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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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und rief dabei um Hilfe.
    Er untersuchte den feuchten Stoff, der an ihrer Haut klebte, und tastete auf der Suche nach der Verletzung, die Isabelle sich zugefügt hatte, verschiedene Körperteile ab. Schließlich entdeckte er eine tiefe Schnittwunde in ihrer Handfläche, in der noch die Glasscherbe steckte. Offenbar war das Glas, aus dem sie getrunken hatte, in ihrer Hand zersprungen. Er weinte vor Trauer, als er ihr die Wunde verband. Dann schluchzte er vor Erleichterung und wiegte sie in seinen Armen. Isabelle, seine süße Isabelle …
    Einen kurzen Moment lang hatte er geglaubt, sie hätte das Unverzeihliche getan, sie hätte sich das angetan, was einen Menschen zur ewigen Verdammnis verurteilt. Das hätte er niemals hinnehmen können! Dieser Bastard von einem Schotten, dieser Macdonald! Er war schuld. Nachdem er Isabelle verlassen hatte, war er jetzt zurückgekehrt, um sie zu quälen. Dafür würde er bezahlen!
     
    »Ruht Euch aus, mein Engel«, murmelte er und küsste die junge Frau auf die Wange.
    Isabelle erwachte aus ihrem Dämmerschlaf, fuhr im Bett hoch und stieß einen Schrei aus. Pierre hielt sie in seinen Armen fest, um sie zu beruhigen. Einige Minuten vergingen, und sie entspannte sich ein wenig und atmete normal.
    Sie krallte die Finger in Pierres Hemd, verzog vor Schmerz das Gesicht und ließ den linken Arm wieder auf die Bettdecke fallen. Ihr Mund schmeckte nach Galle. Sie sah auf den Verband an ihrer Hand hinunter, biss sich auf die Lippen und erinnerte sich: Sie hatte das Gleichgewicht verloren und war mit ihrem Glas gestürzt, das zwischen ihren Fingern zersprungen war. Die Scherben hatten sich in ihre Handfläche gebohrt… Da war ihr eine furchtbare Idee gekommen.
    Sie hatte eine Glasscherbe genommen, sie über die zarte Haut an ihrem Handgelenk geführt und lange gezögert. Du tust gut daran, mich zu vergessen … Aber wie sollte sie Alexander vergessen, solange sie jeden Tag seine Züge auf dem Gesicht ihres Sohnes sah? Vergessen? Sie kannte nur einen einzigen Weg, um das fertigzubringen …
    Dann hatte sie Gabriel gehört, der weinend an ihre Tür klopfte. Ihr Sohn hatte sie daran gehindert, in einer Aufwallung von Wahn und Verzweiflung ihre düsteren Gedanken in die Tat umzusetzen. Was hatte sie getan?! Was hatte sie nur getan?!
    »Das wird schon wieder, meine Liebste«, flüsterte Pierre mit leiser, mitfühlender Stimme. »Ich werde Euch helfen. Ihr werdet das überstehen.… Niemand wird Euch mehr wehtun, mein Schatz. Ich liebe Euch, Isabelle. Glaubt mir, ich liebe Euch. Warum weist Ihr mich zurück, warum nur?«
    Sie hörte die Worte ihres Mannes und schluchzte leise in seinen Armen. Er gestand ihr seine Liebe … obwohl sie fast etwas Unverzeihliches getan hatte, obwohl sie ihn aus ihrem Bett gewiesen hatte! Und der Mann, den sie wirklich liebte, hatte sie endgültig aus seinem Leben verbannt, während der, vor dem sie floh, sie auffing und sie tröstete. Alexander liebte sie nicht mehr, und sie liebte Pierre nicht … Ihr blieb nur Gabriel, ihr Sohn und ihre einzige Liebe. Er allein hielt sie noch auf dieser Erde. Für ihn musste sie weiterleben.
    »Verzeiht mir«, flüsterte sie.

3
Die Reise
    Eine Hand auf den Kolben seiner Pistole gelegt, die in seinem Gürtel steckte, überwachte Kiliaen van der Meer, dessen Brust sich unter einem üppig mit Spitzen geschmückten Hemd wölbte, seine Männer, die mit den letzten Vorbereitungen für die große Reise beschäftigt waren.
    Die Flottille des Hollandais’, die an den Kais von Lachine vertäut lag, war beeindruckend: Vier große Kanus, die mehr als fünfunddreißig Fuß lang und fünf Fuß breit waren und drei Tonnen Waren sowie zehn bis zwölf Männer fassten, und sechs Kanus, die ein wenig kleiner waren und sechs Männern Platz boten.
    Die Algonquin-Stämme hatten diese außerordentlichen leichten Boote aus Birkenrinde ersonnen, durch die die Wasserwege des Landes für die Weißen, die im Pelzhandel tätig waren, erst zugänglich geworden waren. Obwohl sie erstaunlich stabil waren, brachen sie leicht. Die Männer, die sie lenkten, mussten sehr darauf achten, Felsen, die den Rumpf aufreißen konnten, zu umfahren.
    Alle Kanus der Flottille trugen einen roten Adler am Bug, das Emblem von van der Meers Gesellschaft. Mehrere jeweils neunzig Pfund schwere Ballen, die Gepäck und Ladung enthielten, waren sorgfältig über die Boote verteilt. Sie lagen auf Planken aus Zedernholz, damit sie nicht den dünnen Rumpf eindrückten und selbst

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