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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Rhythmus der Wogen schlug. Heiter überließ er sich diesem magischen Moment und fühlte sich in vollkommener Harmonie mit der Natur… Einige Minuten später gab der Führer Befehl zum Weiterrudern. Mehrere Dutzend Voyageurs wandten die Blicke von den hohen Felswänden ab, die den nördlichen Teil des Sees umgaben, und tauchten erneut die Ruder in das ruhige Wasser.
    »M’en revenant de la jolie Rochelle … «, intonierte eine Stentorstimme fröhlich.
    »J’ai rencontré trois jolies demoiselles … C’est l’aviron qui nous mène, c’est l’aviron qui nous mène en haut!« , fielen alle im Chor ein, und sie fuhren in die blaue Weite hinein, die sie endlich nach Grand Portage führen würde.
     
    Einige Tage fuhr der Trupp an der Küste entlang. Um keine Zeit zu verlieren, reisten sie oft bei Nacht, wenn es weniger windig war und der Wellengang ruhiger. In der Nipigon-Bucht zwang sie ein sintflutartiger Regen, einen ganzen Tag an Land zu verbringen. Die Männer saßen unter ihren Öltuch-Planen, rauchten und murrten. Der Rauch der Feuer vertrieb weder die Mücken noch die anderen Insekten, die sie umschwirrten.
    Von allen Übeln, die sie zu ertragen hatten, waren die Insekten eindeutig das allerschlimmste. Le Revenant erzählte die Geschichte eines Voyageur-Kameraden, den die summenden Schwärme, die ihnen bei Tag und Nacht zusetzten, in den Wahrsinn getrieben hatten. Er hatte sich in eine Stromschnelle gestürzt und war ertrunken.
     
    Nachdem sie die Tonnerre-Bucht durchquert und die Île Royale passiert hatten, erreichten van der Meer und seine Männer am 13. Juni endlich ihr Ziel. Bärtig und verdreckt wie die Tiere landeten sie an der Chapeau-Landspitze, um sich ein wenig zurechtzumachen. Da die Voyageurs wussten, dass sich die Indianerinnen von haarigen Männern abgestoßen fühlten, nahmen sie sich die Zeit, sich zu rasieren, ehe sie sich in der Handelsstation vorstellten. Dann marschierten sie, zu einem ordentlichen Bataillon aufgestellt, in ihren besten Kleidern und oft sogar mit bunten Federn und Gürteln in bunten Farben geschmückt, die letzten Meilen bis nach Grand Portage, wo ihre Ankunft für großes Aufsehen sorgte.
    Grand Portage war ein wichtiger Handelsposten, der bedeutendste Hafen der nördlichen Territorien und fast ein richtiges Dorf. Einige hundert Männer wohnten dort, geschützt durch eine Palisade aus Zedernholz. Abgesehen von den Behausungen bestand die Siedlung aus Lagerhäusern für die Tauschwaren und Magazinen für die Lebensmittel. Außerdem gab es einen Pavillon, in dem die Voyageurs aßen und feierten. Nur die Gesellschaftseigner, die Übersetzer, Führer und Kontoristen lebten im Inneren der Umfriedung. Die anderen Voyageurs und einige Indianer wohnten außerhalb des Zauns rund um die Siedlung herum, wo sich auch die Weiden für das Vieh befanden. Wer mit einer freundlichen Indianerin zusammenlebte, baute sich eine kleine Hütte, die seine Ehefrau auf Zeit unterhielt und oft mit Sprösslingen belebte.
    Hier waren die Ruderer, während die Gesellschaftseigner über die Pelze verhandelten, die die Eingeborenen brachten, zu einem müßigen Leben verurteilt, während sie darauf warteten, dass es wieder auf die Rückreise ging. Sie strömten in die Kantine, veranstalteten ein gewaltiges Gelage und stopften sich mit gesalzenem Rindfleisch, Schinken, Butter, Brot, Zucker und Kaffee voll, kurz gesagt, mit allem, dessen Geschmack sie während der langen Wochen ihrer strapaziösen Reise fast vergessen hatten.
    Um das Essen vor allem während der langen Winter zu ergänzen, kaufte man bei den Indianern, besonders den Völkern, die die großen Prärien bewohnten, Pemmikan. Das waren roh getrocknete Fleischstreifen, meist Bison, die äußerst schwer zu kauen waren, aber geröstet und zerstoßen mit Bären- oder Elchfett vermischt als Reiseproviant sehr nahrhaft und lange haltbar waren. Mit Maismehl und Wasser gekocht ergab es eine Art dicke, Rababoo genannte Suppe. Im Austausch für dieses Fleisch erhielten die eingeborenen Stämme Branntwein, der bei ihnen sehr begehrt war.
    Wenn es Abend wurde, betranken sich die Männer in der Taverne oder gingen zu den Prostituierten, die ihnen ihre Dienste anboten. Diese Frauen waren Eingeborene aus den Algonquin-Stämmen nördlich der Großen Seen, die man freundlich die »Hühner« nannte.
    Fernab von der Zivilisation und ihren Umgangsformen regelten die Voyageurs ihre Meinungsverschiedenheiten durch heftige Raufereien, bei denen rasch auch

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