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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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auszuüben. »Schön, wenn dir das lieber ist.«
    Clothaire nickte und wandte sich wieder seinem Buch zu. Ihre Pläne für den heutigen Abend fielen ihr wieder ein, und sie schnappte sich ein paar von den Quitten und schob sie in ihre Büchertasche. Dann ging sie, um sich fertig zu machen.
    Wie sich herausstellte, wollte Clothaire eigentlich auch nicht frühstücken – das lohne sich nicht, fand er, wenn kein annehmbares Brot und keine Croissants zu haben waren. Er stand am Spülbecken und kippte eine Tasse schwarzen Kaffee hinunter, während Isabelle mit Jules und Chrissie am Tisch saß und Toast aß.
    »Sollen wir alle zum Bahnhof mitkommen, Clo-Clo, Darling«, erkundigte sich Chrissie neckisch, ohne auf Isabelles flehenden Blick zu achten. Er konnte einfach nicht anders.
    »Clothaire fährt allein zum Bahnhof«, sagte Isabelle. »Er möchte ganz pünktlich sein, um seinen Zug nicht zu verpassen.«
    Jules warf ihr über ihre Müslischale hinweg einen raschen Blick zu, blieb jedoch stumm.
    Es gab ein unterhaltsames Zwischenspiel im Hausflur, als Chrissie Clothaire mit Gewalt auf beide Wangen küsste, ohne auf den Protest des Franzosen zu achten. Dann war es an Clothaire, der verlegenen und höchst unwilligen Jules zwei Küsse aufzudrücken, die vergeblich versuchte, ihm stattdessen die Hand zu geben. Danach zogen sich Jules und Chrissie zurück und ließen das französische Pärchen Abschied nehmen.
    »Du wirst mir fehlen«, sagte Isabelle traurig und schlang die Arme um Clothaires Hals.
    Clothaire gab ihr einen langen, kühlen Kuss, wobei er mehr Zuneigung an den Tag legte als in der vergangenen Woche. »Es ist ja
nicht mehr lange bis Weihnachten«, meinte er. »Agathe und Claire planen eine große Party. Da wirst du dann alle sehen.«
    »Ich will aber dich sehen«, wandte Isabelle ein und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf den Hals zu küssen.
    »Mich wirst du natürlich auch sehen«, erwiderte er mit einem Anflug von Ungeduld.
    »Vielleicht könnte ich ja vorher mal für ein Wochenende nach Hause kommen?«, murmelte sie nicht zum ersten Mal.
    »Nein, nein, nein, nein. Ich möchte wirklich nicht, dass du deine Arbeit vernachlässigst«, wehrte er ab und klapste ihr leicht aufs Hinterteil. »Sureau wartet bestimmt schon auf dein nächstes Kapitel.«
    Isabelle nickte und rieb dann das Gesicht an seinem Mantel. »Hast du schon ein Weihnachtsgeschenk für mich?«, fragte sie ein wenig spielerischer.
    Clothaire zögerte kurz. »Nun ja, nein, noch nicht. Ich hatte ziemlich viel zu tun, verstehst du?«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie strich das Revers seines Mantelkragens glatt. »Gib mir noch einen Kuss.«
    Clothaire tat wie geheißen, wobei er Isabelle mit einem Arm umfasst hielt und mit der anderen Hand hinter sich nach dem Türknauf griff Dann ließ er sie los, hob seine Tasche auf und trat hinaus.
    »Ich mache mich lieber auf den Weg. Ich möchte reichlich Zeit haben, um mir meine Zeitung für den Zug zu besorgen.«
    »Gute Reise. Ich liebe dich.«
    »Mm? Ja, ich auch, Isabelle, ich auch.«
    Später, als sie zur Bibliothek unterwegs war und in der U-Bahn saß, war Isabelle ein wenig melancholisch zumute. Ganz eindeutig weil Clothaire fort war, diagnostizierte sie. Und auch, weil sein Besuch sie daran erinnert hatte, was für ein wichtiger Bestandteil
ihres Lebens er war. Clothaire mochte ja etwas explosiv und hin und wieder ihr gegenüber auch unfair sein, doch er war l’homme de sa vie – der Mann ihres Lebens. Das wusste sie.
    Wenn sie im Sommer wieder nach Paris ging, dann würde sie für immer zu Clothaire zurückkehren, und zur Realität. Obwohl er es seit einer ganzen Weile nicht mehr erwähnt hatte, würden sie dann wahrscheinlich anfangen, ihre Verlobung zu planen. Sie würden eine wunderschöne Hochzeit in Paris feiern, mit ihren Verwandten und all ihren Freunden, und mit Agathe als ihrer Trauzeugin. Bis dahin würde er sich in seinen neuen Job am Science Po eingearbeitet haben und im Begriff sein, ein berühmter Wirtschaftswissenschaftler zu werden. Und sie würde mit Professeur Sureaus Unterstützung eine Dozentenstelle an der Sorbonne bekommen. Und dann würden die Kinder zur Welt kommen – ein Junge und ein Mädchen. Und sie und Clothaire würden glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben. Sonderbarerweise spürte sie, wie es ihr bei dieser Vorstellung ein wenig eng in der Brust wurde.
    Denk nicht an sein Widerstreben heute Morgen, befahl sie sich – nicht zum ersten Mal. Er

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