High Heels und Gummistiefel
sich und sanken auf der Wolldecke auf die Knie.
»Ich gebe mir die Schuld an dem, was damals passiert ist«, gestand Tom, während er mit halsbrecherischer Geschwindigkeit sein Hemd aufknöpfte und es sich vom Leibe riss. »Ich habe beim ersten Mal zu viel Tempo gemacht und dich verschreckt.«
Isabelle presste sich gegen seine Brust. »Ach, es war nicht deine Schuld.«
»Es war blöd von mir. Wir hätten es langsamer angehen lassen sollen.«
»Nein, nein, das glaube ich nicht«, wehrte sie ab, öffnete rasch seinen Gürtel und zog den Reißverschluss seiner Hose herunter. »Ich war nur ganz verwirrt von dem, was ich empfunden habe«, erklärte sie, während sie ihn geschickt befreite und liebkoste. »Das ist mir jetzt klar.«
Tom warf einen raschen Blick an sich hinunter auf das, was sie tat. Als sie sein scharfes Einatmen hörte, schaute Isabelle auf. »Tue ich dir weh?«
» Nein . Ganz im Gegenteil.« Er küsste sie heftig, die Finger tief in ihrem Haar, dann sagte er: »Korrigier mich, wenn ich mich irre, Isabelle, aber heißt das, dass du dich in Paris nicht verlobt hast?«
Isabelle grinste ihn an.
»Ganz im Gegenteil.« Sie ließ sich zurücksinken und zog ihn mit sich zu Boden.
Als sie mit unfassbarer Unbeschwertheit wieder begannen, schloss Isabelle einen Moment lang die Augen. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie einen Pfeil durch einen blauen Himmel dahinschießen sehen, ein wunderschönes Bild des freien Fluges. Sie hatte das Gefühl, sie und Tom schössen gemeinsam durch die Luft. Sie waren der Pfeil, die unbeirrbare Zielsicherheit des Pfeils und der anmutige Bogen, den er beschrieb, ehe er mit einem befriedigenden »Tock!« in der Mitte der Zielscheibe einschlug – konzentrische Kreise in leuchtendem Technicolor-Rot, -Gelb und -Blau.
Als sich ihre Schenkel hoben und um ihn schlossen, öffnete sie die Augen und biss ihm entzückt in die Schulter. Kurz darauf, von den rhythmischen Vibrationen, die ihre Aktivitäten erzeugten, losgeschüttelt, fiel ein kleiner Gegenstand von einem der Regale, prallte von Toms heftig arbeitenden Rücken ab und rollte auf den Boden. Zu diesem Zeitpunkt bemerkte er es nicht, und Isabelle auch nicht.
Später, als Isabelle sich auf einen Ellenbogen stützte und Tom betrachtete, der in höchst reizvoller Pose platt auf dem Bauch lag, fiel ihr der kleine Meteorit auf dem Boden auf, und sie griff danach. Es war etwas Rundliches, eingewickelt in ein Stück dünnes Papier.
»Tom, was ist das?«
Er rollte sich auf die Seite und begutachtete mit zusammengekniffenen Augen den Gegenstand in ihrer Hand. »Oh, ich dachte doch, ich hätte irgendwas gefühlt. Das ist ein Apfel, ist bestimmt von einem von den Borden gefallen. Wahrscheinlich ein Egremont Russet. Davon hatte ich diesen Herbst unheimlich viele. Eine sehr feine Apfelart – nussig. Iss ihn ruhig, wenn du magst.«
Vorsichtig wickelte Isabelle das Papier von dem Apfel ab. »Du lagerst hier Äpfel?«
»Ja, dafür sind diese Borde da – zum Lagern. Das Papier ist zum Schutz.«
»Oh... der ist ja wunderschön.«
»Ja, nicht wahr? Lass mich mal abbeißen, okay?«
Gemeinsam machten sie dem Apfel den Garaus, dann hob Isabelle das zusammengeknüllte Papier auf, in der Absicht, das Kerngehäuse darin einzuwickeln. Auf dem Papier war etwas gedruckt, und automatisch wanderte ihr Blick über die Worte.
»Tom?«
»Mmm?«
»Womit hast du deine Äpfel eingewickelt?«
»Na ja, normalerweise hätte ich Zeitungspapier genommen, aber
der Recyclingwagen war gerade erst da gewesen, deshalb hat Rosie die Dinger in irgendwelches Altpapier gewickelt, das sie irgendwo gefunden hat.«
»Altpapier, das sie wo gefunden hat?«, wollte Isabelle wissen und erhob sich plötzlich in aller Eile. »Hast du noch mehr davon?«
»Ja, auf den Borden. Ich glaube, sie hat alles verbraucht. Wir hatten wirklich eine ganz schöne Ernte.«
Isabelle schwirrte der Kopf. Sie starrte die ringsum im ganzen Schuppen aufgestellten Trockenborde an, bestückt mit Dutzenden sorgfältig eingewickelter Äpfel. Dann strich sie das Blatt Papier glatt, das sie in der Hand hielt, und reichte es Tom.
»Was glaubst du, was das hier ist?«
Er ging nackt zum Tisch hinüber, um seine Brille zu holen, und studierte das Blatt einen Augenblick lang.
»Ungewöhnlich. Eine Art... Gedicht?«
»Ein Gedicht«, wiederholte Isabelle mit zitternder Stimme. »Ja, oh ja! Tom, hilf mir: Wir müssen all die Äpfel wieder auswickeln.«
32
Daisy und Isabelle
»Grundgütiger,
Weitere Kostenlose Bücher