Hier und jetzt
über Scheidung diskutieren. Als ich das letzte Mal eine Frau heiraten wollte, glaubte ich zu wis sen, was sie von der Ehe erwartet. Ich habe mich geirrt.”
„Das letzte Mal?” fragte Claire erschrocken.
„Ich wollte eine Frau heiraten, die ich gut kannte. Leider wies sie mich ab.”
Claire konnte sich nicht zurückhalten. Sie musste laut lachen.
„Heute Abend amüsiere ich Sie offenbar andauernd”, stellte er fest.
„Ich lache über mich, nicht über Sie.” Er hatte sich nicht in sie verliebt - nicht in ihr Aussehen und schon gar nicht in ihr Wesen und ihre Persönlichkeit. Nein, er hatte offenbar einfach beschlossen zu heiraten, doch Liebe hatte nichts damit zu tun. „Dann bin ich also zweite Wahl. Nein, antworten Sie nicht”, verlangte sie lächelnd. „Sollte ich auf der Liste noch tiefer als auf Platz zwei stehen, will ich das gar nicht wissen.”
„Ich habe keine Liste”, entgegnete er gereizt. „Ich habe einen Grund für eine schnelle Heirat, aber ich habe keine Liste möglicher Ehefrauen.”
„Dann gibt also nur uns zwei.” Sie wurde wieder ernst. „Tut mir Leid, dass ich gelacht habe. Ich bin mir der Ehre bewusst, die Ihr Antrag für mich darstellt, aber …”
„Es wäre mir lieber, wenn Sie mir noch keine Antwort gäben.” Jacob bog in die lange Zufahrt zu seinem Haus ein. „Sie haben eine harte Nacht hinter sich. Ich wollte auch noch nicht darüber sprechen. Es kam ganz impulsiv, aber ich meine es aufrichtig.”
„Vermutlich haben Sie sich von einer momentanen Stimmung hinreißen lassen.”
„Sie lachen ja noch immer.” Er drückte den Knopf, mit dem man das Garagentor öffnete.
„Wenn Sie wüssten, was mir alles durch den Kopf geht…”
„Sie könnten es mir verraten.”
„Es ist nur eine Menge Unsinn, weiter nichts.”
Er fuhr schweigend in die riesige Garage und sagte auch nichts, als sie ausstiegen. Der Mond war untergegangen. Es war kühl und totenstill.
„Der Zeitpunkt war schlecht gewählt, nicht wahr?” sagte Jacob schließlich. „Ein Verrückter ist hinter Ihnen her. Bei meinem Antrag hatten Sie Angst, ich könnte auch auf Sie fixiert sein. Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht Ken Lawrence.”
„Nein, das sind Sie wirklich nicht.” Er war stark und gesund und nicht kaputt wie Ken.
Trotzdem … „Ken machte mir schon an unserem zweiten Abend einen Heiratsantrag.”
„Glauben Sie wirklich, ich wäre wie Lawrence, oder müssen Sie sich aus irgendeinem Grund ständig an ihn erinnern?”
Vielleicht sollte sie sich daran erinnern, wie glaubwürdig Ken gewirkt hatte und wie gern sie ihm vor allem glauben wollte.
Claire seufzte und schwankte vor Schwäche.
Jacob stützte sie. „Ich bin das völlig falsch angegangen. Wir sprechen am Morgen weiter.”
„Am Morgen”, murmelte sie entmutigt. „Am Morgen werde ich kündigen.” Und sie musste sich ein neues Zuhause suchen, auch wenn sie noch nicht wusste, wo das sein würde.
„Sie haben Ihrer Freundin versprochen, bei mir zu bleiben.”
„Das war, bevor ich Ihren Heiratsantrag abgelehnt habe. So etwas sorgt nicht gerade für ein angenehmes Arbeitsklima.”
„Sie haben meinen Antrag noch nicht abgelehnt.”
„Versucht habe ich es immerhin”, stellte sie nüchtern fest.
„Selbst wenn Sie mich nicht heiraten wollen, können Sie nicht kündigen. Ich brauche Sie, und Sie müssen hier bleiben, damit ich für Ihre Sicherheit sorgen kann.”
Er geleitete sie am Arm auf die Terrasse. Von hier führte eine Tür in die Bibliothek und eine in die Küche. Jacob näherte sich der Tür zur Bibliothek. „Lassen Sie uns etwas trinken.”
„Jetzt?” fragte Claire überrascht.
Er schloss die Terrassentür auf und tippte einen Code in das Kästchen, das neben der Tür an der Wand befestigt war. Claire folgte ihm kopfschüttelnd in die dunkle Bibliothek. „Jacob, es ist schon nach vier Uhr. Ich bin erledigt und möchte nicht länger wach bleiben und mich unterhalten.”
„Ich glaube aber nicht, dass Sie schlafen können, bevor Sie einige Antworten bekommen haben. Außerdem haben Sie genug von dieser Giftbrühe getrunken, die man im Krankenhaus für Kaffee ausgibt, um die Wände hochzugehen, wie müde Sie auch sein mögen. Ein Drink wird Ihnen helfen, sich zu entspannen.”
Es wäre vernünftig gewesen, ihm eine gute Nacht zu wünschen und in ihr Zimmer zu gehen, sich aus zuziehen und ins Bett zu fallen. Allein!
Trotzdem blieb Claire und wusste nicht einmal, weshalb sie das
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