Hier und jetzt
würde Ken auch ihn umbringen.
Plötzlich wurde sie ganz kalt und ruhig. Sie wusste nicht, ob sie sich retten konnte, aber sie musste Jacob retten.
Er war jedoch fest entschlossen, sie mit seinem Körper abzuschirmen. „Wenn Sie mich töten”, sagte er in dem gleichen gelassenen und beherrschten Tonfall, den er bei schwierigen Geschäftspartnern anwandte, „werde ich im Paradies bei Ihnen und Claire sein, und das wollen Sie doch nicht.”
„Nein, ich weiß nicht, wohin Sie gehen, doch bei uns werden Sie nicht sein. Das Schicksal hat Claire und mich füreinander bestimmt, aber sie kann den Versuchungen dieser Welt nicht widerstehen. ” Ken klang traurig. Weder zornig noch verrückt, nur traurig. „Sie will mir nicht wehtun. Sie ist einfach zu schön. Jeder Mann, der sie sieht, begehrt sie, und sie kann sich nicht dagegen wehren. Darum muss ich ihr helfen.”
„Es wird ihr nicht helfen, wenn Sie sie erschießen.”
„Natürlich verstehen Sie das nicht”, entgegnete Ken herablassend. „Sie können nicht begreifen, was uns beide verbindet. Leider werden Sie dieses Unverständnis mit dem Leben bezahlen.”
Claire sah, wie Ken den Arm hob. Und hinter ihm entdeckte sie Jackie, die auf ihn zurannte und sich auf ihn schnellte.
Jackie prallte von hinten gegen Ken und riss ihm im Fallen den Arm hoch.
Der Schuss ging los - senkrecht nach oben in den Himmel.
Es dämmerte, als sie das Haus erreichten. Jacob fuhr nicht nach hinten zur Garage. Das hätte ihm zu lange gedauert. Er wollte Claire in seinem Haus in Sicherheit wissen, auch wenn das keinen Sinn mehr ergab. Lawrence war wieder hinter Gittern.
Doch es war sehr knapp gewesen. Beinahe hätte er Claire verlo ren. Hätte Jackie Muldrow nicht etwas geahnt und sich auf ihr Gefühl verlassen … Vielleicht war es auch reiner Frust gewesen, der sie zum Krankenhaus getrieben hatte. Sie wollte noch ein Mal mit Danny sprechen und herausfinden, ob er sich doch an etwas erinnerte.
Wäre sie nicht rechtzeitig aufgetaucht…
Jacob wollte gar nicht daran denken.
Er hatte gesehen, wie Jackie zwischen den geparkten Wagen näher kam. Bis dahin hatte er gedacht, dass ihm nur die Möglichkeit blieb, sich auf Lawrence zu werfen und zu hoffen, dass Claire entkam. Sobald er die Polizistin entdeckte, hatte er versucht, Zeit zu gewinnen und den Mann zum Reden zu bringen.
Jacob schlug die Wagentür hart zu. Es half nichts.
Claire hatte die Finger ins Haar geschoben und den Kopf in den Nacken gelegt. Kein Lüftchen rührte sich. „Ich kann kaum glauben, dass es vorüber ist.”
Jacob betrachtete ihren zarten Hals. Es ist vorüber … Damit meinte sie die Angst vor Lawrence. Sie sprach nicht von ihnen beiden. Doch Claire brauchte ihn nicht mehr. Er hatte ohnedies nicht viel für sie getan, als es nötig gewesen wäre.
„Deine Freundin wird dafür sorgen, dass er endlich dort landet, wo er hingehört. Sie hat schließlich auch für alles andere gesorgt.”
Claire ließ die Hände sinken, sah ihn an und kam zu ihm. „Was ist denn nicht in Ordnung?”
„Nichts. Wir sollten hineingehen.” Er blieb jedoch stehen. Um ein Haar hätte er sie verloren.
„Irgendetwas stimmt nicht. Das sehe ich dir doch an.”
Er zwang sich zu einem grimmigen Lächeln. „Es war ein ereignisreicher Tag.”
„Und du hast mich nicht in den Armen gehalten, seit du mich fast zu Tode gequetscht hast, während Jackie Ken die Handschellen anlegte.” Sie kam noch näher und streichelte seine Wange. „Was ist denn, Jacob?”
Er verkrampfte sich noch mehr. „Wäre deine Freundin nicht rechtzeitig aufgetaucht…
Verdammt, Claire, ich war nutzlos! Ich habe dir versprochen, dich zu beschützen, aber als es hart auf hart ging, hat deine Freundin das erledigt.”
Sie sah ihn ungläubig an. „Du hast mich mit deinem Körper beschützt. Übrigens werde ich jedes Mal wütend, wenn ich daran denke. Was hättest du denn noch machen sollen?”
„Irgendetwas. Ich hätte irgendetwas tun müssen!” Er strich sich durchs Haar. „Ich will nie wieder so hilflos sein wie in dem Moment, in dem ich da stand und darauf wartete, dass er dir eine Kugel in den Leib jagt!”
„Dir in deinen Leib, du Idiot!” Sie packte ihn an den Schultern.
„Hast du denn keine Ahnung, was du für mich getan hast?”
Die ausgestandene Angst mischte sich mit Zorn - auf ihn selbst, auf Lawrence und auf das System, das Lawrence nicht verwahrt hatte. Und auf Claire, weil sie für die stürmischen Gefühle verantwortlich war, die
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