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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Euch ebenfalls anlügen, wenn ich behauptete, ich hätte nie daran gedacht, das Gold für mich zu behalten. Aber für einen Mann mit Selbstachtung ist das Gewissen ein guter Berater. Euer Herz hat sich geweigert; und dessen musste ich mich vergewissern. Aus diesem Grund habe ich Euch auch heute kommen lassen. Ich will Euch nämlich verraten, wo die Truhe wirklich versteckt ist.«
    Die frische Abendluft drang durch das Fenster und blähte den vergilbten Stoff, der als Vorhang diente. Von draußen drangen laute Stimmen zu ihnen: Die Leute bereiteten sich auf das Fest vor, das zu Ehren der Männer, die bald in die Zivilisation zurückkehren würden, gegeben wurde. Das Zirpen der Grillen und die Schreie der Eistaucher mischten sich in den fröhlichen Radau. Obwohl ihm Schweißtropfen den Rücken hinunterliefen, erschauerte Alexander. Sein Herz schlug schnell und kräftig. Der Hollandais hatte ihn also auf die Probe gestellt…
    »Ihr müsst zugeben, dass ich keine andere Wahl hatte, mein Freund. Dazu ist diese Sache zu wichtig. Es tut mir leid, dass ich das tun musste, Alexander … Aber es war notwendig, und ich hoffe, Ihr werdet mir vergeben.«
    Der alte Pelzhändler zog ein Taschentuch aus seinem Rock und wischte sich die Stirn ab. Er schien aufrichtig verlegen zu sein. Alexander konnte ihm nicht gram sein. Langsam schüttelte er den Kopf und trank von seinem Glas, das van der Meer ihm soeben zum zweiten Mal gefüllt hatte.
    »Das ist gut, sehr gut«, murmelte der Hollandais.
    Er räumte einen Teil der Tischplatte frei und rollte das Pergament aus, das er mit einer Pistole und einer Tabakbüchse aus Zinn beschwerte.
    »Eigentlich sind die Anweisungen, die Ihr besitzt, genau richtig. Nur der Ort ist ein anderer. Kommt näher. Seht her, weniger als eine Meile von der Mündung des Rivière du Nord entfernt befindet sich der Petite Rivière Rouge, der im Nordosten entspringt. Nachdem man etwa eine halbe Meile auf diesem Fluss gefahren ist, erblickt man auf dem Südufer einen Weg, der einen Hügel hinaufführt. Auf diesem Pfad muss man noch eine weitere Meile bergauf gehen, bis man eine Lichtung erreicht, wo ich eine Holzhütte gebaut habe. Der Ort ist angenehm, leicht zugänglich und, soweit ich weiß, noch nicht bewohnt. Niemand kennt die Stelle. Ich habe vor, mich dort im kommenden Sommer zusammen mit Sally zur Ruhe zu setzen. Meine Frau hat sich in der Stadt und mit dem gesellschaftlichen Leben nie wohlgefühlt. Was mich angeht, muss ich wohl zugeben, dass all die Jahre in den Wäldern meinen Umgangsformen nicht gutgetan haben… Kurz gesagt, ich habe auf diesem Stück Land fünf Apfelbäume gepflanzt.«
    »Fünf Apfelbäume«, wiederholte Alexander und suchte sich die Stelle auf dem Plan.
    »Der Ausgangspunkt ist der fünfte Baum, der von der Hütte aus gesehen am weitesten östlich steht. Man wendet sich dem Pfad zu, der nach Osten hinunterführt und wo ein paar Klafter tiefer ein Bach fließt.«
    »Das ist einfach«, meinte Alexander und prägte sich den sorgfältig auf das Pergament gezeichneten Plan ein.
    »Glaubt Ihr, Ihr könnt Euch diese Angaben einprägen?«, fragte der Hollandais und rollte das Leder rasch wieder ein.
    »Die Anweisungen, die Ihr mir damals, an jenem Abend gegeben habt, kenne ich auswendig …«
    »Wunderbar.«
    Der Pelzhändler räumte die Lederrolle wieder an ihren Platz. Dann schloss er die Schublade, wischte sich noch einmal die schweißglänzende Stirn und sah zu Alexander auf.
    »Ich wünschte, ich bräuchte mir um nichts Sorgen zu machen, mein Freund. Das wünsche ich mir aufrichtig.«
    »Ich ebenfalls, Monsieur.«
     
    In dem verräucherten, mit Körpergerüchen geschwängerten Pavillon wimmelte eine lärmende Menschenmenge. Im Takt zu einer Gigue, die von den Saiten einer malträtierten Geige schallte, wurde schwungvoll mit den Hacken auf die Bodendielen gestampft. Hier und da stiegen, wie aus einer anderen Dimension, gedämpfte Stimmen auf. Immer wieder übertönten ein Schrei, ein Lachen oder das Weinen von Kindern den Radau. Die Kleinen drängten sich in den Ecken und schauten aus weit aufgerissenen, ängstlichen Augen zu, wie die Erwachsenen sich von der ausgelassenen Feststimmung mitreißen ließen. Auch die Hunde nahmen an dem Ereignis teil, schnappten sich jedes Stück Essen, das zu Boden fiel, schnüffelten unter den Röcken der Frauen und rieben sich an den Waden der Tanzenden. Einen Krug Bier in der Hand, bahnte sich Alexander einen Weg durch die Menge und trat um

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