Hier und jetzt
doch deine Hilfe angenommen.”
„Nicht direkt.” Er warf ihr einen Blick zu. „Sie ließ mich alles arrangieren und sie zur Behandlung fliegen, aber sie weiß nicht, dass ich alles bezahle und wie viel es kostet. Und dabei soll es auch bleiben.”
„Kannst du das denn so machen?”
„Ich sagte ihr, dass ihre Versicherung den Großteil der Kosten übernimmt. Sie denkt, dass ihre Ersparnisse für den Rest reichen. Ich verwalte ihr Erspartes und das Geld für ihren Ruhestand”, erklärte er. „Ich schickte einen Teil ihres Ersparten an das Institut. Sie glaubt, dass das genügt.”
„Jacob, ich finde, du solltest es ihr sagen. Vielleicht wird sie deine Hilfe nicht gern annehmen, aber …”
„Nein!” wehrte er heftig ab. „Falls sie es herausfindet, verweigert sie vermutlich die nächste Behandlung.”
„Nein, sicher nicht. Es würde sie eher freuen zu wissen, wie viel du … ihr alle für sie fühlt.”
„Ada ist keine gefühlsbetonte Frau. Sie weiß, dass sie uns viel bedeutet.”
„Auch eine Frau, die keine Gefühle offen zeigt, möchte sich ge liebt fühlen”, behauptete Claire.
„Du verstehst das nicht.” Er suchte nach einer Möglichkeit, ihr alles zu erklären, ohne Dinge zu enthüllen, über die er nicht sprechen durfte. „Als ich klein war, machte mein Vater es ihr … schwer, im Haus zu arbeiten. Trotzdem ist sie geblieben, zuerst um meinetwillen, dann auch wegen Luke und Michael. Sie musste aber hart sein, um zu überleben. Sie gehört zu unserer Familie.”
„Es ist schwer für eine Frau, die Kinder anderer Frauen großzuziehen.”
Claires einfühlsame Bemerkung löste bei ihm eine Erinnerung aus. „Einmal warf er sie hinaus.”
„Dein Vater?”
„Ja.” Jacob wurde auch nach fünfundzwanzig Jahren noch zornig. „Nach allem, was Ada für uns aufgegeben hatte, warf der Kerl sie in einem Wutanfall hinaus. Wir holten sie natürlich zurück, aber sie wusste, dass es sich jederzeit wiederholen könnte. Sie blieb bei uns, aber sie musste sich emotional schützen. Ada erträgt es nicht, von jemandem abhängig zu sein.”
„Liebe, Verständnis und Zugehörigkeit… das sind wundervolle Geschenke. Ich beneide Ada.”
Jacob runzelte die Stirn. Immer wieder kam Claire auf Liebe zurück. Er vertraute diesem Wort nicht, weil sein Vater jede seiner Ehefrauen geliebt hatte. „Ich rede zu viel. Wir sind übrigens da.”
Das Krankenhaus war ein hoher Gebäudekomplex, der im Verlauf des letzten Jahrzehnts ständig gewachsen war. Im Schein der Nachmittagssonne leuchteten die Fenster golden.
Eichen warfen Schatten auf den Parkplatz. Jacob fand eine freie Stelle, schaltete den Motor jedoch nicht ab.
„Falls dein Cousin bis nächsten Samstag noch nicht entlassen wird, könnten wir die Trauungszeremonie hier abhalten”, schlug er vor. „In seinem Zimmer oder in der Kapelle.”
„Du wolltest in deinem Haus heiraten, und Cosmo hat schon dafür gesorgt…”
„Es ist nicht Cosmos Hochzeit”, unterbrach Jacob sie. „Ich habe noch nie geheiratet. Ich weiß nicht, wie man es macht, aber es soll richtig ablaufen. Wenn es für dich richtig ist, dass dein Cousin dabei ist, dann sorgen wir dafür.”
Lächelnd öffnete sie den Sicherheitsgurt, beugte sich zu Jacob und küsste ihn. Ihre Küsse waren ihm schon vertraut und überraschten ihn trotzdem immer wieder. Bevor er den Kuss jedoch richtig erwidern konnte, zog sie sich bereits zurück und streichelte sein Haar.
„Du bist ein guter Mensch, Jacob”, sagte sie leise. „Danke. Warten wir ab, was Dannys Arzt sagt, bevor wir uns entscheiden, einverstanden?”
Es wird klappen, dachte er optimistisch und stieg aus. Sie wollte ihn, und er glaubte, dass sie ihn auch mochte. Und zumindest zurzeit brauchte sie ihn. Darauf konnte man aufbauen.
Claire wartete nicht, bis er ihr die Tür öffnete. Sie kam ihm schon entgegen und drückte die Handtasche fest an sich. „Ich bin nicht daran gewöhnt, Diamanten mit mir herumzutragen.
Vielleicht hätten wir zuerst zum Haus fahren und das Kollier wegschließen sollen.”
Er griff nach ihrer Hand. „Du könntest es anlegen, wenn es dich nervös macht, es in der Tasche zu tragen.”
„Oh nein”, erwiderte sie verführerisch lächelnd. „Die Diamanten, die du mir geschenkt hast, werde ich das erste Mal nur für dich tragen, wenn wir ganz allein sind.”
Aus Vorfreude wurde Verlangen. Nur ein Kuss, dachte er und blieb stehen. Claire lächelte ihm entgegen. In ihren Augen fand er das gleiche
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