicht gewusst, wie hinreißend seine Sanftheit sein konnte? Sie weckte in Claire eine tiefe Sehnsucht nach mehr, und gleichzeitig gab er ihr das Gefühl, dass sie sich jederzeit zurückziehen konnte.
Erbebend teilte sie für ihn die Lippen, und er nahm Besitz von ihrem Mund. Gleichzeitig glitten seine Hände zu ihrer Taille, und Claires Sehnsucht verwandelte sich in heiße Leidenschaft.
Sie öffnete die Augen, als sie seine Brust unter dem seidigen Hemd ganz dicht an sich fühlte und die Wärme seiner Haut. Nur das heftige Pochen seines Pulses verriet, dass er nicht so ruhig war, wie er sich gab.
Claire schloss die Augen, weil sie ihn mit Händen und Lippen erkunden und ihm auf diese Art zeigen wollte, was sie sich wünschte.
Lass dich gehen , teilte sie ihm wortlos mit ihren streichelnden Händen mit. Begehre mich!
verlangte ihr weicher, süßer Mund. Wehr dich nicht dagegen! befahl ihr Herz, doch sie wusste nicht, ob das ihm oder ihr selbst galt.
Sie fühlte, wie Jacobs Verlangen wuchs, wie er sich anspannte und sie fester an sich drückte. Sehnsüchtig schmiegte sie sich an ihn.
Unvermittelt ließ er sie los.
Verwirrt öffnete sie die Augen. Jacob stand einige Schritte von ihr entfernt. Wenn es ihm so schwer fiel wie ihr, sich zu fassen, so zeigte er es jedenfalls nicht. Eine ganze Weile sahen sie einander nur stumm an.
„Was ist geschehen?” fragte sie und kam sich selbst albern vor. Sie hatten sich geküsst, was sonst. Doch es war ein Kuss gewesen, der ihre Welt auf den Kopf gestellt hatte.
„Habe ich Ihnen wehgetan?” fragte er.
Noch nicht, dachte sie. „Nein. Haben Sie es
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