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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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ihre Worte. Mit gefasster Stimme sprach sie von der rücksichtslosen Einmischung ihrer Mutter Justine, Pierres Zugeständnissen und ihren eigenen Opfern. Dort hielt sie inne und überging ihre letzten Begegnungen mit Alexander in Montréal … Sie wollte dem Schotten keine Probleme bereiten. Wenn sie gestanden hätte, dass er am Tag des Unfalls, der Pierre das Leben gekostet hatte, hier war, dann hätte sie ihn einem schweren Verdacht ausgesetzt.
    Jacques Guillot lauschte, schüttelte den Kopf oder runzelte die Stirn. Oft entlockte eine Einzelheit ihm ein Stöhnen, oder er biss die Zähne zusammen. Er spürte genau, dass Isabelle Lacroix diesen Mann noch liebte, und seine Hoffnung, sie eines Tages zu besitzen, löste sich in nichts auf. Hatte Pierre die gleiche Verzweiflung gespürt? Jetzt verstand er besser, warum sein Partner, der seine Frau aufrichtig liebte, so viele Mätressen gehabt hatte: Er hatte versucht, eine Leere auszufüllen. Wie ertrug ein Mann es nur, das Herz der Frau, die er über alles liebte, mit einem anderen zu teilen? Er lächelte. Er, der Isabelle seit ihrer ersten Begegnung liebte, konnte diese Frage leicht beantworten. Das Herz hörte auf keine Vernunft, sondern brachte sie im Gegenteil zum Schweigen.
    »Habt Ihr ihn seitdem nie wiedergesehen?«
    »Alexander? Doch …«, murmelte Isabelle und sah auf das Testament hinunter. »Zufällig, in ebendiesem Raum, als er gekommen war, um einen Vertrag mit van der Meer zu unterzeichnen.«
    »Er gehörte zu der Expedition des kanadischen Händlers?«
    »Ja.«
    »Er war also einer der Begleiter von van der Meer!«
    Mit einem Mal erinnerte Jacques Guillot sich an die Wirkung, die die Nachricht von dem Massaker an einem Teil der Expedition auf Isabelle gehabt hatte. Damals hatte er geglaubt, die junge Frau weine um den Händler. Und dabei hatte sie um Alexander Macdonald getrauert. Keine Überlebenden… Er sah ihr unumwunden in die Augen und schöpfte neue Hoffnung.
    In dem Fach lag nur noch ein Brief. Isabelle beschloss, ihn zu nehmen, brach das Siegel und breitete das Pergament auf der Schreibtischplatte aus. Sie war enttäuscht, denn das war nicht Alexanders Schrift. Doch rasch erwachte ihre Neugier, als sie Pierres flache, offene Schrift erkannte und die kleinere, zögerlichere ihres Bruders Étienne. Was hatte Étienne mit dieser Sache zu tun? Es hatte wieder zu regnen begonnen, und das Wasser klatschte heftig gegen die Fenster. In dem Raum war es ziemlich dunkel geworden. Isabelle zog die Augen zusammen und hielt das Blatt an die Kerze.
    »Das ist ein Vertrag«, erklärte der Notar über ihre Schulter hinweg.
    Fieberhaft übersprang sie die üblichen Einleitungsformeln und überflog die ersten Klauseln.
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte Jacques Guillot. »Zweitausend Pfund! So viel Geld hat Euer Bruder nie in eine Reise ins Oberland investiert … Und Euer Mann hat nie etwas davon erwähnt, dass er seinem Schwager einen Vorschuss gegeben hätte… Schaut«, fuhr er fort und wies mit dem Zeigefinger auf eine Zahl, »hier wird festgelegt, dass Pierre bei der Übergabe der Ware zehn Prozent des Gewinns erhalten soll. Obwohl nichts darauf hinweist, woraus diese Ware besteht, nehme ich an, dass es sich um Pelze handelt. Hier… zehn Prozent für jeden der Partner. Merkwürdig, kein Name, nur Initialen. Außerdem haben nur Pierre und Étienne unterzeichnet. Ich finde das eigenartig. Vielleicht hat die Expedition gar nicht stattgefunden … Bestimmt ist der Vertrag nie in Kraft getreten. Wartet… Das Datum des Aufbruchs ist hier mit Juni 1764 angegeben. Und in diesem Jahr hat Euer Bruder tatsächlich eine Reise unternommen. Ich erinnere mich ganz genau, denn damals hatte ich gerade begonnen, für Pierre zu arbeiten. Wirklich merkwürdig … Und außerdem, warum ist dieser Vertrag zusammen mit den persönlichen Gegenständen von Monsieur Macdonald versteckt worden? Was haben diese beiden Reisen miteinander zu tun?«
    Nachdenklich las Isabelle ein Wort nach dem anderen. Plötzlich blieb ihr Blick an dem Wort »Beaumont« hängen. Sie stieß einen erstaunten Ausruf aus: Da stand, dass der im Juni 1764 erworbene Besitz Beaumont für geleistete Dienste an Étienne Lacroix übereignet wurde. Geleistete Dienste?
    »Da«, meinte sie und zeigte Jacques Guillot die Klausel. »Dort geht es um den Besitz in Beaumont. Ich frage mich wirklich, warum Pierre Étienne ein so großes Geschenk gemacht hat.«
    »Beaumont, verschenkt? Und mit welcher

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