High Heels im Hühnerstall
es wahrscheinlich nicht gern mit dir teilen, und wenn sie in mein aufblasbares Bett kommt, könnte sie es mit ihren Krallen kaputt machen, deshalb müssten wir sie zu Tango in die Küche sperren.«
»Mach dir keine Sorgen, ich bin mir sicher, dass wir uns für meine nächste Übernachtung etwas einfallen lassen.« Sophie drückte Bella einen Kuss auf den Kopf.
»Aber wie wäre es«, sagte Louis, dessen Fingerspitzen unter der Decke Sophies Oberschenkel streichelten, »wie wäre es, wenn du hinunterlaufen und die Coco Pops herausholen würdest – heute ist doch Coco-Pops-Tag, oder?«
»Nein, Daddy, heute ist Shreddies-Tag, das weißt du ganz genau. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich brauche keine Coco Pops, damit ich mit Sophies Übernachtung fertig werde.«
»Stimmt, also gut.« Louis wirkte angemessen zerknirscht. »Wie wäre es, wenn du hinunterlaufen und die Shreddies herausholen würdest? Und ich bin in einer Sekunde unten?«
Bella blieb im Bett liegen und kuschelte sich in Sophies Armbeuge.
»Ich bin froh, dass ich dich habe, Tante Sophie«, sagte Bella.
»Und ich bin froh, dass ich dich habe.« Sophie schlang die Arme um Bella und drückte sie sanft an sich.
»Du bist meine ABF«, erklärte Bella.
»Und du die meine«, antwortete Sophie, die keine Ahnung hatte, was mit ABF gemeint war, allerdings war ihr klar, dass es dem Kind viel bedeutete.
»Ich weiß«, erwiderte Bella. Sie warf von der Seite einen Blick auf ihren Vater.
»Daddy, können wir dieses eine Mal einen Coco-Pops-Tag haben, auch wenn es eigentlich keiner ist?«
»Also gut, dann los«, antwortete Louis.
Sie sprang aus dem Bett, rannte in den Flur und brüllte: »Izzy, steh auf! Tante Sophie hat hier übernachtet, und heute ist Coco-Pops-Tag!«
»Dann nichts wie los!«, rief Izzy, als sie nur wenige Sekunden nach ihrer Schwester die Treppe hinuntertrampelte.
»Das war heikel«, sagte Sophie, die sich aufs Bett zurückfallen ließ und die Zimmerdecke anstarrte. »Ich habe darauf gewartet, dass sie mich fragt, wo mein Schlafanzug ist … Das hätten wir ihr oder Izzy ersparen sollen. Das war unüberlegt, tut mir leid.«
»Ich finde, dass sie es ziemlich cool aufgenommen hat«, stellte Louis fest und schob die Hand über ihren Bauch nach oben, bis sie auf ihrer Brust liegen blieb.
»Ich weiß, dass sie sich cool und gefasst gibt, aber sie ist noch ein Kind; alle beide sind Kinder. Kinder, die in letzter Zeit eine Menge durchgemacht haben und ziemlich wenig Stabilität hatten, können keine neuen Überraschungen gebrauchen.«
»Meinst du, herauszufinden, dass du hier geschlafen hast, oder denkst du an die Sache mit Seth?« Louis seufzte, und zog seine warme Hand von ihrem Körper zurück, als er sich auf den Rücken rollte.
»Na ja …« Sophie zögerte. Bis zu diesem Augenblick hatte sie gar nicht mehr an die vergangene Nacht gedacht und sich nur an die Zeit erinnert, in der Louis sie in den Armen gehalten hatte. Entscheide von Fall zu Fall, hatte Cal ihr geraten. Und warte, was passiert.
»Wie ist es eigentlich mit Seth gelaufen?«, fragte sie vorsichtig.
»Schlecht.« Louis rieb sich kräftig über das Gesicht. »Es ist sehr schlecht gelaufen. Wendy sagte, wir sollten gleich auf den Punkt kommen und gar nicht erst um den heißen Brei herumreden. Deshalb saß ich in seinem Wohnzimmer, als er aufkreuzte – und als ich ihn sah, Soph … Das war so sonderbar. Ich war mir nicht sicher, wie ich mich fühlen würde, aber ich dachte, ich würde gewiss etwas fühlen – wie ein Funken des Erkennens, etwas in meiner Brust. Weißt du, dieses Ziehen, das man verspürt, wenn man die Kinder anschaut. Als ich aus Peru zurückgekommen bin, war es in dem Augenblick da, als ich Bella und sogar Izzy gesehen habe, die ich ja kaum kannte – dieser Schmerz, der dir sagt, dass du sie liebst. Aber ich saß da und sah diesen … diesen Mann an, und ich … Na ja, da war nichts. Und das muss er wohl von meiner Miene abgelesen haben, er muss es gewusst haben.«
»Und, was ist passiert?«
»Es war, wie ich gesagt habe. Er kam herein, sah mich da sitzen, und Wendy sagte: ›Seth, das ist Louis. Louis ist dein Vater‹, einfach so. Eine Sekunde oder zwei ist er stumm stehen geblieben und hat nur von ihr zu mir und wieder zurück geschaut, und dann gesagt: ›Ich habe keinen Vater, ich habe nie einen Vater gehabt, und jetzt brauche ich auch keinen mehr. Er kommt etwa zwanzig Jahre zu spät.‹ Und er ist hinausgegangen, ohne sich noch einmal
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