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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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traurig, und sie blickt starr geradeaus, um nicht zu weinen.
    »Es tut mir leid. Ich habe ein paar falsche Entscheidungen getroffen. Deswegen bin ich heute abend zum Laden gekommen. Weil ich dachte, ich müßte jetzt mal mutig sein.«
    »Hast du jetzt Angst?«
    »Ja, natürlich. Ich fühle mich schrecklich. Das hier fällt mir schwer, verstehst du?«
    »Gut.«
    Schweigen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe tausend Fragen, die ich stellen möchte, aber das sind alles Fragen, die ich im Grunde nicht beantwortet haben möchte: Seit wann triffst du Ian, und war es wegen der, du weißt schon, der Sache mit den Geräuschen von oben, und ist es besser (was? würde sie dann fragen; alles, würde ich sagen), und ist es wirklich aus und vorbei oder nur so eine Art Phase, und – so kleinmütig werde ich schon – hast du mich wenigstens ein bißchen vermißt, liebst du mich, liebst du ihn, willst du bei ihm bleiben, willst du Kinder von ihm, und ist es besser, ist es besser , IST ES BESSER?
    »Ist es wegen meines Jobs?«
    Wie komme ich auf so was? Natürlich ist es nicht wegen meines dämlichen Jobs. Warum habe ich das gefragt?
    »Oh, Rob, natürlich nicht.«
    Deswegen habe ich das gefragt. Weil ich mir selbst leid tat und irgendeinen billigen Trost hören wollte: Ich wollte ein nachsichtig tadelndes »Natürlich nicht« zu hören bekommen, während ich, hätte ich die Große Frage gestellt, ein verlegenes Dementi, ein verlegenes Schweigen oder ein verlegenes Geständnis zu hören bekommen hätte, und nichts von dem wollte ich haben.
    »Glaubst du das etwa? Daß ich dich verlassen habe, weil du nicht imposant genug für mich bist? Ein bißchen was Besseres könntest du mir schon zutrauen.« Aber wieder sagt sie das freundlich, in einem Ton, den ich aus längst vergangenen Zeiten kenne.
    »Ich weiß nicht. Das ist eine Sache, an die ich gedacht habe.«
    »Und woran noch?«
    »Der naheliegende Kram halt.«
    »Was ist der naheliegende Kram?«
    »Keine Ahnung.«
    »Also ist er doch nicht so naheliegend.«
    »Nein.«
    Wieder Schweigen.
    »Läuft es gut mit Ian?«
    »Jetzt laß das, Rob. Sei nicht kindisch.«
    »Wieso ist das kindisch? Du lebst schließlich mit dem Kerl zusammen. Ich wollte nur wissen, wie es klappt.«
    »Ich lebe nicht mit ihm zusammen. Ich wohne nur ein paar Tage bei ihm, bis ich mir darüber klar bin, was ich machen soll. Sieh mal, dies hier hat mit niemand anderem etwas zu tun. Das weißt du doch, oder?«
    Das sagen sie immer. Sie sagen immer, immer, daß es nichts mit jemand anderem zu tun habe. Ich halte jede Wette, wäre Celia Johnson am Schluß von Begegnung mit Trevor Howard durchgebrannt, dann hätte sie ihrem Ehemann erzählt, es hätte nichts mit einem anderen zu tun. Das ist die erste Regel des Liebestraumas. Ich mache meinem Unglauben in einem ziemlich abstoßenden und unangemessen komischen Schnauben Luft, und Laura muß beinahe lachen, besinnt sich aber eines Besseren.
    »Ich bin gegangen, weil wir wirklich nicht weiterkamen oder auch nur miteinander redeten, und ich in einem Alter bin, in dem ich mit mir ins reine kommen will, was ich mir mit dir nicht vorstellen konnte, hauptsächlich, weil du offenbar nicht fähig bist, mit dir selber ins reine zu kommen. Und hinzu kam noch, daß ich irgendwie an einem anderen interessiert war, und daraus wurde mehr, als es hätte werden sollen, also hielt ich es für richtig zu gehen. Aber ich habe keine Ahnung, was aus der Sache mit Ian auf Dauer wird. Wahrscheinlich gar nichts. Vielleicht wirst du ein bißchen erwachsener, und wir bringen die Dinge ins Lot. Vielleicht sehe ich keinen von euch beiden je wieder. Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß, ist, daß jetzt nicht die richtige Zeit ist, hier zu wohnen.«
    Wieder Schweigen. Warum sind Menschen – um genauer zu sein: Frauen – so? Es zahlt sich nicht aus, so zu denken, mit all diesem Durcheinander, den Zweifeln und der Tristesse, den unklaren Konturen, wo ein klares, scharfes Bild sein sollte. Ich stimme zu, daß man jemand neuen kennenlernen muß, um mit dem alten zu brechen – man muß schon unglaublich mutig und reif sein, um etwas aufzugeben, nur weil es nicht besonders gut läuft. Aber man kann so was nicht so halbherzig angehen, wie Laura es gerade tut. Als ich anfing, mich mit Rosie, der Simultanorgasmenfrau, zu treffen, war das anders; was mich anbelangte, war sie eine ernsthafte Perspektive, die Frau, die mich schmerzlos aus der einen Beziehung in die andere führen würde, und daß

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