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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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»Und, treibt sie’s mit dem weißen Kaninchen?«, erkundigte sie sich mit aufrichtiger Neugier. Erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnte, über solche Sachen zu reden.
    »Oh, klar, aber, wissen Sie, in meiner Version ist es in Wirklichkeit gar kein Kaninchen, sondern ein Kerl, der sich als Kaninchen verkleidet hat.«
    »Verstehe.«
    »Sie begegnet ihm, als sie gerade auf dem totalen LSD-Trip ist.«
    »Klingt toll«, meinte Daisy und unterdrückte ein unwillkürliches kleines Auflachen. »Ich freue mich schon darauf, das zu lesen.«
    »Sie sind sehr lieb«, entgegnete Raoul mit einem Lächeln. »Ich mag aber auch Science-Fiction«, fuhr er fort. »Hier, zum Beispiel« – er hielt ein weiteres Heft hoch, dessen Titel Planète Femme lautete – »geht es um eine Rasse wunderschöner weiblicher Aliens, die die Herrschaft über die Erde übernehmen.«
    »Indem sie alle und jeden umbringen?«
    »Nein, nein. Indem sie mit allen und jedem Sex haben«, erwiderte Raoul und stieß eine Rauchwolke aus. »Ihre Waffe ist der Orgasmus.« Er fing Daisys Blick auf, und beide platzten laut heraus. »Ich weiß, ich weiß. Ist irgendwie blöd. Aber Sie wollten wissen, was mich inspiriert. Die beiden hier können Sie sich gern ausleihen«, meinte er und reichte ihr La Sultane und Planète Femme . »Behalten Sie sie ruhig, solange Sie wollen.«
    »Oh, danke, Raoul, das ist toll.« Daisy warf einen Blick auf die Uhr. »Ich sollte mich lieber auf den Weg machen«, sagte sie. »Ich möchte nicht zu spät zu dem Treffen mit meiner kleinen Freundin kommen.«

    Daisy wollte sich im Schwimmbad mit Amelie treffen, Claires kleiner Schwester. Das war Teil eines Projekts, Amelie dabei zu helfen, ihren Babyspeck loszuwerden. Anstelle der deprimierenden Besuche bei der Diätberaterin war Daisy einmal die Woche mit ihr schwimmen oder laufen gegangen. Danach kam Amelie mit zu ihr nach Hause, wo sie viele glückliche Stunden damit verbrachte, Daisys sämtliche Kleider anzuprobieren und mit ihrem Make-up zu experimentieren. Diese Herangehensweise zeitigte erfreuliche Resultate. Amelie hatte mehr als sechs Kilo abgenommen und träumte jetzt – sehr zum Entsetzen ihrer älteren Schwester und zu Daisys Erheiterung – davon, Modedesignerin zu werden.

17
    Isabelle
    Isabelle und Tom saßen schon seit einiger Zeit vor Daisys Haus in seinem Auto. Mehrmals hatte Isabelle versucht auszusteigen, doch irgendein geheimnisvolles physikalisches Gesetz schien sie daran zu hindern. Tatsächlich hatte sie sich sogar irgendwie auf seinen Schoß manövriert, und sie küssten sich ausgiebig. Gelegentlich unterhielten sie sich.
    »Ich muss gehen.«
    »Mmm, ja. Unbedingt.«
    »Danke für das Abendessen.«
    »Du hast dich doch schon bedankt.«
    »Wirklich? Es war sehr schön.«
    »Finde ich auch.«
    »Ich gehe jetzt.«
    »Wirklich? Das ist gut.«
    »Tom, wenn du das tust, komme ich nicht raus.«
    »Ach, soll ich’s nicht tun?«
    »Mmm. Okay, noch eine Minute.«
    Das ging noch eine ganze Weile so weiter, bis Isabelle mit einer gewaltigen Willensanstrengung die unsichtbare Barriere durchbrach, die sie in Toms Auto festhielt. Er wartete, bis sie die Tür erreicht hatte, dann fuhr er los und winkte zum Fenster hinaus.
    In diesem Moment zerplatzte ihre Seifenblase ohne jede Vorwarnung. Ihr war, als sei sie gerade aus einem verrückten Traum aufgetaucht. Was hatte sie getan? Von einem jähen Gefühl der Panik überwältigt, wühlte sie in ihrer Tasche. Wo war ihr verflixter
Hausschlüssel? Schließlich ging ihr die Geduld aus, und sie klingelte. Chrissie kam im Bademantel zur Tür, eine Schlafmaske mit dem aufgestickten Schriftzug »The Bitch is Sleeping« auf der Stirn. Er strahlte sie an. »Oh, hallo, Darling! Hast du deinen Schlüssel vergessen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Es ist nur... ich kann ihn nicht finden.«
    Isabelle huschte zur Treppe. Wenn sie nur in ihr Zimmer hinaufkonnte, ganz schnell, dann wäre alles gut.
    »Übrigens, hast du eine Zeitung geholt, als du draußen warst? Oder, sogar noch besser, Milch?«
    Isabelle blieb wie angewurzelt stehen. »Nein. Ich...«
    »Weißt du, du solltest die Haare öfter offen tragen. Das steht dir wirklich ausgezeichnet«, bemerkte Chrissie. Dann schaltete er schlagartig auf eingehenden Intensivblick mit zusammengekniffenen Augen um. Wahrscheinlich hatte er seine Kontaktlinsen noch nicht eingesetzt. »Moment mal, sind das nicht dieselben Klamotten, die du gestern Abend anhattest? Und außerdem, Darling, wenn ich das

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