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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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die Blume der Wollust aufsprang.
     
    »Tsorihia! Tsorihia!«, sagte er sich immer wieder, während er mit raschen Schritten zur Dorfschenke schritt. Nur an sie denken, an nichts anderes als sie. Er fluchte und trat zornig in eine Pfütze. Sein schlechtes Gewissen erstickte ihn fast. Wieder einmal hatte er Tsorihia geliebt und in Wirklichkeit Isabelle umarmt. Knurrend biss er die Zähne zusammen. Die Zeit heilt alle Wunden … Ja, aber Zeit war ein so relativer Begriff! Das alles lag jetzt mehrere Jahre zurück. Er war frei und ungebunden und trotzdem immer noch Isabelles Gefangener. Warum musste er immer mit seinem Gewissen ringen, wenn er sich erlaubte, eine andere Frau zu lieben? Warum? Er war dazu verdammt, sogar in seinem Bett noch mit dem Gespenst einer vergangenen Liebe zu leben!
    »Soll es doch zum Teufel gehen, das kleine Bürgermädchen!«
    Während er den Weg einschlug, der am Detroit-Fluss entlangführte, zogen die Lichter der Schenke, die sich auf der Wasserfläche spiegelten und dort hüpften, seine Aufmerksamkeit auf sich. Er betrachtete den Umriss der hohen Palisaden des Forts auf dem anderen Flussufer, das vor zwei Jahren der langen und beschwerlichen Belagerung durch Pontiac standgehalten hatte. Dann wandte er seinen Blick in die Richtung, in der der Saint-Clair-See lag. Das Wasser selbst konnte er nicht erkennen, aber über dem See war es heller, denn das Licht des Vollmondes spiegelte sich auf dem Wasser und wurde dann an den Himmel zurückgeworfen. Der Anblick erinnerte ihn an das Nordlicht und Tsorihias nackten Körper im Wasser. Nach und nach verdrängte Isabelles Körper vor seinem inneren Auge den von Tsorihia.
    »Verflucht!«
    Nonyacha, er musste Nonyacha finden. Er beschleunigte seinen Schritt. Er musste mit Nonyacha reden und ihm alles sagen, was er über das begehrte Gold wusste. Tsorihia hatte recht. Vielleicht würde er die Gelegenheit nutzen und ein Glas mit ihm trinken, um alles andere zu vergessen…
    Der Gestank nach Fäulnis und Exkrementen stieg ihm in die Nase, und er verzog angeekelt das Gesicht. Als er einen Spaziergänger passierte, erweckte im hellen Mondlicht ein Detail seine Beachtung, und er wandte den Kopf. Diese Mokassins … Er hatte diese Stickerei schon einmal gesehen… Er wurde langsamer und blieb schließlich ganz stehen. Vögel mit ausgebreiteten Schwingen… Wo hatte er das schon einmal gesehen? Er spürte, wie ihm ein heftiger Schauer übers Rückgrat lief, so als versuchten entsetzliche Bilder die sorgfältig verschlossene Tür einer dunklen Kammer in seinem Geist aufzubrechen. Schwer atmend fuhr er herum und hob den Kopf. Der Mann setzte unbekümmert seinen Weg fort.
    Plötzlich schien er jedoch Alexanders Blick zu spüren, verhielt ebenfalls den Schritt und blieb stehen. Alexanders Herz setzte einen Schlag aus. Sein Überlebensinstinkt gewann die Oberhand über seinen durch den Schock betäubten Verstand. Seine Hand tastete über seinen Schenkel: Der Dolch steckte in seinem Futteral. Er war seine einzige Waffe. Seine zitternden Finger schlossen sich fest um den Griff. Der andere drehte sich langsam um und sah ihn an.
    Die Zeit schien stehenzubleiben. Der fröhliche Radau, der in ein paar Fuß Entfernung aus der Schenke drang, verklang, und in Alexanders Kopf hallten nur noch die schaurigen Schreie des Revenant.
    »Wemikwanit …«
    Die beiden Männer standen, die Füße in den schlammigen Boden gestemmt, reglos wie eherne Statuen da. Der Wind ließ die Fransen an ihrer Kleidung flattern und wehte ihnen das Haar ins Gesicht. Sekunden vergingen, die Alexander wie Minuten, Stunden vorkamen, eine Ewigkeit.
    Wemikwanit bewegte sich als Erster und ließ langsam die Hand an seinen Gürtel gleiten. Ein metallisches Klicken alarmierte Alexander, der die Augen zusammenzog und erkannte, dass der Eingeborene mit einer Pistole bewaffnet war. Sein Dolch kam ihm plötzlich lächerlich vor.
    Wemikwanit legte auf ihn an. Grausame Bilder zogen vor seinem inneren Auge vorüber. Er hatte nicht den Marterpfahl überlebt, um sich jetzt lammfromm erschießen zu lassen. Abrupt kam er zu sich und hetzte davon wie ein gejagtes Wild. Er sprang über einen Graben, lief um ein Gatter und kletterte einen Holzhaufen hinauf. Ohne nachzudenken, völlig außer Atem, rannte er. Erinnerungsfetzen und eine unsägliche Angst wühlten in ihm. Das Entsetzen einer Höllennacht, die von allen Dämonen der Finsternis bewohnt war, trieb ihn an.
    Ein Schuss erscholl, und zwischen seinen Füßen

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