Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Isabelle! Was ist von uns beiden übrig, von unserer Liebe? Erinnerungen … Nichts als Erinnerungen, die mit der Zeit verblassen werden.«
Nein, es ist viel mehr als Erinnerungen, Alex , schrie sie innerlich. Wir haben einen Sohn! Aber das konnte sie ihm nicht gestehen. Jedenfalls noch nicht. Sie packte Alexander am Kragen seiner Jacke.
»Dann sei mein Geliebter! Liebe mich, ich brauche es … ich brauche dich. Bleib hier… Wir können uns doch wiedersehen. Erzähle mir dein Leben. Ich möchte dich besser kennenlernen und dich stärker lieben, immer stärker.«
Sie schmiegte sich an ihn, und als er diesen geschmeidigen Körper spürte, von dem er so viele Nächte geträumt hatte, fühlte er sich einen Moment lang vier Jahre zurückversetzt. Mit geschlossenen Augen stellte er sich das Ufer des Saint-Charles-Flusses vor. Er hörte das Plätschern des Wassers und das Klopfen von Isabelles Herz, das an seinem Ohr schlug. Erneut durchfuhr ihn glühendes Begehren. Sei mein Geliebter …
Ihr Geliebter? Der Liebhaber von Madame Pierre Larue? Sein Magen krampfte sich zusammen. Natürlich könnte er das tun. Aber würde er damit zufrieden sein? Wäre er in der Lage, sie in Episoden zu lieben, die vom Tag, ihrer Laune und den Umständen abhingen? Würde sein Herz sich mit ein paar heimlichen Umarmungen zufriedengeben? Nein, er könnte nicht an ihrer Haut riechen und sie liebkosen, ohne daran zu denken, dass ein anderer Mann vor ihm das Gleiche getan hatte. Bei einer anderen Frau wäre er in der Lage dazu, aber nicht bei Isabelle … Nein. Sanft nahm er die Hände der jungen Frau und löste sie langsam von seinem Kragen. Dann sprach er sie mit ernster Stimme an, die zu gelassen war, um sie zu beruhigen.
»Nein. Niemals, Isabelle. Ich teile dich nicht. Bei mir gibt es nur alles oder nichts. Ich bin mit meinem Herzen und meinem Verstand davon überzeugt, dass du gut daran tust, mich zu vergessen.«
Mit einem Blick, der bis in die Tiefen ihrer aufgewühlten Seele drang, sah er sie aus seinen saphirblauen Augen an. Nein, sie wollte ihn kein zweites Mal verlieren! Noch eine Trennung ertrug sie einfach nicht! Ihr knickten die Beine weg, und sie hielt sich an ihm fest und vergrub ihr Gesicht an seinem Hemd. Ein Aufblitzen an seinem Hals zog ihren Blick auf sich und verschwand dann wieder unter dem Stoff. Sie zog ihn weg, fand den kleinen Gegenstand und betastete ihn: Er trug immer noch ihr silbernes Kreuz! Sie brach in Tränen aus.
»Sag mir, dass du mich nicht mehr liebst, Alex! Sprich es aus, sonst bringe ich es niemals fertig, dich zu vergessen!«
»Ich …«
»Nein!«, rief sie und hielt ihm den Mund zu. »Sag nichts …«
Er schloss die Augen, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
»Du bist mit einem anderen verheiratet, Isabelle. Das ist Tatsache, und wir können nichts mehr dagegen tun. Ich … habe dich geliebt, von ganzem Herzen. Aber jetzt …«
»Du liebst mich nicht mehr? Ist es das?«
Sie schrie beinahe. Die Vorstellung, den Mann, den sie liebte und den sie gerade erst wiedergefunden hatte, nie wiederzusehen, versetzte sie in vollständige Panik.
»Sei mein Liebster, mein Geliebter, ich flehe dich an!«
»Das wäre nichts weiter als ein Abenteuer … Damit kann ich mich nicht zufriedengeben. Ich will dich ganz, für mich allein! Jedenfalls wollte ich das einmal …«
»Pierre wird nichts davon erfahren … Außerdem würde er nichts dagegen haben …«
»Isabelle, wie soll ich einen einzigen Moment lang glauben, dass dein Mann unsere Beziehung billigen würde? Das ist lächerlich!«
Beinahe hätte sie ihm von der Demütigung erzählt, die er ihr bereitet hatte, und von der Übereinkunft, die sie getroffen hatten, aber sie überlegte es sich anders. Dann hätte sie ihm auch von Gabriel berichten müssen, um dessentwillen sie diesen Pakt geschlossen hatten. Hatte sie das Recht, ihr Kind für ein Abenteuer zu opfern? Denn Alexander hatte ja recht: Es würde nichts weiter als ein Abenteuer sein … Wollte sie das wirklich? Oder würde es sie nur noch unglücklicher machen? Außerdem, würde Alexander es akzeptieren, seinen Sohn bei Pierre aufwachsen zu sehen?
Er trat von ihr weg und rückte seine zerknitterte Kleidung zurecht.
»Zeit, dass ich packen gehe. Ich breche … morgen auf.«
»Du kommst doch im Herbst zurück, Alex … Vielleicht…«
»Nein. Ich werde nicht zurückkehren, Isabelle. Sinnlos, auf mich zu warten. Ich wünsche … dir viel Glück.«
»Alex!«, rief sie
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