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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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so in Gedanken versunken, dass sie fast überrascht war, Merediths Großneffen auf den Ruf der Türklingel hin in Hemdsärmeln und Hosenträgern auf der Schwelle erscheinen zu sehen,
die nunmehr die seine war, ein Küchenhandtuch über der Schulter und das Haar in seinem üblichen zerzausten Zustand.
    »Hallo! Kommen Sie doch rein, es regnet ja«, sagte er, zog Isabelle ins Haus und küsste sie auf die Wange. »Lassen Sie Ihre Sachen einfach hier oben und kommen Sie mit runter in die Küche.«
    Isabelle folgte ihm in einen Raum, der bei der Besichtigungstour für die Quince Society ausgespart worden war. Die Wände waren in einem wunderschönen Dunkelblau gestrichen, und überall standen brennende Kerzen. Das Herzstück war ein langer, glänzender Eichentisch, auf dessen einem Ende runde Kürbisse und eine Kiste voller Äpfel und Birnen aufgestapelt waren, wie ein Stillleben, das herbstliche Fülle symbolisierte.
    »Sind die alle aus Ihrem Garten?« Isabelle konnte den Garten undeutlich durchs Küchenfenster sehen. Er schien sich kilometerweit zu erstrecken.
    »Die meisten, ja. Da fällt mir ein: Haben Sie an die Früchte gedacht?«
    Isabelle kramte in ihrer Tasche und holte die Quitten hervor. Tom nahm sie ihr aus den Händen und legte sie auf ein Schneidebrett. Isabelle folgte ihrer Nase, und ihr Blick fiel auf mehrere vor sich hinköchelnde Töpfe und Pfannen.
    »Das riecht wirklich wunderbar.«
    »Na ja, das ist eine Holztaube und Kastanien und ein bisschen Kohl. Und dazu gibt es Selleriepüree. Und so eine Art Preiselbeerzeug. Bloß ganz einfache englische Küche, fürchte ich.«
    »Sie haben sich sehr viel Mühe gemacht... nur meinetwegen.«
    Tom lächelte und schaute auf die Quitten hinunter. »Das ist doch keine Mühe. Wir müssen schließlich essen.«
    Als er zum Herd ging, wurde Isabelle bewusst, dass sie interessiert die kräftigen, anmutigen Linien von Nacken, Schultern und
Rücken ihres Gastgebers betrachtete. Außerdem hatte er lange, muskulöse Beine, stellte sie fest, und einen ziemlich hübschen...
    »Mögen Sie Räucherlachs?«, fragte er und drehte sich zu ihr um. Schuldbewusst huschte ihr Blick fort.
    »Oh ja.«
    »Gut. Dann fangen wir damit an. Glas Wein?«
    »Ja, danke.«
    Tom machte sich daran, die Quitten mit großem Geschick zu schälen und zu entkernen. Es war unbedingt notwendig, das Gespräch so schnell wie möglich auf Meredith Quince zu bringen. Isabelle räusperte sich. »Tom?«
    »Ja?«
    »Wissen Sie noch, das Porträt von Meredith, das Sie der Society geschenkt haben?«
    »Ja. Also, eigentlich, tut mir leid, ich könnte hier ein bisschen Hilfe gebrauchen, wenn’s Ihnen nichts ausmacht.«
    »Oh, ja, natürlich.«
    »Können Sie mir die weiße Auflaufform da geben, die ovale? Danke«, sagte Tom. Dann begann er, Butter in der Form zu verreiben, und legte die halbierten Früchte hinein. »Was wollten Sie gerade sagen?«
    »Ist Ihnen aufgefallen, dass auf dem Bild ein Mistelzweig zu sehen ist?«
    »Ein Mistelzweig, sagen Sie? Wirklich?« Er drehte sich um und sah Isabelle mit nachdenklichem Lächeln an. »Das ist ja aufregend.«
    »Ja«, pflichtete Isabelle ihm bei und nickte nachdrücklich. »Ich glaube, das ist eine Anspielung auf den Titel eines ihrer Bücher.«
    »Ah. Ich verstehe.«
    »Und es sind noch mehr Anspielungen vorhanden. Ein Smaragd, ein Paar Handschuhe und ein Stück Zitrone zum Beispiel.«
    »Interessant.«

    »Ja, das finde ich auch. Besonders weil... Tom, wissen Sie irgendetwas über The Splodge? «
    »The was? «
    »Splodge. Ich glaube, sie hat ein Buch mit diesem Titel geschrieben. Haben Sie es jemals gesehen oder davon gehört?«
    »N-nein, ich glaube nicht, Isabelle. Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen.«
    »Nein, nein, das macht nichts«, beteuerte Isabelle und wehrte seine Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. »Ob ich wohl... könnte ich noch einmal einen Blick in die Bibliothek werfen?«
    »Sicher, ich bringe Sie gleich hin. Aber kann ich Sie mir zuerst kurz ausleihen?«
    »Oh, ja.« Isabelle blieb auf dem Weg zur Tür wie angewurzelt stehen. Wo sind deine Manieren?, dachte sie. Die Bibliothek würde nicht weglaufen. »Ja, selbstverständlich.« Sie trat zu ihm an den Tisch. »Wie kann ich helfen?«
    Tom ging um Isabelle herum und griff nach einem Weckglas mit Zucker und einem Löffel, dann trat er neben sie.
    »Mit Quitten verhält es sich so, wissen Sie«, sagte er und wedelte mit dem Löffel in ihre Richtung, »sie sind etwas Seltenes und

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