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Hier und jetzt

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Titel: Hier und jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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noch etwas. Hatte Danny in letzter Zeit mit jemandem Streit?”
    „Du kennst Danny”, erwiderte Claire. „Jeder mag ihn.”
    „Hm. Ich habe seinen Bewährungshelfer zu seinem Vater ge schickt.”
    „Gut. Falls er Onkel Lou dazu bringt, die Tür zu öffnen, wird er vielleicht herkommen und sich erkundigen, wie es seinem Sohn geht.” Claire verzog den Mund. „Er ist nicht ans Telefon gegangen, als ich angerufen habe. Es ist Freitagnacht. Wahrscheinlich ist er benebelt.”
    „Vermutlich sind Danny und sein Vater nicht gut miteinander ausgekommen.”
    „Es war nicht schlimmer als üblich.”
    „Aber Danny ist sonst nie zu dir gezogen. Hat sein Vater ihn hinausgeworfen?”
    „Du glaubst, dass …? Nein! Du liegst falsch. Onkel Lou wird gemein, wenn er betrunken ist, aber nur mit Worten. Er wird nicht gewalttätig.”
    „Wahrscheinlich hat Danny keine Arbeit.”
    „Nein. Er hat angefangen, zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen, Jackie, aber das ist eine langwierige Sache. Niemand lässt sich mit einem solchen Angestellten auf ein Risiko ein.
    Wenn er erst lange genug trocken ist…”
    „Das sieht dir ähnlich”, sagte eine schroffe Männerstimme. „Du gibst dem Alkohol die Schuld am Versagen des Jungen. Du kannst nicht zugeben, dass es deine Schuld ist, nicht wahr? Es ist alles nur deine Schuld.”
    Sie drehte sich hastig zur Tür um und seufzte. „Onkel Lou.”
    Jacob hatte schon vorher erraten, wer der Mann war, der Claire ein klein wenig ähnlich sah, auch wenn sein Gesicht schlaff und alt wirkte. Sein Haar war vermutlich früher auch rot gewesen. Durch die blutunterlaufenen Augen wirkte er wie ein wütender Eber. Der Eindruck wurde durch die grauen Bartstoppeln verstärkt. Er roch nach Bier.
    „Du willst mich nicht hier haben. Du hast mich ja nicht mal angerufen, um mir zu sagen, dass mein Junge einen eingeschlagenen Schädel hat und operiert wird.” Die Stimmung des Mannes schlug blitzartig um. „Danny, mein armer Danny”, jammerte er.
    „Ich habe dich angerufen”, sagte Claire ruhig. „Du hast das Klingeln nicht gehört.”
    „Du hast immer einen schlechten Einfluss auf ihn gehabt, hast ihn von mir weggenommen und gegen mich aufgehetzt.” Er wur de wieder zornig. „Du Miststück hast dich in alles eingemischt. Du hast ihn hierher gebracht. Du und dein …”
    „Vorsicht”, sagte Jacob eisig. „Seien Sie lieber still.”
    „Wer sind Sie?” fragte Lou mürrisch.
    Jackie schob sich zwischen die beiden. „Mr. McGuire, ich bin Sergeant Muldrow. Könnten Sie mir einige Fragen beantworten?” Sie schob ihn einfach auf den Korridor hinaus.
    Jacob hätte den Mann lieber verprügelt, aber die Methode der Polizistin war vermutlich wirkungsvoller. Claire war blass und angespannt. Es war besser, ihr blieb eine weitere hässliche Szene erspart. Jetzt brauchte sie jemanden, der ihr in diesem Chaos half. Leider hatte sie im Moment nur ihn. „Geht es?”
    „Es ist ein Kreuz mit der Familie!” Claire versuchte zu lächeln. „Selbst an seinen besten Tagen ist Onkel Lou nur schwer zu ertragen.”
    „Es ist nicht Ihre Schuld, was geschehen ist.”
    „Ach nein?” Sie sah ihn ausdruckslos an. „Ich wusste, dass Ken mich möglicherweise suchen wird. Angeblich ist mit ihm jetzt alles in Ordnung, weil er im Gefängnis beha ndelt wurde. Ich glaube aber nicht an seine so genannte Heilung. Sein Brief hat mir Angst eingejagt. Ich bin geflohen, aber ich habe Danny zurückgelassen. Verdammt, ich habe ihm eingeschärft, dass er die Polizei ruft, falls Ken auftaucht! Warum hat er nicht auf mich gehört?”
    Jacob hatte keine Ahnung, wie er sie davon abbringen konnte, sich selbst die Schuld zu geben. „Sie sind nicht für Lawrences Taten verantwortlich.”
    „Kann sein, aber ich kenne Danny. Er glaubt, dass er mir etwas schuldet. Gut, ich habe ihm ein paar Mal geholfen, aber in Wahrheit schulde ich ihm etwas. Onkel Lou hat Recht. Ich war früher, als wir noch jung waren, nicht gut für Danny. Ich …” Sie schüttelte den Kopf. „Ach was, Sie wollen diese alten Geschichten nicht hören.”
    „Warum nicht?” Jacob wusste nicht, wie er sie trösten sollte, aber er konnte wenigstens zuhören. „Warum glauben Sie, dass Sie für Danny nicht gut waren?”
    „Weil es so war.” Sie strich sich übers Haar, das vom Fahrtwind zerzaust war.
    Jacob hätte am liebsten mit den Fingern durch diese wilden Locken gestrichen.
    Vorsichtshalber schob er die Hände in die Hosentaschen. „Sie meinen die Zeit, in der Sie

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