Hier und jetzt
tat. Es war verlockend, mit Jacob allein in dem stillen Haus zu sein. Die Dunkelheit wurde nur durch den schwachen Lichtschein der Wandleuchte, die er eingeschaltet hatte, durchbrochen. Vielleicht war sie auch nur zu müde, um sich zu bewegen.
Dennoch war sie nicht schläfrig, auch wenn sie nicht mehr richtig denken konnte und sich nach Ruhe sehnte. Immer wieder wälzte sie die gleichen Gedanken.
Vielleicht war ein Drink doch keine schlechte Idee. Jacob kam mit zwei halb gefüllten Gläsern zu ihr. Möglicherweise wurde sie dann endlich die lästigen Überlegungen los und konnte schlafen. Sie blieb auch gern noch einige Minuten in der Nähe dieses ungewöhnlichen Mannes.
„Ich sollte nichts trinken”, sagte sie trotzdem.
„Scotch mit Wasser.” Er reichte ihr ein Glas. „Hoffentlich sind Sie damit einverstanden.”
„Nur für medizinische Zwecke.”
„Offenbar mögen Sie Scotch nicht sonderlich.”
„Ken hat ihn stets getrunken.”
Er betrachtete das Glas in seiner Hand. „Hätte ich lieber irischen Whisky wählen sollen?”
„Es spielt keine Rolle, was mein Arbeitgeber trinkt.” Sie nahm einen Schluck. Der Geschmack war nicht schlecht, doch er brachte auch Erinnerungen mit sich. Darum stellte sie das Glas sofort weg.
„Freut mich, dass Sie mir wenigstens zugestehen, dass ich noch immer Ihr Arbeitgeber bin.
Trotzdem möchte ich diese Beziehung verändern. Nein”, wehrte er ab, als sie ihn unterbrechen wollte, „sagen Sie jetzt noch nichts. Geben Sie mir eine Chance, meinen Fall vorzutragen.”
„Wir sind hier nicht vor Gericht.” Sie strich das Haar zurück und massierte sich den Nacken. „Aber reden Sie nur. Ich kann Sie offenbar nicht daran hindern.”
„Erstens sollten Sie gar nicht daran denken, dieses Haus zu verlassen. Selbst wenn Sie mich nicht als Ehemann wollen, sind Sie hier besser aufgehoben als irgendwo sonst, wo Lawrence Sie erwischen kann. Ich biete Ihnen meinen Schutz, Claire”, betonte er.
„Unabhängig von Ihrer Entscheidung. Aber was ist, wenn Sonia in einem Monat zurückkommt?”
„Ich …” So weit im Voraus hatte sie noch nicht gedacht. Das hatte sie bisher sorgfältig vermieden. „Bis dahin wird Jackie Ken bestimmt schon verhaftet haben.”
„Vielleicht, aber bisher gibt es keine Beweise. Wenn Ihr Cousin nicht gegen Lawrence aussagen kann, sind ihr die Hände gebunden. Was machen Sie dann?”
„Wenn nötig, verlasse ich Dallas.”
„Und wenn er Ihnen folgt?” Jacob kam näher. „Claire, der Mann war offenbar sechs Jahre lang im Gefängnis von Ihnen besessen. Was machen Sie, wenn Ihre Freundin ihn nicht hinter Gitter bringt, bevor Sonia zurückkehrt? Falls Sie mich heiraten, ha ben Sie meinen Schutz so lange wie nötig.”
„Kommen Sie gar nicht auf den Gedanken, dass ich von nie mandem beschützt werden möchte?”
„Das ist aber nötig, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Und was ist schon dagegen einzuwenden? Jahrhundertelang haben Frauen geheiratet, um Schutz zu erhalten.”
„Das waren wohl die Zeiten, in denen Frauen als bewegliche Habe behandelt wurden, nicht wahr?”
„Na gut”, entgegnete er leicht amüsiert, „wie wäre es dann mit Geld, wenn Sie schon Schutz ablehnen? Auch das ist ein historisch verbrieftes Motiv für eine Heirat, und es ist noch immer sehr beliebt.”
„Durchaus bei manchen Frauen und auch bei Männern, aber mir erscheint das wie eine staatlich abgesegnete Form der Prostitution.”
„Nur wenn Sie mit mir ins Bett gehen. Wären Sie eigentlich leichter zu verführen, falls wir verheiratet wären?”
Sie versuchte, die Reaktion ihres Körpers auf die Vorstellung zu unterdrücken, von Jacob verführt zu werden. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie von Ihrer Ehefrau keinen Sex erwarten?”
Jetzt lächelte er nicht mehr belustigt. „Ich würde nie mehr erwarten, als Sie mir versprechen. Wir mussten im Vorhinein die Bedingungen aushandeln. Natürlich könnte es einiges geben, was wir nicht schriftlich festhalten.” Der amüsierte Ausdruck kehrte in seine Augen zurück. „Zum Beispiel die Vereinbarung, ob Sie mit mir ins Bett gehen oder nicht.”
„Jacob!” wehrte sie ab. „Bei einer Ehe handelt es sich nicht um einen Firmenzusammenschluss. Das ist keine geschäftliche Vereinbarung.”
„Sie kann es aber sein.”
„Nur, wenn der eine Partner dem anderen etwas zu verkaufen hat, und ich verkaufe mich nicht.”
„Dann heiraten Sie mich um Adas willen.”
„Wie bitte?” Erneut geriet sie aus dem
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