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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Gesicht sah, beherrschte sie sich gerade noch rechtzeitig. Sie fuhr fort: »Marie-Laure hat mir erzählt, was ihr damals passiert ist – aber im Vertrauen, verstehst du? Deshalb dachte ich, ich könnte es dir nicht sagen. Man muss schließlich die Privatsphäre anderer respektieren. Das verstehst du doch, oder? Auf jeden Fall, so, wie du dich am Paris-Plage verhalten hast, hatte man den Eindruck, dass du wusstest, was du tust. Das haben alle gedacht, als wir nachher darüber geredet haben.
    Ja, dieses kleine Notizbuch, darin führen sie Buch über die Punkte. Ich glaube, als sie dich auf Claires Party gesehen haben, war die Frage lediglich, wer dich als Erster kriegt. Wie beim Pferdewetten. Dasselbe ist letztes Jahr passiert, als Amelies kleine Brieffreundin aus der Schweiz zu Besuch kam. Aber bei ihr ging es nur um ein paar Küsse auf einer Party. Es war also nicht so demütigend wie das, was dir passiert ist. Und sie ist nach ein paar Tagen wieder nach Hause gefahren. Aber du musst hierbleiben und dich für den Rest des Jahres damit herumschlagen. Was glaubst du, wie du damit zurechtkommen wirst? Nimm es nicht zu persönlich. Es hat
so viele andere gegeben. Französische Männer sind nun mal Frauenhasser. Ständig reden sie von la misogynie dieses, la misogynie jenes. Das finden sie urkomisch.« Agathe strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und lächelte ein wenig. »Und wenn ich du wäre, dann würde ich aufhören, die Fransen von deinem Pashmina so zu Zöpfen zu flechten. Du machst ihn noch kaputt.«
     
    »Im Jardin du Luxembourg?«, fragte Marie-Laure ungläubig. »Nein! Oh, er ist einfach unverbesserlich. Weißt du, genau da hat er mir auch gesagt, dass es aus ist.«
    In ihrer Verzweiflung hatte Daisy Marie-Laures Nummer aus Isabelles Rolodex herausgesucht. Gott sei Dank, dass Isabelle so gut organisiert war. Jetzt saß Daisy auf einem Sofa bei Marie-Laure zu Hause. Ein kleines Obsttörtchen stand unberührt vor ihr. Ihr Tee wurde in der Tasse allmählich kalt.
    »Das Komische ist, es ist noch gar nicht so lange her, aber ich weiß nicht mehr, was er zu mir gesagt hat«, fuhr Marie-Laure fort und schlug ihre langen Beine übereinander. »Wahrscheinlich so ein klassischer Spruch wie: Es war alles ein furchtbarer Fehler, es hätte nie passieren dürfen. Wir sind spazieren gegangen. Wir haben uns an den Händen gehalten. Es war ein wunderschöner Tag, und ich habe mich nach den anderen Leuten umgeschaut, und das Ganze hat mich vollkommen kalt erwischt. Es ging sehr schnell, in zwei Minuten war’s vorbei. Bei dir auch? Ja, Octave geht gern schnell vor. Er ist ein Experte. Dann hat er mich in ein Taxi gesetzt und ist verschwunden. Et hop! Und dann hatte er noch die Frechheit, mit seinen Spießgesellen auf meiner Party aufzukreuzen.
    Natürlich hätte ich wissen müssen, dass etwas nicht stimmt. Am Tag nach... na ja, nach der Nacht, die er mit mir verbracht hat, konnte ich meine Lieblingsohrringe nicht finden, die aus Korallen. Das sind wirklich Schweine. Des vrais salauds. Und das Schlimmste
war, ich hatte Gerüchte über Octave und seine Freunde und ihre Spielchen gehört, aber ich...« Sie sog scharf die Luft ein und warf den Kopf zurück. »Verstehst du, ich dachte... ich dachte nicht, dass mir so was passieren könnte.«
    Sie biss sich auf die Lippe und nahm Daisys schlaffe Hand in die ihre. »Aber, weißt du, Daisy, ich bin Octave gestern begegnet, mit Stanislas, und ich fand, er hat richtig... embêté ausgesehen. Zerstreut, unglücklich. Und das ist wirklich nicht sein Stil. Vielleicht hast du ihm ja eine Lektion erteilt.
    Ehrlich gesagt, weißt du, das Ganze ist kompliziert. Für Octave zählt es eine Menge, was seine Freunde von ihm denken. Er hat ein empfindliches Ego, wie die meisten Männer.«
     
    »Daze, du spinnst«, sagte Jules mit ausdrucksloser Stimme am Telefon. »Das ist überhaupt nicht kompliziert. Der braucht ganz einfach einen ordentlichen Tritt in die Eier.«

13
    Isabelle
    Als Isabelle die Treppe herunterkam, waren die Vorbereitungen für Halloween bereits in vollem Gange. Belladonna mixte in einer riesigen Schüssel literweise Bloody Mary. Chrissie und Legend behängten die Küchenwände mit Girlanden aus abgefallenen Blättern, die sie im Garten gesammelt und leuchtend schwarz angesprüht hatten. Ivy mit den flammend roten Haaren stand am Spülbecken, füllte Latexhandschuhe mit Wasser und knotete sie zu. Isabelle wusste sich das nicht recht zu erklären, fühlte sich

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