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High - Genial unterwegs an Berg und Fels

High - Genial unterwegs an Berg und Fels

Titel: High - Genial unterwegs an Berg und Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lama
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der Landschaft, wir gingen nur. Manchmal Abzweigungen nach links oder rechts, aber wir blieben auf unserem Weg – er war so gut wie jeder andere Weg. Eine Stunde im grünen Tunnel. Noch eine. Langsam wurde die Gruppe unruhig. Schön blöd: ans Ende der Welt zu reisen und die Wände, die man machen will, nicht finden.
    Dann plötzlich Licht. Wir traten aus dem Urwald, und vor uns tat sich ein breites, wunderbares Tal auf. Die Wolken waren verschwunden, und die Sonne beleuchtete die großartigen Granitwände, die links und rechts von uns in die Höhe wuchsen.
    Sofort verwandelte sich die Mundfaulheit des rhythmischen Marschierens in fröhliches Geplapper, so als hättest du ein Rudel Kinder mit verbundenen Augen auf einen Riesenrummelplatz geführt, wo alles umsonst ist, und jetzt streiten sie sich darum, mit welcher Bahn sie zuerst fahren sollen: Da will ich hinauf, nein, dort, schau, dort hinten …
    Das war es für uns: ein überdimensionaler Spielplatz. Ein Spielplatz, auf dem es Spielzeug ohne Ende und für alle gibt, und du darfst dich richtig austoben. Darfst Feuer machen und Bäume abschlagen. Kannst in einen wunderschönen Fluss mit klarem Wasser schwimmen gehen, oder sagen wir: die Füße hineinhalten. Denn zum Schwimmen war es selbst für die ganz Harten von uns etwas zu kalt.
    Schlaraffenland.
    Wir drückten aufs Tempo, um zu unserem Refugio zu kommen. Wir brauchten noch eine Stunde, eine Stunde voller Pläne und Spinnereien. Wer selbst nicht klettert, hat keine Ahnung, wie eine Wand aus Granit sich auf die Psyche von ein paar Kletterern auswirkt. Was sie sehen und was sie fühlen, worüber sie reden und was es bedeutet, wenn sie so mit den Händen herumfuchteln.
    Das Refugio, in dem wir uns die nächsten Wochen aufhalten wollten, war ein schmucker Pfahlbau. Als wir ankamen, begrüßten uns Daniel, ein Amerikaner, und seine argentinische Frau. Die beiden lebten hier am Arsch der Welt während des ganzen Sommerhalbjahrs, mit ihrem Kind, das unpassenderweise den Namen Zen trug. Jorg nannte es immer den »Zenmaster«, dabei war Zen die Hölle von einem Kind, ungeheuer nervig. Er hatte immer ein Stück Holz in der Hand, mit dem er über den Tisch schleifte und laut einen Hobel nachmachte – mir läuft noch heute eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran denke. Sobald Zen jedoch den Mund hielt, war es großartig im Refugio. Friedlich und schön.
    Wir schmissen die Rucksäcke ins Quartier, dann machten Jorg und ich uns auf den Weg, Wände schauen.
    Zuerst scannten wir die Wände mit Daniels Teleskop. Suchten Linien aus, verglichen sie mit den Topos, untersuchten eine Wand nach der anderen auf den Spaß hin, den wir mit ihr haben würden. Wir konnten es buchstäblich nicht erwarten. Marschierten am selben Tag noch ein Stück in eines der Nebentäler hinein, um dem Fels näher zu sein. Am nächsten Tag gingen wir mit dem gesamten Gepäck los, wir hatten uns beim abendlichen Pow-Wow darauf geeinigt, zuerst den Cerro La Junta zu versuchen.
    Wir waren mit der Erwartung aufgebrochen, der Fels würde so ähnlich sein wie im Yosemite. Aber wir wurden bitter enttäuscht. Statt der perfekten Risse, die wir uns erhofft hatten, fanden wir Felsen vor, die von urzeitlichen Gletschern rund und glatt poliert worden waren. Auf vielen Felsen klebte Moos und anderer Dreck. Hansjörg und ich mussten das erste Projekt, das wir uns vorgenommen hatten, abbrechen, bevor wir es richtig gestartet hatten.
    Wir mussten die Routen aus einer anderen Perspektive anschauen und neue Kriterien einbeziehen. Wuchs zum Beispiel über den Wänden Buschwerk und andere Vegetation, bedeutete das, dass Dreck in der Wand sein würde, den man wegputzen muss. Diese Wände kamen dann schon nicht mehr infrage für uns, wir waren zum Klettern hier und nicht zum Putzen. Außerdem mussten wir die Wände danach beurteilen, wie sie von den gigantischen Gletschern beeinflusst worden waren. Die Wände, die auf den ersten 300, 400 Metern glatt geschliffen worden waren, konnte man kaum klettern. Ab der Höhe, die der Gletscher nicht erreicht hatte, warteten freilich schöne Risse.
    Wir mussten lernen, den Berg neu zu lesen. In einer Fremdsprache. Wir mussten uns damit abfinden, dass der polierte Granit kaum Absicherungen zuließ, aber wir hatten trotzdem einen Riesenspaß. Sobald wir uns an die Verhältnisse gewöhnt hatten, kletterten wir super Routen, darunter sechs Erstbegehungen – bei zwei von ihnen war ich dabei.
    Mit Hansjörg und Heiko kletterte ich

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