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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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respektables Leben ermöglicht. Gabriel hatte er geliebt wie einen eigenen Sohn und ihm eine glänzende Zukunft verheißen. Nun, da er nicht mehr war, wurde ihr klar, dass sie ihn vielleicht auf ihre eigene Weise doch geliebt hatte. Am meisten bedauerte sie, dass sie ihm das nie gesagt hatte. Aber jetzt war es zu spät. Trotz allem hatte sie Pierre nie wirklich hassen können. Man kann ein Herz nicht zum Lieben zwingen, aber auch nicht zum Hassen.
    Sie zitterte an allen Gliedern. Nun, da sie sich ein wenig von ihrem ersten Schrecken erholte, spürte sie, wie eine eisige Kälte Besitz von ihrem ganzen Körper ergriff. Pierre ist tot! Pierre ist tot! , gellte es in ihrem Kopf. Panik überwältigte sie. Was sollte jetzt aus Gabriel und ihr werden? Hatte Pierre Vorsorge für ihre Zukunft getroffen? Sie ließ sich zu Boden sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Alles ist meine Schuld«, ächzte sie. »Ich hätte ins Haus gehen sollen, wie Ihr es mir vorhin befohlen habt. Aber ich hatte solche Angst … um Alex. Ach, verflucht! Dieser verdammte Schotte! Warum besteht er so hartnäckig darauf, mir das Leben zu vergällen ? Ich hatte gerade begonnen, darüber hinwegzukommen … Ich hasse dich, Alexander! Oh Gott, es tut mir leid, Pierre, es tut mir so leid!«
    Mit einem Verzweiflungsschrei sank sie über Pierre zusammen, umarmte ihn und weinte so bitterlich, dass ihr Körper von ihrem Schluchzen geschüttelt wurde. So fand Marie sie ein paar Minuten später.

10
Geh, wohin dein Herz dich trägt
    Schweigend saßen Alexander und Munro in der lärmenden Taverne vor dem vorerst letzten von vielen Bieren. Nicht weit entfernt von ihnen versuchten zwei Händler Voyageurs anzuwerben und spiegelten ihren Zuhörern ein aufregendes Leben vor, für das sie am Ende mit einem kleinen Vermögen belohnt würden. Munro, der es aufgegeben hatte, seinen Cousin aufheitern zu wollen, beobachtete sie. Alexander trank und knallte dann rülpsend seinen Bierkrug auf den Tisch.
    »Ich habe heute Abend einen Mann getötet.«
    Munro verschluckte sich und spie den Schluck Bier aus, den er gerade genommen hatte.
    »Wie bitte?«, sagte er und wischte sich den Mund mit dem Ärmelaufschlag ab.
    Alexander hielt seinen Krug mit beiden Händen fest, damit er nicht zitterte, und sah ihn an.
    »Du hast mich schon richtig verstanden.«
    Munros Miene erstarrte, und er rollte komisch mit den Augen.
    »Ich verstehe nicht … Wen denn?«, fragte er nach einer Weile.
    »Pierre Larue.«
    »Larue? Wer ist das? Und warum hast du ihn getötet?«
    »Der Notar Larue. Er hat den zweiten Vertrag aufgesetzt, den ich damals mit van der Meer geschlossen habe«, erklärte Alexander sehr nervös.
    Munro verzog nachdenklich das Gesicht. Dann malte sich Verblüffung auf seinen Zügen.
    »Pierre Larue? Der Notar? Den Mann… nun ja, den Isabelle …«
    »Geheiratet hat«, beendete Alexander seinen Satz und steckte die Nase wieder in seinen Krug.
    Munro stieß einen langgezogenen Pfiff aus, schüttelte ungläubig den Kopf und spielte mit seinem Glas, das er mit einem nervenaufreibenden Quietschen über den Tisch schob.
    »Was ist geschehen, Alas? Bist du ihm zufällig begegnet, und hat er dich erkannt? Hat er dich zum Duell gefordert?«
    »Ich bin zu ihm nach Hause gegangen.«
    »Du hast ihn aufgesucht? Aber warum denn? Herrgott! Du weißt doch, dass diese Frau dir immer nur Unglück gebracht hat!«
    »Ich habe einen Sohn, Munro … von Isabelle.«
    Sein Mordgeständnis hatte Munro fassungslos gemacht, aber als er jetzt hörte, dass Alexander Vater war, fiel er vollkommen aus allen Wolken. Mit offenem Mund starrte er seinen Cousin an wie ein tumber Tor im Mondschein.
    »Einen Sohn? Verflucht noch mal! Woher weißt du … ich meine … warum hat sie dir vorher nichts gesagt? Bist du dir sicher, dass er wirklich von dir ist? Verstehst du, vielleicht warst du nicht der Einzige …«
    Alexanders drohender Blick brachte ihn zum Verstummen.
    Auf einem Tisch wiegte sich eine Frau in einem sinnlichen Tanz und sang dazu ein anzügliches Lied. Um sie herum begleiteten halb betrunkene Männer ihre Darbietung händeklatschend … wenn sie ihr nicht einfach an die Schenkel griffen, die sie ab und zu entblößte. Alexander betrachtete das Spektakel leeren Blickes; er war mit den Gedanken anderswo. Er sah sich wieder in dem Stall und hatte Isabelles verzweifeltes Gesicht vor sich, wie sie ihn anflehte, er möge gehen. Ihre schönen, grünbraunen Augen schimmerten vor Kummer …

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