Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
eine junge Frau, die unter einem scharlachroten Cape einen perfekten Körper mit wohlgerundeten Brüsten enthüllte. Ihre Brustwarzen waren rot wie die schönsten Kirschen. Ein Wolf mit schimmernden Fangzähnen beäugte sie begehrlich. Ein amüsantes Detail war der Schweif des Tieres, der sich lüstern um einen Schenkel seiner Beute schlang und in ihrer dunklen Schambehaarung verschwand. Alles in allem eine schlüpfrige Version des Märchens vom Rotkäppchen.
»Großmutter, Großmutter, was hast du nur für große Zähne? Damit ich dich besser fressen kann… Interessant, nicht wahr, Monsieur?«
Der Duft eines schweren Parfüms umschwebte Alexander. Als er sich umdrehte, fand er sich dem tiefsten Dekolleté gegenüber, das ihm je unter die Augen gekommen war. Das Kleid – wenn man das Stück dunkelroten Samt, das den fleischigen Körper der Frau bedeckte, denn so nennen wollte – war bis zu dem mit einem Brillanten geschmückten Nabel ausgeschnitten. Es wurde auf der Vorderseite nur durch goldfarbene Bänder zusammengehalten, die den Ansatz üppiger Brüste erkennen ließen. Das dick geschminkte Gesicht verriet, dass sie nicht mehr ganz jung war. Die Dame verneigte sich leicht und lächelte strahlend, wobei sie gerade und gut gepflegte Zähne enthüllte. Alexander dachte, dass sie in ihrer Jugend bestimmt sehr schön gewesen war. Munro flüsterte ihr ein paar Worte ins Ohr, und sie nickte.
»Guten Abend, Messieurs«, sagte sie dann mit honigsüßer Stimme. »Ich bin Madame Lorraine und heiße Euch bei mir willkommen. Dann schickt Euch also ein gemeinsamer Freund, Monsieur Cormack? Ich werde versuchen, Euch nicht zu enttäuschen. Aber Ihr kennt Cormacks Whisky ja schon. Ein purer Genuss für die Sinne! Besuchen uns nicht all diese Herren um dieses Elixiers der Götter willen?«, meinte sie schelmisch und zwinkerte. »Meine Mädchen sind eigentlich nur da, um die Verkostung … angenehmer zu gestalten.«
Mit einer sinnlichen Bewegung, die an eine von der Strömung liebkoste Alge erinnerte, forderte Madame Lorraine die beiden Männer auf, ihr zu folgen.
»Ich verspreche dir, dass du den besten Whisky kosten wirst, den du seit Jahren getrunken hast! Und noch allerhand anderes !«, flüsterte sein Cousin Alexander fröhlich zu.
»Du möchtest mir doch nicht weismachen, dass du nur wegen des Whiskys hergekommen bist, oder?«
Munro lachte spöttisch auf und warf ihm einen Seitenblick zu.
»Vertrau mir, Alas. Du musst dringend auf andere Gedanken kommen.«
Während er noch sprach, musterte sein Cousin das wohlgerundete Hinterteil einer großen Rothaarigen, die in einem Musselin-Kleid, das nicht allzu viel verbarg, hüftschwingend am Arm eines jungen Offiziers einherging.
»Und was ist mit Mikwanikwe?«
Munro riss den Blick von der üppigen Schönheit los und sah Alexander grinsend an.
»Ich weiß, Mikwanikwe wartet auf mich. Aber … ich kann mich doch trotzdem ein wenig amüsieren, oder? Was ist Schlechtes daran? Und wer sollte ihr davon erzählen?«
»Mikwanikwe ist dir treu, das weißt du genau!«
Doch schwören hätte Alexander es nicht können. Er wusste, er hätte der Indianerin nur ein Zeichen zu geben brauchen, und sie hätte ihn mit offenen Armen empfangen. Munro hatte ein großes Herz und bemühte sich aufrichtig, ihn zu zerstreuen, damit er Isabelle vergaß. Aber da er sich noch nie so unsterblich in eine Frau verliebt hatte, dass er den Kopf verlor, konnte er nicht verstehen, warum Alexander von Schuldgefühlen gequält wurde.
Madame Lorraine führte sie in einen zweiten Salon, wo sie einige junge Frauen erwarteten, die aussahen, als wären sie direkt den abwegigsten Männerträumen entsprungen. Auf einem kleinen Sofa lag, auf dem Bauch ausgestreckt, eine korpulente Frau. Sie trug eine Art Toga, die an das alte Rom erinnerte. Ein alter Herr mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf legte ihr Marzipanstückchen auf die Zunge, die sie dann seufzend kaute, während er sie aufs Hinterteil schlug.
Auf einem anderen Bett umarmten zwei Frauen, die in Gewänder wie aus Tausendundeiner Nacht gekleidet waren, einander leidenschaftlich. Zwischen zwei Liebkosungen warfen sie ihnen aufreizende Blicke zu. Die eine konnte nicht älter als vierzehn oder fünfzehn sein; die andere war zwar noch ganz ansehnlich, aber bestimmt doppelt so alt. Ein Stück weiter weg saß in einem kleinen Sessel gelassen eine schwarze Frau. Als sie eintraten, reckte sie stolz die Schultern, um ihre spitzen, ebenholzfarbenen Brüste in
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