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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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da wirklich, Alex? Hat Étienne gelogen?«
    Sie schaute ihn entsetzt an, und er zog den Schluss, dass sie nichts wusste. Sollte er ihr davon erzählen? Ihr alle Einzelheiten des hinterhältigen Überfalls schildern, die sinnlosen Morde, die Folterqualen, denen Étienne und seine Männer den Hollandais unterzogen hatten und die sein Herz nicht ausgehalten hatte?
    »Alex?«
    »Ich war schwer verletzt… Ich erinnere mich nicht mehr genau … Bestimmt hat er mich für tot gehalten.«
    Diese Sache ging nur Étienne und ihn an. Nicht nötig, Isabelle da hineinzuziehen. Ob sie die Wahrheit erfuhr oder nicht, das würde weder etwas an dem ändern, was er erlitten hatte, noch ihm das Verlorene zurückbringen. Er würde ihr sein Leben nicht erzählen; sie gingen verschiedene Wege.
    Ein Knarren ließ die beiden zusammenfahren; dann fiel das purpurrote Licht des Sonnenuntergangs in den Stall.
    »Wo bleibt Ihr so lange, Isabelle? Ich …«
    Pierre blieb wie angewurzelt stehen und starrte den Fremden an, mit dem seine Frau zusammenstand. Isabelle entfuhr ein langgezogener Seufzer. Alexander ließ das Kreuz schwer in die Tiefen ihres Dekolletés zurückfallen und trat vorsichtig von ihr weg. Die Zeit schien stehenzubleiben.
    Zuerst herrschte eine angespannte Stille, wie sie einem heftigen Gewitter vorausgeht. Dann wurde Pierre, dessen Augen sich an das Halbdunkel gewöhnten, totenbleich, und er stieß einen leisen Aufschrei aus.
    »Gütiger Gott! Ihr? Ihr lebt?«
    Der Notar glaubte, Alexanders Geist habe Gestalt angenommen, um ihn zu quälen und für das, was er getan hatte, zu bestrafen. Dann sah er, wie die Hand des Gespenstes zu seinem Dolch glitt und Angst in seinen Augen aufblitzte. Da begriff er, dass er es wirklich mit einem Menschen aus Fleisch und Blut zu tun hatte.
    »Geht zurück ins Haus, Isabelle.«
    »Was habt Ihr vor, Pierre?«
    Panisch stürzte sie auf ihn zu. Grob stieß er sie zur Tür.
    »Geht hinein!«, knurrte er, während sein Blick auf der Suche nach etwas, das er als Waffe benutzen konnte, durch den Stall schweifte.
    Isabelle klammerte sich an seinen Arm und versuchte ihn wegzuziehen.
    »Nein, Pierre! Tut das nicht, er geht gleich wieder! Ich schwöre Euch, dass er geht!«
    Sie schluchzte vor Verzweiflung, denn sie war sich sicher, dass die beiden Männer sich gegenseitig umbringen würden, wenn sie ging.
    »Ich will unter vier Augen mit ihm sprechen, Isabelle. Tut mir den Gefallen und geht ins Haus.«
    Seine Stimme klang jetzt sanfter. Wieder trat ein Schweigen ein, das dieses Mal von Unsicherheit und aufkommender Eifersucht erfüllt war.
    »Was habt Ihr hier mit meiner Frau zu schaffen?«, verlangte Pierre von Alexander zu wissen.
    »Ich musste eine Angelegenheit aufklären, nichts weiter, Monsieur.«
    »Eine Angelegenheit aufklären? Ihr macht Euch lustig über mich.«
    Pierre wandte sich zu Isabelle um und bedachte sie mit einem finsteren Blick.
    »Kommt er regelmäßig her? Wie lange geht das schon so?«
    »Ihr irrt Euch, Pierre. Das ist das erste Mal …«
    Von unsagbarer Wut gepackt hatte Pierre die Hand gehoben. Doch er beherrschte sich, hielt den Arm still und ballte die Faust.
    »Ihr könnt Euch mir später erklären, Madame.«
    Dann drehte er sich wieder zu Alexander um, der sich nicht gerührt hatte. Während dieser Bewegung hatte er die Heugabel erblickt und ergriff sie.
    »Nein, Pierre! Geh weg, Alex! Um der Liebe zu deinem Sohn willen, geh, ich beschwöre dich!«
    »Sein Sohn? Seid Ihr gekommen, um Gabriel zu belästigen?«
    »Nein, er wollte nur wissen … Er hatte keine Ahnung, dass Gabriel … Ich erkläre Euch alles, Pierre, aber ich flehe Euch an, lasst ihn gehen! Er wird nicht zurückkommen.«
    Isabelle war inzwischen in Tränen aufgelöst.
    »Damit man sich Vater nennen kann, reicht es nicht, ein Kind zu zeugen. Ich werde mich vergewissern, dass er das begreift, Isabelle.«
    Der Notar fuhr herum, um seine Frau zur Tür zu stoßen. Regungslos wohnte Alexander der Szene bei. Alles ging so schnell, dass er zu träumen glaubte. Er hörte Metall klirren. Pierre stolperte über eine Kette, die unter dem Stroh verborgen lag, und fiel in Colombines Streu. Die Ziege protestierte heftig. Dann war nichts mehr. Isabelle und Alexander warteten darauf, dass er sich bewegte und aufstand. Nach einer Weile rief Isabelle ihn besorgt an.
    »Pierre? Pierre!«
    Dann stürzte sie zu ihm, schüttelte ihn sanft und rief noch einmal seinen Namen. Nichts. Keine Regung. Von üblen Vorahnungen erfüllt wagte

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