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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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lassen, damit würden Dick und Barry mir eine Freude machen. Ich für meinen Teil werde mir die Beatles anhören, wenn ich nach Hause komme. Abbey Road wahrscheinlich, allerdings werde ich den CD-Player so programmieren, daß er »Something« überspringt. Die Beatles, das waren für mich Kaugummi-Sammelbilder und Help in der Samstagvormittag-Vorstellung, Spielzeuggitarren aus Plastik und auf Klassenfahrten aus vollem Hals »Yellow Submarine« in der hintersten Reihe des Busses zu singen. Sie gehören zu mir, nicht zu mir und Laura oder mir und Charlie oder mir und Alison Ashworth, und wenn sie schon Gefühle in mir wecken, dann wenigstens keine schlechten.

I ch hatte mir Sorgen gemacht, wie es wohl wäre, abends zurück in die Wohnung zu kommen, aber es läßt sich aushalten: Das trügerische Gefühl des Wohlbefindens, das ich seit dem Morgen hatte, hält noch vor. Und überhaupt wird es nicht ewig so sein wie jetzt, wo all ihre Sachen noch herumliegen. Sie wird sie bald wegschaffen und die Mary-Celeste-Atmosphäre › Anmerkung in den Räumen – das halbgelesene Julian-Barnes-Taschenbuch auf dem Nachttisch und die Schlüpfer im Wäschekorb – wird sich in nichts auflösen. (Frauenwäsche war eine schreckliche Enttäuschung für mich, als ich aufhörte, alleine zu leben. Ich habe mich nie richtig von dem Schock erholt, den es mir versetzte, als ich entdeckte, daß Frauen es so machen wie wir: Sie heben sich ihre beste Garnitur für die Nächte auf, in denen sie mit irgendwem ins Bett gehen wollen. Wenn man mit einer Frau zusammenlebt, tauchen plötzlich diese verblichenen, eingelaufenen, schäbigen Billigfetzen auf allen Heizkörpern im Haus auf. Deine lüsternen Schuljungenträume vom Erwachsensein als der Zeit, in der es für dich nur noch exotische Wäsche geben wird, in Ewigkeit, Amen … diese Träume zerfallen zu Staub.)
    Ich beseitige die stummen Zeugen der Dramen der letzten Nacht – das Gästeoberbett auf dem Sofa, die zerknüllten Papiertaschentücher, die Kaffeebecher mit den Zigarettenkippen, die in den kalten, mit schmierigem Film überzogenen Resten schwimmen, dann lege ich die Beatles auf, und nachdem ich mir Abbey Road und die ersten Nummern von Revolver angehört habe, öffne ich die Flasche Weißwein, die Laura letzte Woche mitgebracht hat, setze mich hin und schaue mir die kompletten Brookside- Folgen › Anmerkung an, die ich mir aufgenommen habe.
    In der gleichen geheimnisvollen Weise, in der Nonnen irgendwann gleichzeitig ihre Tage bekommen, haben Lauras Mum und meine Mum irgendwann ihre wöchentlichen Anrufe synchronisiert. Meine ruft als erste an.
    »Hallo, Schatz. Ich bin's.«
    »Hi.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Nicht übel.«
    »Wie war die Woche?«
    »Ach, das Übliche.«
    »Wie läuft der Laden?«
    »So lala. Mal so, mal so.« Mal so, mal so wäre großartig. Mal so, mal so würde bedeuten, daß manche Tage besser als andere wären, daß mal mehr, mal weniger Kundschaft gekommen wäre. So war es nun nicht, ehrlich gesagt.
    »Dein Dad und ich machen uns große Sorgen wegen dieser Konjunkturkrise.«
    »Tja ja. Du hast so was erwähnt.«
    »Du hast Glück, daß Laura so gut verdient. Wenn sie nicht wäre, könnte keiner von uns so ruhig schlafen.«
    Sie ist weg, Mum. Sie hat mich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Die Schlampe hat sich verpißt und mich allein gelassen … Ne. Kann ich nicht bringen. Ich glaube, jetzt ist nicht der Moment für Hiobsbotschaften.
    »Sie hat weiß Gott genug um die Ohren, auch ohne einen Laden voll verrückter alter Pop-Platten.«
    Wie soll man beschreiben, wie Menschen, die vor 1940 geboren sind, das Wort »Pop« aussprechen? Ich mußte mir gut zwei Jahrzehnte lang dieses höhnische, einsilbige Aufstoßen meiner Eltern anhören, zusehen, wie sie mit vorgerecktem Kopf und idiotischem Gesichtsausdruck (weil Popfans ja solche Idioten sind) das Wort ausspuckten.
    »… Ich wundere mich, daß sie dich nicht dazu bringt, alles zu verkaufen und dir einen vernünftigen Job zu suchen. Es ist ein Wunder, daß sie das so lange mitgemacht hat. Ich hätte dich schon vor Jahren verlassen, um voranzukommen.«
    Halt dich zurück, Rob. Laß dir von ihr nicht auf die Nerven gehen. Schnapp nicht nach diesem Köder. Laß … ach, scheiß drauf.
    »Tja, sie hat mich gerade verlassen, um voranzukommen. Das müßte dich eigentlich freuen.«
    »Wo ist sie hingegangen?«
    »Ich hab' verdammt noch mal keine Ahnung. Sie ist einfach … weg. Ausgezogen. Verschwunden.«
    Darauf folgt

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