High - Genial unterwegs an Berg und Fels
Platte wieder an und verschwanden im Abteil von Michail und Olga. Wir konnten hinter verschlossener Tür nur hören, dass heftig diskutiert wurde. Eine Viertelstunde später gingen die Typen mit einem sehr speziellen Smile im Gesicht an unserem Abteil vorbei. Sie verschwanden, ohne sich weiter um die schwarzen Säcke zu kümmern oder um uns.
Als Michail das nächste Mal in unser Abteil kam, fragten wir ihn natürlich, was da gelaufen sei.
»Nichts«, antwortete er und wischte sich den Schweiß von seiner Glatze. Dann brachte er Äpfel und Wodka. Er wollte denselben Smile, den die Grenzpolizisten im Gesicht gehabt hatten, in unserem Gesicht sehen.
Wir diskutierten natürlich, was hinter der Deckenplatte verborgen sein könnte. Aber immer wenn einer sagte: »Jetzt schau ich nach!«, stürzte der telepathisch oder nachrichtendienstmäßig gewarnte Michail ins Abteil, um weiteren Chai oder Wodka zu bringen, und später löste sich die Frage, ob über unseren Köpfen wohl Drogen, Falschgeld oder Haarwuchsmittel versteckt waren, im monotonen Singen der Eisenbahnschwellen auf.
Aber die Story war noch nicht vorbei. Bald nach der kirgisischen Grenze tauchten Michail und Olga zusammen auf. Ohne sich weiter um uns zu kümmern, schraubten sie die Deckenplatte ab und versuchten, die schwarzen Säcke aus ihrem Versteck zu holen, aber sie schafften es nicht, weil sie viel zu dick waren, um in die kleine Nische hineinzulangen. Also gingen wir ihnen, freundlich wie wir sind, ein wenig zur Hand, dann waren die Säcke weg, Michail und Olga waren weg, und wir beobachteten die beiden dabei, wie sie irgendwo auf der Strecke das Fenster herunterrissen und die Säcke über den Bahndamm hinunter in die kirgisische Dämmerung schleuderten. Wir einigten uns darauf, dass wohl doch kein Haarwuchsmittel in den Säcken gewesen war.
In Kirgistan hatte sich die Landschaft langsam verändert. Die Ebene, die wir ewig lang durchquert hatten, schien sich zusammenzufalten. Zuerst stiegen Hügel, dann Gebirgszüge aus der Ebene empor und bauten sich hintereinander auf. Es war, als bereite sich die Landschaft auf die Ankunft einiger Kletterer vor, die nach 72 Stunden im Zug das Bedürfnis hatten, sich mit ein bisschen Bewegung für die lange Reise zu entschädigen.
Von Bischkek reisten wir weiter in den Südwesten. Die Straßen: mehr Schlaglöcher als Asphalt. In Woruch blieb unser Mercedesbus stehen und mit ihm die Zeit. Frauen schleppten Wasser in Kübeln, auf den Straßen liefen Pferde, Schafe und Hühner. Wir verluden das Gepäck auf Esel, die mit uns in das Kara-Su-Tal wandern würden. Die Gegend war ein geopolitischer Emmentalerkäse. Überall Löcher. Enklaven. Exklaven.
Dörfer, in denen nach der Auflösung der Sowjetunion die meisten Einwohner Kirgisen waren, gehörten in Zukunft zu Kirgistan.
Dörfer mit mehr Usbeken zu Usbekistan.
Dörfer mit Tadschiken zu Tadschikistan.
Wir bewegten uns mit Visa für drei Staaten insgesamt auf fünf Territorien, denn niemand wusste genau, wo die Grenze nach Tadschikistan verlief, und als ich einmal an einer Stelle aus dem Bus steigen musste, wo die Grenze zwischen Usbekistan und Kirgistan genau am Straßenrand verlief, pisste ich einfach nach Usbekistan, ohne dafür eine schriftliche Genehmigung zu haben.
Wir gingen dann mit der Eselkarawane entlang dem Fluss Karavshin in die Berge hinein. Es war schön, eine beeindruckende, aber karge Berglandschaft, in der hin und wieder Aprikosenbäume standen, die gerade Früchte trugen. Die Früchte waren reif, und sie schmeckten um Welten besser jede andere Marille, die ich vorher gegessen hatte.
Bei einem dieser Obstgärten war das erste Camp geplant, aber wir verpassten es. Wir waren spät losgegangen, so dass es schon dunkel geworden war. Wir marschierten mit den Stirnlampen einfach weiter, und ich weiß nicht, wie es passierte, aber wir marschierten am Camp vorbei weiter in die Dunkelheit, bis uns zwei Kirgisen entgegenkamen, die aufgeregt auf uns einredeten. Der Dolmetscher übersetzte: »Dort oben sind Soldaten. Wenn ihr weitergeht, schießen die auf euch.«
Die Gegend, in der wir uns befanden, gilt einerseits als Korridor für afghanisches Rauschgift, das nach Russland gebracht wird. Außerdem sind regelmäßig Islamisten unterwegs, die dem »Islamic Movement of Uzbekistan« angehören und von ihren Ausbildungslagern in Pakistan und Afghanistan zurückwandern. Eine Gruppe von Männern, die sich nachts der Militärstation nähert, und bei den Soldaten
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