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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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sich vermischte. Die meisten Soldaten kehrten, so wie er, nach Hause zurück, in ihre Heimat und zu ihrer Familie. Geblieben waren meist die Offiziere, denen man ein schönes Stück Land oder einen günstigen Grundbesitz angeboten hatte.
    Alexander konnte nicht anders, als Coll darum zu beneiden, dass er bald in ihre Heimat zurückkehren würde. Er würde Wurzeln schlagen und Nachkommen zeugen, die ihrerseits tief im Granitboden Schottlands Wurzeln schlagen würden. Auf diese Weise im Land ihrer Vorfahren verankert, würden sie den Angriffen der Zeit und der Menschen widerstehen können, sanft gewiegt von der milden Brise, die vom Loch Leven heranwehte und den Duft von Tang, Heide und Torf herantrug, die Gerüche seiner Kindheit.
    Da sie wussten, woher sie kamen, würden sie Gewissheit über ihre Identität haben. Um zu wissen, wohin man geht, muss man wissen, woher man kommt, hatte van der Meer erklärt. Mit einem Mal spürte Alexander ein Gefühl von Leere: Wusste er überhaupt, woher er kam? Warum hatte er diese seltsame Empfindung, dass er nirgendwo herkam?
    Alexander hatte keine Lust, sich in das Labyrinth existenzieller Fragen zu begeben, auf die er ohnehin nie eine Antwort finden würde, und widmete sich lieber wieder der Betrachtung der Landschaft. Die Wellen des Oberen Sees schlugen ans Ufer und zogen sich wieder zurück. Erneut gingen die schaumbedeckten Wogen zum Angriff über, klammerten sich mit ihren langen weißen Händen an dem goldenen Sand fest, um ihn zu verschlingen. Aber das Land leistete Widerstand, beharrte darauf, seine schwachen Grenzen zu schützen und gab nur ein paar Kiesel und Muschelschalen her. So formte der unablässige Kampf der Elemente die Landschaft. Alexander liebte dieses Land, seine rauen und seine sanften Seiten, die seine Stimmungen widerspiegelten. Ein Leben reichte nicht aus, um diese unendlichen Weiten zu erkunden …
    Weit weg, in der Bucht, erklang der klagende Ruf eines Eistauchers. Perlendes Lachen übertönte das Rauschen der Wellen. Einige Ojibwa-Frauen amüsierten sich damit, einander nass zu spritzen, mit Sand zu bewerfen und ins Wasser zu springen. Das Licht der untergehenden Sonne vergoldete ihre nackte Haut, umriss ihre Muskeln und Rundungen und schimmerte auf ihrem langen, ebenholzschwarzen Haar. Alexander wandte sich ab und schloss die Augen.
     
    Trotz der erstickenden Hitze beschleunigte er seinen Schritt, um sich nicht wieder ausschelten zu lassen. Diese Woche hatte er schon dreimal Torfballen stapeln müssen, nachdem sein Vater ihm die Sitzfläche mit dem Gürtel gewärmt hatte. Er durfte nicht schon wieder zu spät zum Abendessen kommen. Um Zeit zu sparen, schlug er den Pfad ein, der am Loch entlangführte. In der Ferne erblickte er eine Gruppe weißer Schwäne, die auf dem Wasser mit den Flügeln schlugen. Er hoffte, sie noch aus größerer Nähe bewundern zu können. Je näher er kam, umso deutlicher konnte er ihre Formen erkennen, und sein Herz schlug schneller. Doch kurz darauf wurde er langsamer und zögerte. Er wollte diese wunderschönen Schwäne nicht verscheuchen, die schönsten, die er je gesehen hatte …
    Die Frauen lachten, wedelten mit den nackten Armen und bespritzten einander mit Wasser. Mit pochendem Herzen beschloss Alexander, näher heranzugehen, aber durch den Wald. Im Zickzack huschte er zwischen den Bäumen hindurch und stolperte über Wurzeln. Schließlich war er nur noch ein paar Fuß von den jungen Frauen entfernt und beobachtete sie aus seinem Versteck heraus glückselig. Ihre wunderschöne blasse Haut fing die Sonne ein und erinnerte ihn an die schöne Statuette bei seinem Großvater Campbell. Ihre Hemden wehten und verbargen einmal ihre Formen, um sich dann wieder eng an sie anzuschmiegen. Wunderschön …
     
    Mit einem Mal sehnte Alexander sich nach einer Frau. Gewiss, da war auch ein körperliches Bedürfnis, aber vor allem verlangte es ihn nach Zuneigung, wie jedes menschliche Wesen. Er sehnte sich glühend und verzweifelt nach Isabelle.
    Als die Rückreise näherrückte, konnte er sich der Gedanken an die junge Frau nicht mehr erwehren. Bei Nacht träumte er davon, ihren Körper in den Armen zu halten. Er spürte sie dann mit seinem ganzen Wesen und war hingerissen vor Glück. Aber wenn dann grau der Morgen heraufzog, kehrte die Wirklichkeit wieder, in Gestalt einer Decke und oft auch einer Frau, die ihm völlig gleichgültig war und die er am Vorabend in einer Taverne oder auf der Straße aufgelesen hatte.
    Bald würde

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