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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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war wenigstens Kotzen in Seligkeit, und ihr Gerede davon heitert mich nicht eben auf, und ich unterbreche sie. Und dann fängt sie mit einem Wie-hast-du-dir-das-nur-eingebrockt-Vortrag an, der, wie ich wohl weiß, nur ein Ergebnis ihrer Panik und Machtlosigkeit ist, aber heute ist nun mal mein Tag, und auch das will ich mir nicht anhören. Sie hält sich allerdings gut, als ich ihr den Mund verbiete: Weil sie mich immer noch wie ein Kind behandelt, sind Geburtstage Gelegenheiten, bei denen ich mich wie eins benehmen darf.
    Laura ruft mitten in Robocop 2 aus einer Telefonzelle an. Das ist sehr interessant, aber vielleicht ist jetzt nicht der Moment, zu besprechen, warum – nicht mit Laura zumindest. Vielleicht später, mit Liz oder sonstwem, aber nicht jetzt. Das ist jedem klar, der kein kompletter Idiot ist.
    »Warum rufst du aus der Telefonzelle an?«
    »Tue ich das?« sagt sie. Nicht die geschmeidigste Antwort.
    »Mußtest du Geld oder eine Karte in den Schlitz stecken? Stinkt es grauenvoll nach Urin? Wenn die Antwort auf eine der Fragen ›ja‹ lautet, ist das eine Telefonzelle. Warum rufst du aus einer Telefonzelle an?«
    »Um dir zum Geburtstag zu gratulieren. Tut mir leid, daß ich vergessen habe, dir eine Karte zu schicken.«
    »Ich meinte nicht …«
    »Ich war eben auf dem Weg nach Hause, und ich …«
    »Warum hast du nicht gewartet, bis du da warst?«
    »Was hat es für einen Zweck für mich, irgendwas zu sagen? Du glaubst doch, du kennst die Antwort sowieso.«
    »Ich will mich nur gerne bestätigen lassen.«
    »Hast du einen schönen Tag?«
    »Nicht schlecht. Nackte Kanone 2 1/2: sehr lustig. Robocop 2: nicht so gut wie der erste. Bislang jedenfalls.«
    »Du guckst Videos?«
    »Mache ich.«
    »Ganz alleine?«
    »Ja. Lust, vorbeizukommen? Terminator 2 hab' ich noch vor mir.«
    »Ich kann nicht. Ich muß nach Hause.«
    »Na dann.«
    »Trotzdem.«
    »Wie geht's deinem Dad?«
    »Nicht so schlecht im Moment, danke der Nachfrage.«
    »Gut.«
    »Mach dir einen schönen Tag, okay? Fang was Ordentliches damit an. Vertrödel nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher.«
    »Zu Befehl.«
    »Hör auf, Rob. Es ist nicht meine Schuld, daß du alleine bist. Ich bin nicht der einzige Mensch, den du kennst. Und ich denke an dich, es ist nicht so, als hätte ich das sinkende Schiff verlassen.«
    »Sag Ian, ich lasse grüßen, okay?«
    »Sehr witzig.«
    »Ist mein Ernst.«
    »Weiß ich. Sehr witzig.«
    Erwischt. Er will nicht, daß sie anruft, und sie wird ihm nicht sagen, daß sie's gemacht hat. Cool.

    Nach Terminator 2 habe ich einen kleinen Durchhänger. Es ist noch vor vier, und obwohl ich mich durch zwei grandiose Schrottvideos und den größten Teil meines Sixpacks gekämpft habe, kann ich noch immer das Gefühl nicht loswerden, daß mein Geburtstag nicht so besonders ist. Da wären noch Zeitungen zu lesen und Kassetten aufzunehmen, aber, mal ehrlich. Statt dessen hänge ich mich ans Telefon und fange an, meine eigene Überraschungsparty im Pub zu organisieren. Ich werde ein paar Leute zusammentrommeln, versuchen zu vergessen, daß ich sie angerufen habe, mich gegen acht auf ein stilles Bier in den Crown oder den Queen's Head um die Ecke begeben und mir von Gratulanten auf die Schultern hämmern lassen, die ich im Leben nicht dort erwartet hätte.

    Es ist allerdings schwerer, als ich gedacht hatte. London, ha? Genausogut könnte man Leute fragen, ob sie sich ein Jahr freinehmen und mit einem um die Welt reisen wollen, wie sie zu fragen, ob sie später noch Lust hätten, auf einen kleinen Drink vor die Tür zu gehen: Später heißt später im selben Monat, oder später im Jahr, oder den Neunzigern, aber niemals später am selben Tag. »Heute abend?« machen sie alle, die ganzen Leute, die ich seit Monaten nicht gesprochen habe, Exkollegen oder alte Collegefreunde oder Leute, die ich durch Exkollegen und alte Collegefreunde kennengelernt habe. »Später heute abend?« Sie sind konsterniert, verblüfft, sie sind leicht amüsiert, aber in erster Linie können sie es einfach nicht glauben. Da ruft irgendwer an und schlägt einen kleinen Umtrunk am Abend vor, aus heiterem Himmel, kein Filofax zur Hand, keine Listen mit Alternativveranstaltungen, kein langes Beratschlagen mit einem Partner? Absurd.
    Aber einige von ihnen lassen Anzeichen von Schwäche erkennen, und diese Schwäche nutze ich gnadenlos aus. Es ist keine von den Oooh-ich-sollte-wirklich-nicht-aber-ein-kühles-Bierchen-Schwächen; es ist eine

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