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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Portage wieder in die Boote zu steigen, als Dumais am Ufer vor Erschöpfung zusammenbrach. Der Mann, der, wie Alexander gehört hatte, Tsakuki genannt wurde, beugte sich über ihn und befahl ihm in seiner Sprache, er solle aufstehen. Aber Dumais rührte sich nicht. Tsakuki hatte es eilig weiterzukommen, und Dumais hielt die Gruppe auf. Die Irokesen berieten sich. Dann hoben zwei von ihnen Dumais, der leise stöhnte, auf und trugen ihn in den Wald am Flussufer. Ein paar Minuten später kehrten sie, einen Haarschopf in der Hand, ohne ihn zurück.
    Le Revenant schrie und brüllte alle Verwünschungen, die er kannte.
    »Halt’s Maul!«, befahl ihm Wemikwanit und drohte ihm mit der Spitze seines Dolchs. »Er wäre sowieso gestorben, weil er zu schwach war, und hätte das Ende der Reise nicht erlebt. Du solltest zu deinem Gott für ihn beten, statt zu zetern wie ein Weib. Bewahre dir deinen Todesgesang für später auf!«
    Le Revenant war kalkweiß geworden. Er verstummte sofort und schwieg von nun an wie ein Grab.
    Da sie jetzt kaum noch Portagen zurücklegen mussten, wurde die Fahrt auf dem Fluss einfacher. Nachdem sie ein Archipel aus kleinen Inseln durchquert hatten, kamen sie auf einem See heraus, in dem le Revenant den Ontario-See erkannte. Sie fuhren an seinem Südufer entlang und passierten noch einige Tage lang Buchten und Landspitzen. Das Wetter wurde schlecht, und starker Wind kam auf. Die leichten Boote waren schwierig zu kontrollieren. Sie mussten einen ganzen Tag an Land verbringen. Anschließend beschlossen die Eingeborenen, bei Nacht zu reisen, um die Verspätung aufzuholen.
     
    Der riesige und vollkommen runde Mond war orangefarben und schien gleich über den Baumkronen zu hängen. Die Kanus waren ans Ufer gefahren, da eine weitere Portage zu bewältigen war. Alexander wurde brutal geweckt. Die beiden Männer, die sein Kanu lenkten, halfen ihm, in das eisige Wasser zu steigen, das ihm bis zu den Knien reichte. Nachdem sie seine Fesseln überprüft hatten, zerrten sie ihn an Stricken aus geflochtenem Leder, die um seinen Hals, seine Taille und beide Arme gebunden waren, voran wie ein Tier, das man zur Schlachtbank führt.
    Alexander klapperte mit den Zähnen. Mit leerem Blick folgte er dem einschläfernd wirkenden Schaukeln der Skalps, die an einer von einem der Irokesen getragenen Stange hingen. Er konnte sich des ironischen Gedankens nicht erwehren, dass er wahrscheinlich am Fieber sterben würde, ehe sie ihn zu Tode foltern konnten. Was für ein Glück.
    Der Zug folgte einem düsteren, von Astwerk überwölbtem Weg, der an eine Arkade erinnerte. Le Revenant klagte unablässig darüber, dass seine Fesseln zu eng säßen.
    »Sie behindern meinen Blutkreislauf!«
    Ein Irokese namens Tkotahe wollte sie lockern, aber Wemikwanit gebot ihm Einhalt, um selbst nachzusehen.
    »Spiel mir nichts vor, mein Freund! Deine Seele ist vielleicht nicht allzu viel wert, aber sie könnte mir von Nutzen sein, und mir ist daran gelegen, sie noch einige Zeit zu behalten.«
    Die Karawane machte sich erneut auf den Weg. Doch gerade, als sie den wieder schiffbaren Flussarm erreichten, blieben sie erneut stehen. Tiefes Schweigen herrschte. Alexander wurde zu Boden gestoßen. Jemand schlug ihm einen Gewehrkolben in die Rippen, und er stieß ein Stöhnen aus, das in ein bellendes Husten überging, und rollte über das feuchte Laub bis an einen Baumstamm. Einen Moment lang überlegte er, ob er seinen Entführern den Gehorsam verweigern sollte, damit dieser Alptraum endlich ein Ende hatte und sie ihm die Kehle aufschnitten wie dem armen Dumais. Dann erweckte ein merkwürdiger Laut seine Neugier. Er kam von einer Lichtung, die sie vom Flussufer trennte. Halb aufgerichtet hörte er das Klicken, mit dem Gewehre gespannt werden. Wurden sie etwa angegriffen?
    Niyakwai, der für seine Bewachung zuständig war, zog an seinen Riemen, damit er aufstand und ihm folgte. Sie gingen querfeldein durch den Wald. Nach einigen Minuten vernahm er ein bösartig klingendes Knurren und begriff, dass sich vor ihnen ein Rudel Wölfe befand. Als sie den Waldsaum erreichten, erblickte er zunächst nur eine dunkle, sich bewegende Masse am Ufer. Dann erkannte er im Mondlicht silbrige Tiere, die in dem glitzernden Wasser wateten. Er hatte schon Wölfe gesehen, als Kind in Schottland. Aber der Mensch jagte sie gnadenlos und nahm ihnen durch die Rodung von Wäldern mehr und mehr ihren natürlichen Lebensraum, sodass sie rasch verschwanden.
    Die Tiere taten sich

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