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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Auto und versuchen die Gesangsharmonien von »Love Hurts« zu treffen, singen völlig falsch und lachen. Im wirklichen Leben haben wir das nie gemacht. Wir haben niemals im Auto gesungen und wir haben niemals gelacht, wenn wir etwas falsch machten. Darum sollte ich zur Zeit keine Popmusik hören.
    Heute abend ist es eigentlich einerlei. Entweder könnte Marie mich ansprechen, wenn ich gehe, und mich fragen, ob ich Lust hätte, essen zu gehen. Oder ich könnte nach Hause gehen und Laura dort vorfinden, die Tee trinkt und nervös auf Vergebung wartet. Beide Tagträume klingen gleich verführerisch, und beides würde mich sehr glücklich machen.

    Marie macht nach etwa einer Stunde eine Pause. Sie sitzt auf der Bühne und trinkt in großen Schlucken Budweiser aus der Flasche. Ein Typ kommt mit einem Karton voll Kassetten und stellt ihn neben ihr auf die Bühne. Die Kassetten kosten fünf Pfund neunundneunzig, aber sie haben keine Pennies, also kosten sie in Wirklichkeit sechs. Wir kaufen ihr alle eine ab, und zu unserem Entsetzen spricht sie uns an.
    »Amüsiert ihr euch?«
    Wir nicken.
    »Schön, ich mich nämlich auch.«
    »Schön«, sage ich, und mehr fällt mir im Moment nicht ein.
    Ich habe nur einen Zehner und stehe dumm rum, während der Typ nach vier Pfund in Münzen herumkramt.
    »Stimmt es, daß du jetzt in London lebst?« frage ich sie.
    »Ja. Sogar ganz hier in der Nähe.«
    »Gefällt's dir?« fragt Barry. Nicht schlecht. Mir wäre das nie eingefallen.
    »Es geht. He, ihr Jungs müßtet das eigentlich wissen. Gibt es hier in der Ecke gute Plattenläden, oder muß ich dafür ins West End?«
    Warum beleidigt sein? Wir sind die Sorte Typen, die sich mit Plattenläden auskennt. So sehen wir aus und so sind wir auch.
    Barry und Dick überschlagen sich fast im Bemühen, es zu erklären.
    »Er hat einen!«
    »Er hat einen!«
    »In Holloway!«
    »Gleich die Seven Sisters Road hoch!«
    »Championship Vinyl!«
    »Wir arbeiten da!«
    »Wird dir gefallen!«
    »Komm vorbei!«
    Sie lacht über diesen Sturm der Begeisterung.
    »Was verkauft ihr?«
    »Ein bißchen von allem, was taugt. Blues, Country, alten Soul, New Wave …«
    »Klingt spitze.«
    Jemand anderes will mit ihr sprechen, also lächelt sie uns freundlich zu und wendet sich ab. Wir gehen zurück an unseren Platz.
    »Wieso habt ihr vom Laden erzählt?« frage ich die anderen. »Ich wußte nicht, daß das geheime Informationen sind«, meint Barry. »Ich meine, ich weiß, daß wir keine Kundschaft haben, aber ich hielt das für einen Mißstand, nicht für eine Geschäftsstrategie.«
    »Sie wird kein Geld ausgeben.«
    »Nein, natürlich nicht. Deswegen hat sie auch gefragt, ob wir irgendwelche guten Plattenläden kennen. Sie will nur vorbeikommen und uns die Zeit stehlen.«
    Ich weiß, daß ich mich dumm anstelle, aber ich möchte nicht, daß sie in meinen Laden kommt. Wenn sie in den Laden käme, könnte ich wirklich anfangen, sie zu mögen, und dann würde ich unentwegt darauf warten, daß sie kommt, und wenn sie dann käme, wäre ich nervös und linkisch und würde sie schließlich auf eine tolpatschig-umständliche Art auf einen Drink einladen, und entweder würde sie meine Absicht nicht erfassen, und ich käme mir wie ein Idiot vor, oder sie würde mich kalt abweisen, und ich käme mir wie ein Idiot vor. Und auf dem Nachhauseweg nach dem Gig frage ich mich bereits, ob sie morgen vorbeikommen wird und ob das dann irgendwas zu bedeuten hätte, und wenn es das hätte, wem von uns es gelten würde, obwohl Barry wohl nicht im Rennen ist.
    Scheiße. Ich hasse diesen ganzen Mist. Wie alt muß man werden, bis das aufhört?

    Als ich nach Hause komme, sind zwei Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter, eine von Lauras Freundin Liz und eine von Laura. Sie lauten so:

    1) Rob, Liz hier. Wollte nur mal hören, ob du, na ja, ob du okay bist. Ruf uns mal an. Äh … ich bleibe neutral. Vorerst. Alles Liebe, tschüs.
    2) Hi, ich bin's. Ich brauche noch ein paar Sachen. Kannst du mich morgens auf der Arbeit anrufen? Danke.

    Verrückte könnten alles mögliche aus beiden Anrufen herauslesen, geistig Gesunde kämen zu dem Schluß, daß die erste Anruferin herzlich und teilnehmend ist und daß man der zweiten am Arsch vorbeigeht. Ich bin nicht verrückt.

I ch rufe Laura gleich frühmorgens an. Ich fühle mich elend, als ich die Nummer wähle, und noch elender, als mich die Telefonistin durchstellt. Früher wußte sie, wer ich bin, aber jetzt klingt ihre Stimme gleichgültig.

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