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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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ihre Traditionen zu achten, konnte seine Unruhe selbst kaum beherrschen. Er ging auf und ab und beobachtete aus geröteten Augen den Waldsaum.
    »Sie bald zurückkommen…«, murmelte sie, indem sie das gebrochene Französisch des Schotten nachahmte. Nein, sie nicht bald zurückkommen, mein armer Freund. Und Alex darf gerne bleiben, wo er ist!
    Sie zog das Laken bis unters Kinn hoch und spürte, wie sich ihre Magengrube verkrampfte. Und wenn sich noch ein Bär im Wald herumtrieb? Oder Wölfe … Alexander war nur mit seinem Dolch bewaffnet. Und was Mikwanikwe anging … Sie wagte sich gar nicht vorzustellen, was alles geschehen könnte. Wenn die Geburt nicht gut vonstatten ging? Oder das Kind falsch herum lag? Herrgott! Aber wie hätte sie der Indianerin helfen können?
    Ein weiterer Blitz riss sie aus ihren Gedanken und erfüllte das Innere der Hütte mit grellem Licht. Der Donnerschlag, der fast augenblicklich darauf folgte, war so heftig, dass die Erde zu beben schien. Gabriel wachte schreiend auf und klammerte sich am Nachthemd seiner Mutter fest. Marie, die mit weit aufgerissenen Augen auf ihrem Bett saß, kreischte vor Angst.
    »Es ist nichts, der Blitz ist in einiger Entfernung eingeschlagen«, sagte Isabelle, um die anderen zu beruhigen. »Wir sollten uns glücklich schätzen, dass er nicht direkt über uns war.«
    Marie, die sich jetzt unter ihrer Decke verkrochen hatte, quiekte weiter wie ein Ferkel, das geschlachtet wird. Gabriel riss die Augen auf.
    »Mama, das ist de’ liebe Gott, de’ böse auf mich ist… weil ich heute eine g’oße Dummheit gemacht habe.«
    »Nein, Gaby, das ist bloß ein Gewitter. In den Wäldern sind die Gewitter oft heftiger als in der Stadt.«
    »Aber Monsieur Alexande’ ist weggegangen. Bestimmt kommt e’ nicht wiede’.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Isabelle und umfasste das Kinn ihres Sohns, um ihm in die feuchten Augen zu sehen. »Monsieur Alexander ist gegangen, um die Fallen zu überprüfen und …«
    »E’ hat gesagt, e’ wä’e mein ’ichtiger Papa … E’ wi’d ste’ben … so wie mein Papa Pierre.«
    »Was? Wann hast du denn das gehört?«
    »Als e’ mich best’aft hat. E’ hat gesagt, mein Blut…«
    An der Tür klopfte es laut. Der Radau unterbrach Gabriel, der sich noch fester an seine Mutter klammerte und an allen Gliedern zitterte.
    »Mama! Das sind die We’wölfe! Das Heulen kommt von ihnen. Sie wollen he’einkommen, um mich zu f’essen. Der böse Teufel schickt sie.«
    »Das ist doch dummes Zeug, Gaby. Und außerdem hat Marie so viel Salz im Haus verstreut, dass sich nicht das kleinste Irrlicht zu uns hineinwagen wird. Das muss Munro sein. Gewiss will er uns sagen, dass Otemin ein kleines Geschwisterchen bekommen hat …«
    Das Hämmern begann von neuem.
    »Isabelle! Isabelle! Dè tha ’dol? Fosgail an doras! « Was ist los? Mach die Tür auf…
    »Alex?«
    Isabelle war erleichtert und zornig zugleich. Sie deckte Gabriel zu, lief zur Tür und öffnete. Zusammen mit Alexander drangen ein Schwall Regen und das Jaulen des Windes in die Hütte. Er war bis auf die Knochen durchnässt und schwankte. Mit seinen tropfenden Kleidern und den am Schädel klebenden Haaren sah er tatsächlich wie ein Werwolf aus. Panisch ließ er den Blick durch den Raum schweifen und sah die Dienerin, die sich unter ihrem Laken zusammengerollt hatte, und das rote Gesicht seines Sohnes, das unter der Decke hervorschaute. Seufzend ließ er sich gegen die Wand sinken und schloss die Augen.
    »Was ist los, Alex? Wo kommst du her? Du siehst ja schrecklich aus. Und außerdem tropfst du meinen Fußboden voll. Zieh deine Sachen aus. Ich gebe dir etwas Trockenes zum Anziehen und mache dir Wasser für einen Tee heiß.«
    »Chan eil  … Lass den Tee … Ich will nicht … Keinen Tee … nein.«
    »Was hast du denn nur?«
    Isabelle trat zu ihm, um festzustellen, ob er verletzt war. Erst in diesem Moment roch sie den Alkohol.
    »Cha bhi mi fada  …«, erklärte er. Ich bleibe nicht lange … »Ich wollte nur… nachsehen … heard screaming . Der Blitz … Ich dachte … Schön, ich gehe wieder. Gute Nacht.«
    »Hast du etwa getrunken? Kommst du von deinem Cousin? Wie geht es Mikwanikwe? Weißt du etwas Neues?«
    Er stieß einen langgezogenen Seufzer aus und zuckte zur Antwort nur die Achseln. Er hatte keine Lust, sich zu erklären. Nicht jetzt.
    »Hast du Mikwanikwe gesehen, Alex?«
    »Chan eil mi a’tuigsinn .« Ich verstehe nicht… »Mikwanikwe? Ich war

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