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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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betäuben, die sie fast um den Verstand brachte, erzählten die Männer sich ihr Leben oder schliefen. Der einst rote Haarrest des Revenant war inzwischen fast vollständig weiß. »Die Wetten stehen immer schlechter für mich, Macdonald. Welchen Wert soll die Seele eines armen alten Mannes schon haben? Ohne zu berücksichtigen, dass ich meinen Skalp bereits dem Meistbietenden überlassen habe …« Le Revenant lachte und wurde dann von einem heiseren, erstickten Husten ergriffen. Von draußen drangen die Stimmen von Männern und Frauen herein, die schrien, klagten und Rache forderten.
    Ihre einzige Besucherin war eine junge Indianerin, die ihnen zweimal täglich zu essen und zu trinken brachte. Die junge Frau verband ihre Wunden und bestrich sie mit einem duftenden Pflanzenbrei. Alexander fand sie mit ihren leicht schrägstehenden Augen ganz hübsch. Mit exakten und schnellen Bewegungen und in völligem Schweigen verrichtete sie ihre Aufgaben. Sie nötigte Alexander, herb schmeckende Tränke zu sich zu nehmen, die seinen Husten lindern und sein Fieber senken sollten. Rasch spürte er die Wirkung; innerhalb von zwei Tagen sank sein Fieber beträchtlich, und er hustete weniger.
    »Lass dich nicht von diesen Höllenkreaturen in die Irre führen«, meinte le Revenant warnend. »Sie sind bezaubernd und liebenswürdig. Aber ich versichere dir, dass sie verderbter als der Teufel selbst sind, wenn es darum geht, jemanden zu foltern. Ihre Fantasie kennt keine Grenzen …«
     
    Wemikwanit trat als Erster in die Hütte. Zwei Irokesen, darunter Niyakwai, begleiteten ihn. Der Chippewa schnaubte wie ein wütender Bär. Lange betrachtete er die beiden Gefangenen, ehe er auf Französisch das Wort ergriff.
    »Ich habe lange mit Gayengwatha debattiert. In einem Punkt sind wir uns einig geworden: Das Leben seines getöteten Kriegers muss durch die Opferung eines anderen gerächt werden. Ich habe ihm das deine angeboten, Chamard«, erklärte er, an le Revenant gewandt, »aber er hat dich abgelehnt. Da die Witwe nicht verlangt hat, unseren Freund, den Schotten, zu adoptieren … fordert der Häuptling sein Leben. Er versichert, nur die Seele Macdonalds könne den Zorn des Großen Geistes lindern.«
    Er schwieg, um festzustellen, welche Wirkung seine Mitteilung auf die beiden Männer ausübte. Dann richtete er seine schwarzen Augen auf Alexander, der sich nicht gerührt hatte.
    »Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass die Tsonnontouan die Information über das Gold aus dir herausholen. Ich habe gerade gehört, dass sie feige vor den Engländern kapituliert haben und nichts mehr gegen sie unternehmen wollen. Immerhin habe ich ihnen die Erlaubnis abgerungen, deiner Marter beizuwohnen, Macdonald. Du brauchst mir nur zu sagen, was ich wissen will, um dein Leiden abzukürzen. Dann wird dein Tod schneller kommen. Kein Weißer hat die Kraft, dem zu widerstehen, Schotte. Denk gut darüber nach.«
    »Du wirst nichts aus mir herausbekommen, weil ich dir nichts zu sagen habe, Wemikwanit«, murmelte Alexander kalt. »Meine Zunge kann nichts preisgeben, was sie nicht weiß.«
    Der Chippewa musterte ihn gelassen.
    »Das werden wir sehen.«
    Er stand auf.
    »Für den Moment ist über Macdonalds Schicksal beschlossen. Was aus Chamard wird, muss der Rat noch entscheiden. Aber das wird nicht lange dauern. Ihr könnt euch schon als tote Männer betrachten.«
    Die drei Indianer verließen die Gefängnis-Hütte.
    »Weißt du, was sie mit dir machen, nachdem sie dir den Gnadenstoß gegeben haben, kurz, bevor du den Geist aufgibst, Macdonald?«, flüsterte le Revenant nach langem Schweigen.
    Alexander wandte sich seinem Kameraden zu, der auf seiner Matte lag. Ein rätselhaftes Lächeln auf den Lippen, sah er zur Decke empor. Er war schrecklich abgemagert und sah mit seinem nackten, von einem schmalen Haarsaum umgebenen Schädel wie ein Skelett aus.
    »Ich möchte es nicht wirklich wissen.«
    »Diese Seelenfresser leeren das Hirn aus deinem Kopf, um sich deine Kraft anzueignen. Anschließend zerhacken sie deinen Körper oder das, was davon noch übrig ist, um ihn zu essen. Ich wette mit dir, dass die hübsche kleine Wilde, die jeden Tag kommt, sich das beste Stück holt und es langsam auskostet.«
    »Du bist zynisch, Chamard. Sei still!«
    »Gern … wenn du mir erzählst, was du über diese Sache mit dem Gold weißt.«
    »Einverstanden. Wahrscheinlich hast du ein Recht, es zu erfahren.«
     
    Erst vier Tage später sollte le Revenant erfahren, welches

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