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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Alexander abgelegt worden. Doch auch von seinem Vertrag entdeckte sie keine Spur.
    »Sehr merkwürdig …«
    Nachdenklich richtete Isabelle sich auf und trat einen Schritt zurück. Da spürte sie etwas unter ihrem Absatz und hörte ein leises Aufstöhnen. Im selben Moment legten sich zwei Hände um ihre Taille, um sie wegzuschieben.
    »Oh, das tut mir leid«, rief sie, rot vor Verwirrung, aus. »Ich bin wirklich …«
    »Ach, das macht nichts«, versicherte ihr Monsieur Guillot. »Es tut nicht weh; Ihr seid ja leicht wie ein Vögelchen.«
    Jacques Guillot war Anfang Juni in Pierres Dienste getreten, eine Woche, nachdem sie Montréal verlassen hatte, um nach Québec zu reisen. Daher hatte sie ihn erst bei ihrer Rückkehr im Juli kennengelernt. Er war als Lehrling angestellt und entlastete Pierre, der mit Arbeit überhäuft war. Er war freundlich, gepflegt und trotz seiner bescheidenen Herkunft gut erzogen und hatte Isabelle gleich gefallen.
    Sie hatte die Blicke bemerkt, die der junge Mann ihr oft zuwarf, und die beinahe unschicklich waren. Pierre hatte sie nichts davon gesagt, weil sie die Sache harmlos und eher schmeichelhaft fand. Mehrmals hatte er sie sogar, wenn sie sich auf dem Korridor oder in einer Tür begegneten, mit den Fingerspitzen gestreift. Natürlich ermunterte sie ihn nicht. Aber sie unterband seine Versuche auch nicht und ertappte sich sogar dabei, dass sie lächelte, wenn so etwas vorkam.
    Allerdings war Jacques Guillot auch wirklich angenehm anzusehen. Er besaß lockiges braunes Haar, das glänzte und sorgfältig um ein Gesicht frisiert war, das noch keine Zeichen des Alters zeigte. Seit Alexander war er der erste Mann, von dem sie sich angezogen fühlte. Sicher, auch Pierre war ein stattlicher Mann. Aber die Beziehung zwischen ihnen hatte sich nicht verbessert …
    »Tut mir sehr leid, dass ich Euch nicht helfen konnte, Monsieur Guillot«, stotterte sie verlegen.
    »Dann hinterlasse ich Monsieur Larue eine Nachricht. Ich muss in ein paar Minuten fort und kann nicht auf seine Rückkehr warten.«
    »Ihr geht nach Hause?«
    »Nein, ich muss bei Schneider Souart vorbeigehen und einen Anzug abholen, den ich letzten Monat bestellt habe. Anschließend gehe ich zum Abendessen zu meiner Mutter.«
    »Souarts Werkstatt liegt auf meinem Weg. Wenn Ihr wollt, kann ich Euch dort absetzen.«
    »Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Euch zu begleiten, Madame, und nehme Euer Angebot an. Ich brauche nur ein paar Minuten, um alles wegzuräumen.«
    Angesichts seines strahlenden Lächelns fragte sich Isabelle plötzlich, ob sie richtig gehandelt hatte. Sie hatte nicht überlegt und ihren Vorschlag ganz spontan vorgebracht. Nun ging sie, um sich zurechtzumachen, und erklärte dem jungen Mann, sie werde in der Kutsche auf ihn warten.
     
    Die Berline holperte über die Straße, die voller Schlaglöcher war, sodass die Insassen kräftig durchgeschüttelt wurden und nichts dagegen tun konnten, dass ihre Knie immer wieder zusammenstießen. Jacques Guillot hatte seit ihrer Abfahrt noch nichts gesagt, sah Isabelle aber unverwandt an. Er strömte einen diskreten Duft nach Anis und Pfefferminz aus, den die junge Frau angenehm fand. Sie fand sein Benehmen unschicklich, brachte es aber nicht fertig, ihn darauf anzusprechen.
    Durch das offene Fenster drang die milde Luft des Spätherbstes herein. Eine der braunen Locken des jungen Mannes wehte im Wind, und Isabelle musste sich fast Gewalt antun, um sie nicht hinter sein Ohr zurückzustecken. Sie wandte sich ab.
    Die Häuser der Rue Saint-Paul glitten an ihr vorüber. Auf dem Marktplatz liefen Kinder umher und spielten auf der schwarzen Erde, die sich an ihre Kleider hängte, Ball oder Himmel und Hölle. Frauen mit vorzeitig gealterten Gesichtern boten den Passanten selbstgeflochtene Gegenstände an, hier einen Korb und da einen Strohhut. Nachbarn zankten sich: Offenbar hatte die Ziege des einen die Kohlköpfe im Garten des anderen gefressen. Der Streit hatte einen ganzen Schwarm Neugieriger angelockt, die jetzt die Straße versperrten und sie einen Moment lang aufhielten. Die Klatschbasen waren sicher entzückt.
    Der Wagen bog in die Rue Saint-François ein, fuhr hügelaufwärts bis zur Rue Saint-Sacrement und hielt vor einem Holzhaus, das vor kurzem frisch mit weißer Farbe gestrichen worden war. Über der rot lackierten Tür knarrte ein Schild im Wind.
    »Vielen Dank«, sagte Jacques Guillot. »Dann sehen wir uns heute Abend?«
    »Heute Abend? Ihr kommt heute noch

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