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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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ich nicht. Ich wollte doch nur, dass du dich ein wenig amüsierst. Deswegen kannst du mir doch nicht böse sein, Alas! Fühlst du dich nicht doch ein wenig besser?«
    Alexander blieb noch einmal stehen und wandte sich, die Lippen zusammengepresst und die Fäuste geballt, um sich zu beherrschen, seinem Cousin zu.
    »Nein! Ich komme mir heute Morgen so schäbig vor, dass ich nicht mehr weiß, ob ich in der Lage bin, ihr gegenüberzutreten …«
    »Ein guter Grund, es nicht zu tun.«
    Munro sah zur Seite. Alexander musterte ihn argwöhnisch, dachte über seine letzten Worte nach und spürte, wie seine Empörung wuchs.
    »War das etwa deine Absicht, Munro?«, zischte er zornig, mit zusammengebissenen Zähnen. »Hast du genau das gewollt? Dass ich mich dermaßen nichtsnutzig und beschämt fühle, dass ich nicht den Mut finde, zu Isabelle zu gehen? Also, du bist wirklich verrückt!«
    Mit dem Fuß trat er einen trockenen Pferdeapfel weg. Dann ging er rasch weiter.
    »Wenn du nicht mein Cousin wärest, würde ich dich umbringen, Munro MacPhail! Ich schwöre, dass ich dich töten würde!«
    »Ich gebe ja zu, dass ich einen Fehler gemacht habe, Alas. Du hast recht. Das gestehe ich ein. Ich weiß, wie es ist, eine Frau zu lieben. Ich liebe Mikwanikwe, wie ich noch nie eine Frau geliebt habe. Aber ich kann dich einfach nicht leiden sehen. Und diese Isabelle macht dich jedes Mal, wenn du sie wiedersiehst, von neuem unglücklich.«
    Schockiert über das Geständnis seines Cousins blieb Alexander wie angewurzelt mitten auf der Straße stehen und versperrte einem Eselskarren, der von einem jungen Burschen gelenkt wurde, den Weg.
    »Ich suche mir mein Kreuz selbst aus, Munro. Das ist die einzige Freiheit, die mir wirklich bleibt, und da hast du dich nicht einzumischen.«
    »Was erwartest du denn von ihr? Was erhoffst du dir davon, wenn du wieder zu ihr gehst? Sie hat ihr Leben, und du hast deines bei Tsorihia. Diese Sache sollte ein für alle Mal zu Ende sein.«
    Plötzlich erschien Alexander das hübsche Gesicht der Huronin, die in einem Algonquin-Dorf am Lièvre-Fluss auf ihn wartete. Doch rasch schob sich ein anderes Gesicht vor dieses Bild.
    »Sie hat meinen Sohn, verflucht! Ich habe einen Sohn, Munro! Hast du das vielleicht vergessen?«
    »Nein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so einfach bereit sein wird, ihm seinen Vater, den er gerade verloren hat, durch einen anderen zu ersetzen! Auch wenn du sein leiblicher Vater bist!«
    »Herrgott, ich liebe sie immer noch, und ich möchte meinen Sohn wiedersehen! Kannst du das verstehen?«
    »Heda! Geht zur Seite!«, brüllte der Karrenlenker, der langsam ungeduldig wurde, und drohte ihnen mit seiner Peitsche.
    »Schlaf ein paar Stunden, und nimm dir Zeit, gut darüber nachzudenken, Alas.«
    »Meine Güte, könnt Ihr denn nicht anderswo weiterdebattieren ? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«
    Alexander warf dem jungen Burschen einen bösen Blick zu und drückte sich dann an die Mauer, um ihn vorbeizulassen.
    »Na gut!«, fuhr Munro mit niedergeschlagener Miene fort. »Heute kümmere ich mich um die Felle, die wir noch verkaufen müssen, und suche nach Geschenken für Mikwanikwe, Tsorihia und Otemin. Dir lasse ich Rasierzeug, ein heißes Bad und ein sauberes Hemd auf dein Zimmer bringen.«
    »Wozu?«
    »So, wie du jetzt aussiehst, kannst du dich ja wohl nicht bei ihr blicken lassen, oder?«
     
    Das Klirren von zerschellendem Glas riss Isabelle aus ihren unruhigen Träumen und ließ sie hochfahren. Mit klopfendem Herzen und aufgerissenen Augen setzte sie sich im Bett auf. Der Platz neben ihr war leer und kalt. Im Halbdunkel des Schlafzimmers sah sie das Kleid, das Louisette ihr am Vortag gerichtet und an die Tür des Kleiderschranks gehängt hatte. Es war schwarz, und sie brauchte einen kurzen Moment, um zu sich zu kommen und sich klarzumachen, warum sie Trauer trug.
    Dann traf die schreckliche Wahrheit sie wie ein Schlag, und sie sank langsam in die Kissen zurück. Sie hörte ein Kind weinen. Gabriel brauchte sie. Sie schloss die brennenden Augen und biss sich auf die Lippen. Jetzt musste sie stark sein und ihren Sohn trösten, der den Tod noch nicht erlebt hatte und nicht begriff, dass einem geliebte Menschen für immer entrissen werden konnten, dass einem das Leben von einem Tag auf den anderen zerstört und man in einen entsetzlichen Abgrund gestürzt werden konnte. Wie sollte man einem kleinen Jungen erklären, dass der Mann, den er als seinen Vater betrachtete, nie

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