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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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– Plattenläden müssen so aussehen, und nur Phil-Collins-Fans geben sich mit solchen ab, die so sauber und proper wie ein Reihenhaus aussehen –, zum Teil, weil ich es nicht schaffe, ihn sauberzumachen oder zu renovieren.
    Rechts und links stehen Grabbelkisten, und ein paar zusätzliche am Fenster. CDs und Kassetten in Glasvitrinen an der Wand, und das ist es im großen und ganzen auch schon. Der Platz reicht gerade so, vorausgesetzt, es kommt keine Kundschaft, also reicht der Platz an den meisten Tagen gerade so. Das Lager hinten ist größer als der Verkaufsraum, aber wir haben eigentlich keinen Lagerbestand, nur ein paar Stapel Secondhandplatten, die niemand auszeichnen will, also dient der Lagerraum hauptsächlich dazu, darin herumzualbern. Ehrlich gesagt, ich kann den Laden nicht mehr sehen. Manchmal habe ich Angst, ich könnte ausrasten, das Elvis-Costello-Mobile von der Decke reißen, die »Country-Interpreten A-K«-Kiste auf die Straße schmeißen und abhauen, um einen Job im Virgin Megastore › Anmerkung anzunehmen und nie zurückzukehren.
    Dick legt eine Platte auf, irgendein psychedelisches West-Coast-Teil, und kocht uns Kaffee, während ich die Post durchsehe, und dann trinken wir Kaffee, dann versucht er ein paar Platten in die aus allen Nähten platzenden, knarrenden Plattenkisten zu zwängen, während ich ein paar Mailorder-Pakete packe, dann werfe ich einen Blick auf das Kreuzworträtsel im Guardian , während er in irgendeinem amerikanischen Rockmagazin liest, dann wirft er einen Blick aufs Kreuzworträtsel im Guardian , während ich das amerikanische Magazin lese, und ehe wir uns versehen, bin ich mit dem Kaffeekochen dran.
    Gegen halb elf wankt ein irischer Säufer namens Johnny herein. Er kommt uns etwa dreimal die Woche besuchen, und seine Besuche sind zu choreographierten und festgelegten Ritualen geworden, die weder er noch ich ändern wollen. In einer feindseligen und tückischen Welt sind wir füreinander verläßliche Größen, an die wir uns klammern.
    »Verpiß dich, Johnny«, erkläre ich ihm.
    »Mein Geld ist dir also nichts wert?« meint er.
    »Du hast kein Geld. Und wir haben nichts, was du kaufen möchtest.«
    Das ist sein Einsatz, um zu einem begeisterten Vortrag über Danas »All Kinds Of Everything« anzuheben, was wiederum mein Einsatz ist, hinter der Ladentheke vorzukommen und ihn zurück zur Tür zu expedieren, was sein Einsatz ist, sich auf eine der Plattenkisten zu stürzen, was mein Einsatz ist, die Tür mit der einen Hand zu öffnen, mit der anderen seinen Griff von der Kiste zu lösen und ihn rauszuschubsen. Wir haben diesen Bewegungsablauf vor ein paar Jahren entwickelt, beherrschen ihn also jetzt aus dem Effeff.
    Johnny ist unser einziger Vormittagskunde. Dies ist kein Job für Überambitionierte.
    Barry taucht erst nach dem Mittag auf, was nicht ungewöhnlich ist. Sowohl Dick als auch Barry sind als Teilzeitkräfte angestellt worden, jeder für drei Tage, aber kurz nachdem ich sie angeheuert hatte, fingen beide an, jeden Tag zu kommen, auch samstags. Ich wußte nicht, was ich dagegen machen sollte – wenn sie wirklich nicht wußten wohin und nichts anderes zu tun hatten, wollte ich kein Salz in die Wunden streuen, versteht ihr, womöglich löst das irgendeine seelische Krise aus –, also erhöhte ich ihren Lohn etwas und beließ es dabei. Barry verstand die Gehaltszulage als Aufforderung, seine Arbeitszeit zu verkürzen, also gab ich ihm danach keine mehr. Das war vor vier Jahren, und er hat nie ein Wort darüber verloren.
    Er kommt, einen Clash-Riff summend, in den Laden. Eigentlich ist »summen« das falsche Wort: Er macht dieses Gitarrengeräusch, das alle kleinen Jungs machen, das, bei dem man die Lippen schürzt, die Zähne zusammenpreßt und »DA-DA!« macht. Barry ist dreiunddreißig Jahre alt.
    »Alles senkrecht, Jungs? He, Dick, was läuft da für 'ne Musik, Mann? Stinkt zum Himmel.« Er verzieht das Gesicht und hält sich die Nase zu. »Puuh.«
    Barry schüchtert Dick ein. So sehr, daß Dick kaum ein Wort sagt, wenn Barry im Laden ist. Ich mische mich nur ein, wenn Barry wirklich verletzend wird, also schaue ich einfach zu, wie Dick nach der Hi-Fi-Anlage auf dem Regal über der Ladentheke langt und die Kassette ausmacht.
    »Weg mit der Scheiße. Du bist wie ein kleines Kind, Dick. Die ganze Zeit muß man auf dich aufpassen. Ich weiß allerdings nicht, warum ausgerechnet ich das immer tun muß. Rob, hast du nicht mitgekriegt, was er da laufen läßt? Was

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