Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
noch mürrisch. »Er hat gesagt, wenn Ihr Euch weigert, verkauft er sie anderswo und kommt dann mit dem Geld zurück. Aber er glaubt, dass sie es hier besser hat.«
    »Ach ja? Das glaubt er?«
    »Ja«, gab Wemikwanit zurück und starrte dem Hollandais in die Augen. »Ich habe ihm versichert, dass Wemitigoozhi , der Franzose, immer Wort hält.«
    »Ich halte immer Wort, das stimmt. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir irgendwann mein Wort bezüglich der… guten Behandlung der Frauen hier gegeben hätte …«
    »Wemitigoozhi sagt, er will uns vor der schlechten Behandlung durch die Zhaaganaash , die Engländer, beschützen. Diese Frau ist eine Wiisaakodewikwe, ein Mischling. Ihr Vater war ein französischer Soldat aus der Garnison von Fort Michillimackinac, und ihre Mutter ist im letzten Sommer an den Pocken gestorben. Die Zhaaganaash wollen sie nur zu ihrem Vergnügen. Sie hat bereits ein kleines Kind von einem von ihnen und erwartet wieder eines. Mikwanikwe arbeitet gut; sie versteht sich darauf, Leder zu kauen, und macht die schönsten Makizins , Mokassins.«
    »Mikwanikwe? Ist das dein Name?«, fragte der Hollandais die junge Frau, die immer noch regungslos dastand. »Sprichst du Französisch?«
    »Gaawiin .« Nein.
    »Aber du verstehst es?«
    »Miinange .« Ja.
    »Das ist gut. Und du bist bereit, Teil dieses Handels zu sein, Mikwanikwe?«
    Sie nickte mit kurzen, schnellen Bewegungen. Da sie ziemlich groß war, brauchte sie den Kopf nicht zu heben, um den Hollandais anzusehen. Letzterer runzelte die Stirn und kratzte sich den Bart.
    »Nun gut«, murmelte er, an Wemikwanit gerichtet. »Ich bin bereit, das Branntweinfässchen zu streichen. Das ist alles. Das Pulver, das Blei und das Messer ist er mir noch schuldig.«
    Wemikwanit sprach Kaishpa an und erklärte ihm, was der andere vorschlug. Der Eingeborene brummte.
    »Er kann annehmen oder nicht«, meinte van der Meer warnend und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn ich zu großzügig bin, macht er sich so etwas zur Gewohnheit.«
    »Odaapinige .« Er ist einverstanden.
    »Das ist gut. Ich weise dich darauf hin, Wemikwanit, dass dies das letzte Tauschgeschäft dieser Art ist, das ich mit euch mache. Nächstes Mal nehme ich nur Pelus 26 . Auch da hält der Wemitigoozhi , der Franzose, Wort.«
    »Sie haben verstanden.«
    Der Hollandais wollte noch etwas hinzusetzen, doch da erblickte er Alexander, der sich ein wenig abseits hielt.
    »Ah, da seid Ihr ja, mein Freund!«, rief er mit einem breiten Lächeln aus. »Kommt, ich möchte mich vor unserer Abreise noch unter vier Augen mit Euch unterhalten.«
    Die drei Indianer drehten sich zu dem Schotten um. Wemikwanit, offenbar ein Mischling, ließ seinen abschätzenden Blick auf ihm verweilen und stieß dann Kaishpa, der die Augen zusammenzog, mit dem Ellbogen an. Verlegen bewegte Alexander die Schultern und folgte dem Hollandais. Als er an der Eingeborenen vorbeiging, hob sie abrupt den Kopf, sodass ihre langen, aus Glasperlen und Federn gefertigten Ohrringe klimperten. Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, das ihn anrührte. Er wusste, dass es in den Handelsniederlassungen üblich war, eingeborene Frauen an den Meistbietenden zu verkaufen, aber er fand diesen Brauch abstoßend. Durch den Alkohol verloren die Indianer jedes menschliche Gefühl.
    Nervös bot van der Meer Alexander einen Platz an. Ein mit Papieren bedeckter Tisch und zwei reparaturbedürftige Stühle stellten die gesamte Einrichtung des Anbaus dar, der dem Händler als Büro diente. An der Hinterwand hing ein schönes Bärenfell, und darüber wurde ein prachtvolles Elchgeweih von zwei kleineren Hirschgeweihen flankiert.
    »Bei Wemikwanit ist Vorsicht angebracht«, begann der Hollandais. »Er ist verschlagen. Und außerdem sollte man den eingeborenen Frauen misstrauen, denn sie korrumpieren unsere Männer. Ich meine … sie lenken sie von ihren Aufgaben ab. Diese indianischen Frauen bestimmen selbst über ihren Körper und haben eine andere Vorstellung von Schamgefühl und Tugend als wir. Häufig führt das zu Ausschweifungen … Man muss also sorgsam wählen. Allerdings kommt Mikwanikwe mir sehr fügsam vor. Aber sie zögert nicht, einem offen in die Augen zu sehen. Eine indianische Frau ist stolz und wird nichts tun, was sie nicht will. Ich bezweifle, dass Kaishpa sie verkauft, weil ein Engländer sie ›besudelt‹ hat. Das ist einfach eine Methode, sich seiner Ehefrau zu entledigen, wie es auch andere tun. Vielleicht hat sich

Weitere Kostenlose Bücher