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High - Genial unterwegs an Berg und Fels

High - Genial unterwegs an Berg und Fels

Titel: High - Genial unterwegs an Berg und Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lama
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»Meataholic« am Cerro Trinidad Sur, mit Katharina eine freie Version von »Mucho Mucho Granito Arriba«, eine über 1000 Meter lange Route am Cerro Trinidad. Das war der Berg, den ich im Alpinist gesehen hatte. Daniel gab der Route den Namen »Footsy Variation«.
    Wir schliefen im Freien. Wir kochten über dem Lagerfeuer und genossen die Wildnis. Nur Heiko kriegte die Sache mit den Pumas nie ganz aus dem Hinterkopf.
    Am Weihnachtstag marschierten wir bei strömendem Regen durch den Dschungelhohlweg hinaus, der Transporter holte uns ab und brachte uns nach Puerto Montt. Katha ging es nicht besonders gut, sie legte sich ins Hotel. Wir machten in einer Bar Rast, um einen Tee zu trinken. Irgendwann fiel mir ein, dass wir Heiligabend hatten. Zur Feier des Tages bestellte ich einen Gin Tonic, und Jorg bestellte sich auch einen.
    Wir prosteten einander zu und tranken ein bisschen. Auf einmal starrte mich Jorg mit großen Augen an.
    »Was ist los?«
    »Du bist so …rot …«
    Mein Blick fiel auf meine Hände. Rot wie ein Hummer.
    Ich schaute in den Spiegel hinter der Bar. Das Gesicht, als wäre ich im Solarium eingeschlafen. Ich hob das T-Shirt, ich zog meine Socken aus: mein ganzer Körper war knallrot.
    »Soll ich dich ins Spital bringen?«, fragte Jorg, der schon ein bisschen beschippert war.
    Ich lehnte großzügig ab. Ich war zwar rot wie ein Schlumpf blau, aber ich fühlte mich nicht schlecht. Tatsächlich verschwand die Farbe eine Viertelstunde später wieder, zuerst aus dem Gesicht, dann von Händen und Füssen, zuletzt war nicht einmal ein feines Rosa übrig.
    »Du hast eine Gin-Tonic-Allergie«, behauptete Jorg.
    »Hab ich nicht!«
    »Wetten?«, fragte Jorg.
    »Jederzeit«, antwortete ich.
    Es war dann keine Gin-Tonic-Allergie. Erprobt und bewiesen.

Einundzwanzig
    Ich fuhr zur Weltmeisterschaft nach China, um dort zu gewinnen. Der Wettkampf in Qinghai war eindeutig mein sportlicher Saisonhöhepunkt des Jahres 2009. Ich hatte in dieser Saison bisher nur in Hall und Wien an Boulder-Weltcups teilgenommen, war einmal Siebter und einmal Dreizehnter geworden. So konnte das nicht weitergehen.
    Die Erlebnisse in den großen Wänden hatten immer mehr dazu beigetragen, meine Konzentration auf das Training in der Halle zu stören. Ich kletterte nach wie vor gern in der Halle, aber wenn draußen das schönste Wetter war, konnte ich mich manchmal nicht überwinden, zum Training zu gehen. Stattdessen fragte ich mich immer, was ich denn an so einem Tag in der Halle zu suchen hatte.
    Klettern ist mehr als ein Sport. Klettern ist Philosophie. Eine Lebenshaltung. Ich habe Klettern als Beruf und Lebensinhalt gewählt, weil mir dieser Sport mehr gibt als ein normaler Sport. Klettern erzählt von Freiheit. Wer klettert, trifft seine eigenen Entscheidungen, sucht sich seine Projekte aus und entscheidet selbst, welche Risiken er eingeht – in jeder Hinsicht.
    Als ich mit dem Klettern begann, reichte mir das Erlebnis in der Halle, um zufrieden und erfüllt zu sein. Es dauerte aber nicht lange, bis ich mich am echten Fels wohler fühlte als an den geschraubten Griffen. Als ich meine ersten anspruchsvollen Touren ging, mit Daniel und Jorg Dinge erlebte, die ein Geschenk der Natur und des gemeinsamen Wahnsinns waren, rückte das alpinistische Klettern mir immer mehr ans Herz. Wieder begegnete mir das Motiv der Freiheit: die Freiheit, mir auszusuchen, wo ich klettere, drinnen oder draußen, in der Halle oder mit meinen Freunden in den großartigen Wänden der Welt.
    Der deutsche Kletterer Wolfgang Güllich sagte einmal: »Zum Klettern gehört auch Kaffeetrinken.« Er meinte damit, dass das Rundherum genauso Teil des Sports ist wie der Sport selbst. Was man mit den Kollegen gemeinsam erlebt. Beschwerliche Anreisen. Langweilige Flug häfen. Verschwundenes Gepäck. Improvisationen. Die Tage nach dem Wettkampf, an denen wir irgendwohin fahren und klettern gehen. Immer wieder Spaß. Spaß an den einmaligen Situationen, die wir erleben.
    Umgekehrt ist es natürlich ein außerordentliches Gefühl, einen Wettkampf zu erleben, bei dem es dir so richtig hineinläuft. Du merkst schon beim Aufwärmen, wie stark du heute bist und wie heiß aufs KIettern. Die Bewegungen sind sicher, die ersten Schwierigkeiten schmelzen richtig vor dir weg, und wenn die Leute unten in der Halle Allez, Allez schreien und du zielstrebig zum Topgriff unterwegs bist, wenn du weißt, dass heute keiner mehr so weit kommt wie du, und wenn der Wirbel immer lauter wird bis zum

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