High Heels und Gummistiefel
clever, nicht? -, also ist das kein Problem.«
»Das ist echt klasse«, stellte Legend fest, als sie neben Jules und Belladonna in den Lieferwagen stieg. »Weil, ich hab schon immer mal was machen wollen, was ein bisschen illegal ist.«
»Eigentlich ist das, was wir tun werden, vollkommen illegal«, bemerkte Isabelle verständig und schnallte sich an. »Das ist eine
entrée par effraction, weißt du, heu ... ich weiß nicht, wie das auf Englisch heißt.«
»Vielleicht Einbruch , Darling?«, fragte Chrissie leichthin.
»Isabelle? Nach rechts oder nach links?«, erkundigte sich Karloff vom Fahrersitz her.
»Ich weiß nicht genau«, antwortete sie mit mutloser Stimme. Das Gefühl, in einem irren Traum gefangen zu sein, wurde mit jeder Minute stärker.
»Nach links«, wies Jules Karloff entschlossen an. »Und dann immer den Schildern zum West End nach.«
»Keine Angst, Isabelle«, sagte Ivy freundlich. »Wir besorgen dir die Dinger, so einfach ist das.«
Isabelle lächelte sie automatisch an und biss sich auf die Lippe. Was gestern Abend als eine Art Scherz am Küchentisch seinen Anfang genommen hatte, geschah jetzt erstaunlicherweise tatsächlich. Sie hätte dem Ganzen viel früher Einhalt gebieten müssen, zum Beispiel als Chrissie den Geistesblitz mit dem perfekten Einbrecher-Outfit gehabt hatte, oder als Legend damit geprahlt hatte, dass es kein Schloss gäbe, das sie nicht aufbekäme. Noch war es nicht zu spät, das alles aufzuhalten. Doch als sie den Mund öffnete, legte Chrissie, der hinter ihr saß, ihr die Hände auf die Schultern.
»Also, Darling, du musst dich ein bisschen zusammenreißen. Es ist ja vielleicht illegal, bei dem Kerl einzubrechen, aber es gibt doch absolut keine andere Möglichkeit für dich, an diese Manuskripte ranzukommen, oder?«
»Ich meine, das hast du doch gestern Abend selbst gesagt«, fügte Legend hinzu. »Hört sich an, als wäre der alte Sack total misstrauisch. Ist doch ganz klar, dass der was zu verbergen hat.«
Rückblickend, dachte Isabelle verärgert, wäre es vielleicht besser gewesen, den Mund zu halten, nachdem sie gestern Abend vom
Treffen der Quince Society zurückgekommen war. War es so eine geniale Idee gewesen, Chrissie und The Coven von ihrer Entdeckung zu erzählen? Anfangs war ihre Eröffnung mit einem Chor aus »Was? Wer ist wieder aufgetaucht? Was für’n Paul?« aufgenommen worden.
Und tatsächlich hatte auch Isabelle einen oder zwei Augenblicke gebraucht, um zu erfassen, von wem Wendy sprach, als die schafähnliche Lady erwähnte, sie hätte Paul Celadon vor dem British Museum gesehen.
Isabelle hatte die Ohren gespitzt. Paul Celadon? Wo hatte sie diesen Namen schon einmal gehört?
»Wissen Sie, Isabelle, Paul war Merediths Literaturagent«, hatte Fern erklärt. »Vor vielen Jahren.«
Natürlich, dachte Isabelle: Paul Celadon war der Autor von Mein Leben als Lesezeichen! Er war derjenige, der Meredith weitere literarische Experimente ausgeredet hatte. Tatsächlich hatte Isabelle vor Weihnachten ein ganzes Kapitel über ihn verfasst. Doch sie hatte niemals darüber nachgedacht, dass er ein lebendiger Mensch sein könnte, und nicht nur ein bildlicher Ausdruck in Merediths Kreativlandschaft. Und seitdem war so viel passiert, dass der Name zu einer fernen Erinnerung geworden war.
»Paul? Paul?«, hatte Lucy gekläfft. »Ha! Der muss doch hundert Jahre alt sein. Wie dem auch sei, ich dachte, er ist nach Ostengland gezogen.«
»Sei doch nicht so albern, Lucy«, hatte Maud geschnaubt. »Leute wie Paul sterben nie. Die kriechen bloß unter irgendeinen Stein.«
In diesem Augenblick hatte der eichhörnchenhafte Herbert Merryweather sich beiläufig erkundigt: »Also, Miss Peppy-on, Sie hatten ja wohl kein Glück dabei, die Manuskripte aufzutreiben, wie? Nicht einmal«, fügte er mit wehmütigem Unterton hinzu, »das von Der Tod der Bauchrednerin?«
»Nein, leider nicht. Ich habe in Merediths Haus überall danach gesucht.«
»Ha, ja!«, hatte Lucy gebellt. »Anständig von dem jungen Quince, finde ich, Sie da so richtig rumwühlen zu lassen. Hat sich am Schluss ja doch als recht netter Kerl erwiesen.«
Zu ihrem Entsetzen hatte Isabelle das bedrohliche Kribbeln aufsteigender Tränen verspürt. »Oh ja, er ist sehr nett«, murmelte sie. »Er ist wunderbar.« Verzweifelt beschwor sie die Selbstbeherrschung der Papillons, während sie auf ihren Teller hinabstarrte und ein winziges Stückchen Pastinakenkuchen abbrach.
Lucy ließ ihre scharfen blauen Augen
Weitere Kostenlose Bücher