Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
Vom Netzwerk:
unheimlich cool«, stellte Jules mit gedämpfter Stimme fest. »Wie in einem Krimi.«
    »Ja«, pflichtete ihr Karloff mit leuchtenden Augen bedächtig bei. »Als gäb’s da so vermoderte alte Wälzer voller, na ja, unglaublicher Geheimnisse. Irgendwie in so einem uneinnehmbaren schwarzen Turm versteckt, oder was in der Art. Bewacht von einem Drachen oder so was Ähnlichem.«
    »Also, ich hoffe wirklich, dass sie nicht vermodert sind«, warf Isabelle ein wenig besorgt ein.
    »Sind die Dinger viel wert, Isabelle?«, wollte Belladonna träge wissen und lackierte einen weiteren langen Fingernagel dunkelviolett. »Vielleicht hat er sie ja längst bei eBay vertickt oder so.«
    »Oh nein!« Isabelle war augenblicklich entsetzt, obwohl sie noch nie von eBay gehört hatte. »Ich hoffe, er hat sie nicht verkauft.«
    »Ist nicht allzu wahrscheinlich«, warf Chrissie ein. »Fass das jetzt nicht falsch auf, Darling, aber Meredith Quince ist, ähm, wirklich was ziemlich Ausgefallenes, weißt du?«
    »Es gibt eine Society in ihrem Namen«, verteidigte sich Isabelle.
    »Äh, ja, aber die Leute da sind doch alle ziemlich angestaubt, oder?«
    Angestaubt oder nicht, Isabelle hatte ihre Freunde aus der Quince Society durchaus ins Herz geschlossen. Wahrscheinlich würde Chrissie aus allen Wolken fallen, wenn er das erführe, aber ihre jüngste Bekanntschaft mit der Welt der Fashion-Pioniere hatte sie den eigenwilligen Kleidergeschmack jener schätzen gelehrt, die mit Mode überhaupt nichts am Hut hatten. Roberta und Selina hatten sich ihre Topf-Haarschnitte verpassen lassen, weil sie ihnen gefielen, und nicht, weil sie sie an irgendeinem brandheißen brasilianischen Model gesehen hatten. Maud trug ihre getönte Brille nicht in dem Bemühen, cool zu sein, sondern weil ihr klar geworden sein musste, dass sie damit auf andere
herrlich respekteinflößend wirkte. Und was Lucy betraf, so war sich Isabelle ziemlich sicher, dass sie sich die Anregungen für ihre knallbunten Pullover und ihre Legwarmer nicht von der Titelseite der Vogue holte. Die kühnen Farbkombinationen waren ganz einfach Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Nach zwei vollen Wochen mit Savage und ihrer Crew war dergleichen unbeschreiblich wohltuend.
    Danach, erinnerte sich Isabelle, während Karloffs Lieferwagen in Richtung Clerkenwell durchs West End ratterte, konnte man vielleicht behaupten, dass das Ganze gründlich aus dem Ruder gelaufen war. Chrissie hatte für alle etwas vom Chinesen bestellt, und weil es ziemlich lange gedauert hatte, bis das Essen kam, hatte Isabelle leichtsinnigerweise zwei Gläser Wein auf nüchternen Magen getrunken und damit eine ihrer eigenen eisernen Regeln gebrochen. Das hatte ihre Selbstbeherrschung gefährlich beeinträchtigt. Später, als Chrissie, Ivy und Karloff angefangen hatten, einen »Sondereinsatz« zu planen, um die Manuskripte herbeizuschaffen, hatte Isabelle, anstatt etwas Vernünftiges und Ernüchterndes von sich zu geben, lediglich hilflos gelacht. Als Resultat waren sie jetzt alle hier und kletterten in den frühen Morgenstunden aus dem Lieferwagen auf das trübe beleuchtete Geviert hinaus, wo das selbst ernannte »Lesezeichen« sein Domizil hatte.
    Zunächst verbrachten The Coven viel Zeit damit, zu kichern und sich gegenseitig laut zum Schweigen zu mahnen, während Chrissie und Jules darüber diskutierten, wie man am besten ins Haus des Agenten einbrechen sollte. Isabelle hörte mit einem Gefühl der Unwirklichkeit zu und sagte sich entschieden, dass das ganze verrückte Unterfangen sowieso bald abgeblasen würde. Doch ehe sie es sich versah, hockte sie oben auf der Ziegelmauer, die die Straße von den tiefer liegenden Privatgärten trennte. Jenseits der Gärten ragte eine beängstigende Reihe hoher Häuser auf. In einem davon
wohnte der kontaktscheue Celadon und enthielt ihr sein Wissen über den Verbleib der Manuskripte vor. Es war verlockend – dieser Mann wusste alles über The Splodge ! Sie blickte zu Jules, Chrissie und Karloff hinunter, die von den Blumenbeeten her winkten. Alles, was sie im Dunkeln erkennen konnte, waren die blassen Gesichter ihrer Freunde, die zu ihr heraufschauten. Während sie wie erstarrt dasaß, kletterten Ivy, Legend und Belladonna an ihr vorbei über die Mauer.
    » Darling! «, rief Chrissie in gereiztem Bühnenflüsterton. »Hör auf zu trödeln und komm sofort hier runter!«
    Wie elektrisiert sprang Isabelle mit einem Satz in die Finsternis.
    »Verdammt! Wir haben nicht daran gedacht, was von

Weitere Kostenlose Bücher