Hier und jetzt
Heirat drängte. Er sollte ihr Zeit lassen, bis sie ihm mehr vertraute, doch das ging nicht. Sie hätte es sich dann womöglich anders überlegt. Ken Lawrence wäre irgend wann hinter Gittern gelandet, und wenn die Bedrohung durch Ken aufhörte, würde sie ihn, Jacob, nicht mehr brauchen.
Er musste allerdings sehr vorsichtig sein, um sie nicht zu sehr zu bedrängen. Claire hatte einst einen anderen Mann geliebt. Sie hatte sich diesem Mann hingegeben und ihm versprochen, ihn zu heiraten, doch das hatte ihm nicht genügt. Lawrence war krank. Bei ihm hätte nichts genügt. Deshalb hatte er versucht, Claire zu zwingen, bei ihm zu bleiben.
Jacob wollte sie nicht an Ken Lawrence erinnern, doch er wollte sie unbedingt dazu bringen, ihn nicht mehr zu verlassen.
Heute hatte er den Chrysler genommen, damit sie es bequemer hatte. Die Ledersitze waren warm von der Sonne. Er schaltete die Klimaanlage ein und suchte nach einer Möglichkeit, um Claire wieder zum Sprechen zu bringen. „Wir könnten beim Krankenhaus vorbeifahren und nachsehen, ob dein Cousin wach ist.”
„Sehr gern, danke”, erwiderte sie lächelnd.
Es war unsinnig, dass er sich über ihre Dankbarkeit ärgerte, und dumm, sich wegen ihres Schweigens zu ängstigen. Ihre besorgte Miene bedeutete nicht, dass sie es sich wegen der Heirat doch noch anders überlegte. Sie hatte genug andere Sorgen.
Sie spielte nervös mit einem Knopf an ihrer Jacke. „Jacob, wegen der Hochzeit…”
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. „Ja?”
Sie seufzte. „Ich wünschte, Danny könnte dabei sein. Aber selbst wenn er am nächsten Wochenende aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte, wäre er noch nicht kräftig genug.
Er könnte nicht daran teilnehmen.”
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Danny darf nach der Entlassung nicht allein sein, wann immer das ist. Er sollte eine Weile bei uns bleiben, ob er an der Hochzeit teilnimmt oder nicht.”
Sie tastete nach seiner Hand und drückte sie. „Danke. Deswegen habe ich mir auch Sorgen gemacht, aber ich wollte nicht … Ich konnte dir keinen Gast aufbürden, der medizinisch betreut werden muss.”
„Unsinn”, wehr te er gereizt ab. „Wir werden heiraten. Es wird auch dein Haus sein.”
Sanfter fuhr er fort: „Hat sich deine Mutter wieder gemeldet, ob sie es bis zur Hochzeit zu uns schafft?”
„Ja, sie wird hier sein. Du könntest sie gar nicht fern halten. Meinen Stiefvater auch nicht.
Carl will mich dem Bräutigam übergeben. Das freut mich. Vielleicht heilt das endlich den Bruch, den ich als rebellische Jugendliche verursacht habe.”
„So schlimm warst du gar nicht, höchstens wild. Nach der Geschichte mit der Tätowierung muss ich dir in dem Punkt Recht geben. Hat deine Mutter sich eigentlich über die Neuigkeit aufgeregt?”
Claire lachte. „Sie hat zuerst einen Schock erlitten, aber sie hat sich schnell wieder erholt.
Es tut ihr nur Leid, dass sie uns beide nicht mit der Planung einer riesigen Hochzeit zum Wahnsinn treiben kann.”
„Das übernimmt schon Cosmo. Er hat mich den ganzen Nachmittag mit Fragen gelöchert.
Könntest du dich vielleicht um ihn kümmern?”
Als Ada und Cosmo hörten, dass sie beide heiraten würden, war Cosmo zue rst erstaunt und dann untröstlich gewesen, weil Jacob ihm „die schönste Blume der Stadt” unter der Nase wegge schnappt hatte. Danach hatte er sich sofort voller Begeisterung auf die Planung der Hochzeit gestürzt. Ada hatte Jacob nur einen scharfen Blick zugeworfen und angekündigt, später mit ihm zu reden.
„Ich kümmere mich gern um Cosmo”, versicherte Claire fröhlich. „Allerdings bin ich froh, dass ich ihm die weißen Tauben aus reden konnte. Hat Ada dich eigentlich schon zu diesem Gespräch unter vier Augen gezwungen?”
„Noch nicht”, erwiderte er grimmig, weil das nur eine Frage der Zeit war. „Ich werde ihr nicht verraten, warum ich heirate, aber sie kann es sich denken, wenn der Treuhandfonds aufgelöst wird.”
„Wird ihr denn nicht gefallen, was du zusammen mit deinen Brüdern für sie machst?”
„Ada ist sie unabhängigste Frau auf der ganzen Welt. Sie wollte nicht, dass ich von ihrer Krankheit erfahre, und meine Hilfe will sie schon gar nicht. Ihrer Ansicht nach wäre es für mich früh genug gewesen, mehr über ihren Gesundheitszustand herauszufinden, wenn sie eines Morgens nicht mehr aufgewacht wäre. Ich habe sie allerdings entdeckt, als sie am Fuß der Treppe zusammengebrochen war.”
„Letztlich hat sie
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