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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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explodierte der Boden. Alexander dachte an Tsorihia, die in der Hütte auf ihn wartete, und fragte sich, ob Wemikwanit über sie herfallen würde, wenn er das wüsste. Er lief zu den Feldern, die das Dorf umgaben. Er musste den Chippewa unbedingt abhängen. Keuchend lief er um die Ecke eines Schuppens und erstarrte. Vor ihm erhob sich ein mannshoher Holzzaun. Auf der Suche nach einer Öffnung lief er daran entlang.
    Ein zweites Krachen, und ganz in seiner Nähe splitterte Holz. Alexander warf einen Blick über die Schulter. Das war ein Fehler. Er strauchelte und ging zu Boden. Als er aufzustehen versuchte, erhielt er einen Schlag in den Nacken, der ihm den Atem raubte. Er fand sich mit dem Gesicht in einer Schlammpfütze wieder, während ein Fuß sich in seine Nierengegend presste. Als er den heißen Pistolenlauf im Nacken spürte, gab er sich geschlagen. Schwer atmend schloss er die Augen und wartete. Zwischen zwei Herzschlägen vernahm er das Klicken, mit dem die Waffe gespannt wurde.
    »Na, wen haben wir denn da?«, knurrte Wemikwanit düster. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute Nacht noch auf Wolfsjagd gehe! Endlich sehen wir uns wieder. Dann stimmt es also, was mir Touranjau und Beauvais verraten haben, ehe ich ihnen den Garaus gemacht habe! Der Mann, der mit der kleinen Huronin und ihrem Bruder geflohen ist, warst wirklich du. Mir war schon aufgefallen, welche Blicke sie dir zuwarf, und ich hatte vermutet, dass es nicht viele Monate dauern würde, bis du in ihrem Schlaflager landest. Deswegen bin ich auch hergekommen … Diese Tsorihia ist wirklich reizvoller als die Witwe! So heißt sie doch, wenn ich mich recht erinnere, oder? An ihre Rundungen erinnere ich mich besser als an ihren Namen …«
    »Lass sie bloß in Ruhe, Bastard!«, knurrte Alexander mit der Nase im Schlamm.
    »Mein guter Wille hängt von deinem ab, mein Freund.«
    Der Zorn verlieh Alexander Kräfte. Er wälzte sich auf den Rücken und packte den Lauf der Pistole, um sie dem Chippewa zu entreißen. Der Schuss ging los; er verbrannte sich die Finger und spürte, wie die Kugel seine Schulter streifte. Er schrie und bäumte sich vor Schmerz auf. Dann nahm er seine ganze Kraft zusammen und trat seinen Angreifer vors Knie.
    »Dreckiger Hund!«, brüllte er und packte Wemikwanit am Rocksaum.
    Aber der Chippewa war gelenkig wie eine Katze und brauchte nicht lange, um sein Messer zu ziehen und es dem Schotten an die Kehle zu setzen. Seine schwarzen Augen glänzten dämonisch.
    »Wie wäre es, wenn du dich beruhigst, Macdonald? Zu deinem eigenen Besten… und dem deiner Squaw.«
    »Was treibst du denn da?«, schaltete sich eine bekannte Stimme ein.
    Alexander versuchte das Dunkel zu durchdringen und erblickte zu seiner Linken, in einigen Schritten Entfernung, eine Gestalt. Wemikwanit rührte sich nicht und setzte nur die Klinge fester an.
    »Eine falsche Bewegung, und ich schneide dir die Kehle durch, Schotte!«
    Er hob den Kopf und sprach weiter.
    »Du hättest mir ruhig sagen können, dass Macdonald hier ist, Chartrand. Dann hätte ich meine Zeit nicht zu vergeuden brauchen.«
    »John ist doch auf unserer Seite, Herrgott! Er ist unser Kontaktmann bei Durand …«
    »John? Schwachkopf! Dieser Mann ist nicht John, sondern Alexander Macdonald, sein Zwillingsbruder! Und wenn man genau hinsieht, ist die Ähnlichkeit gar nicht so groß«, setzte er hinzu und wies auf die Hand, an der ein Finger fehlte. »Mir ist es nicht allzu schwer gefallen, den Unterschied festzustellen.«
    »Sein Zwillingsbruder? John hat mir nie erzählt, dass er einen Zwilling hat! Oh, dieser Verräter! Da hat er uns ja schön hereingelegt, der Bastard. Und der? Was hat er hier zu schaffen?«
    »Wenn John wüsste, dass sein Bruder das Geheimnis des Goldes hütet, hätten wir die Truhe schon längst in Händen.«
    »Also, so etwas!«, keuchte Chartrand verblüfft. »Du meinst, dieser Mann ist der Begleiter des Hollandais’, und du … Bei allen Teufeln! Aber woher wusstest du das?«
    »Eine einfache Schlussfolgerung. Ich habe mich lange genug in Grand Portage aufgehalten, um festzustellen, dass Macdonald und der alte Händler sich verdächtig nahestanden. Ich kannte van der Meer gut genug, um zu vermuten, dass er alles versuchen würde, damit sein Schatz in die richtigen Hände kam, falls … Ich habe mich ein wenig umgehört und meine Schlüsse gezogen. Dein Cousin Munro ist wirklich nicht besonders helle, Macdonald!«
    Didier Chartrand war stumm vor Verblüffung.

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