Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
schönste, das ich je besessen habe! So, jetzt ist es heraus! Ich weiß, dass es verrückt ist, aber ich werde in zwei Tagen auf diesen Ball gehen. Ich konnte es gar nicht abwarten, dir davon zu erzählen. Jetzt verstehst du vielleicht besser, warum ich mir mit der Antwort an Monsieur Audet Zeit lasse. Ich habe keine Ahnung, welche Absichten dieser Mr. Henry hegt, aber ich mag ihn gern und glaube, dass er mich ein wenig mit den Rotröcken versöhnt hat.
    Bitte, verurteile mich nicht für mein wenig tugendhaftes Verhalten, Isabelle. Ich bin siebenundzwanzig, verstehst du. Julien fehlt mir immer noch, aber ein Gespenst wärmt einem nicht das Bett. So nutze ich die Gelegenheiten, die sich mir bieten, und versuche dabei, Umsicht walten zu lassen. Wünsche mir viel Glück!
    »Dann Adieu, Monsieur Audet!«
    Ehe ich schließe, noch ein paar Neuigkeiten von deiner Familie. Louis erholt sich von seinem schweren Sturz. Seinem Bein geht es besser, obwohl er noch mit einem Stock läuft. Seine treue Françoise ist ihm im Laden eine große Hilfe, zusammen mit Pierre. Ich wette mit dir, dass unser junger Lehrling in fünf Jahren seinen Meisterbrief erhält und sich eine eigene Bäckerei kaufen wird. Anne mit ihren vierzehn Jahren tritt ihr nächstes Jahr im Pensionat der Ursulinen an. Bestimmt ist Louis froh darüber, seine Tochter so gut untergebracht zu wissen. Sie ist so hübsch. Der kleine Luc geht bei den Augustinern zur Schule und legt ein Talent für alles, was mit Zahlen zu tun hat, an den Tag. Alles steht zum Besten.
    Vor zwei Tagen habe ich zusammen mit Schwester Clotilde Chrysanthemen auf Guillaumes Grab gelegt. Ich habe auch einen Strauß von dir mitgenommen und ein Gebet gesprochen. Ein Jahr ist es jetzt her, dass er die ewige Ruhe gefunden hat. Möge Gott sich seiner annehmen, er hat es verdient.
    »Ein Jahr schon!«, murmelte Isabelle.
    Ihr Bruder Guillaume war einem tragischen Unfall erlegen. Bei einem Ausflug war er den wachsamen Nonnen kurz entwischt und im Saint-Charles-Fluss ertrunken. Niemand war Zeuge des Unfalls gewesen. Manch einer hatte angedeutet, er habe sich bestimmt freiwillig ins Wasser gestürzt, um den inneren Qualen zu entfliehen, die ihm keine Ruhe mehr ließen. Doch niemand hatte gewagt, das öffentlich zu erklären, da es keinen Beweis dafür gab. Und so hatte Guillaume in geweihter Erde bestattet werden können und war jetzt endlich erlöst von dem Übel, das ihn seit dem Krieg zerfressen hatte …
    Schön, genug geschwatzt. Die Sonne geht auf, und ich muss mich fertigmachen und den Frühstückstisch für die Audet-Kinder decken. Sobald ich kann, schreibe ich dir wieder. Vergiss nicht, das Gleiche zu tun, liebe Cousine.
    Mit meiner ganzen Liebe
    Madeleine
     
    Isabelle schaute auf und sah zu, wie Gabriel sich zusammen mit Marie unter dem Hartriegel zu schaffen machte. Sie dachte an Madeleine und machte sich Sorgen um ihre Cousine, die bereits zwei Heiratsanträge abgelehnt hatte und die sie nicht mehr recht verstand. Madeleine schien auf ihrer selbstgewählten Einsamkeit zu beharren, die sie dennoch mehr und mehr belastete. Nun ja … wenn dieser Mr. Henry, dem sie bei ihrem Besuch in Québec zweimal begegnet war, derjenige sein würde, der ihr den Ring an den Finger steckte, würde sie entzückt sein; englischer Offizier hin oder her. Sie wartete schon ungeduldig auf den nächsten Brief von ihrer Cousine.
    Sorgsam faltete sie den Brief zusammen, steckte ihn in ihre Rocktasche und schaute erneut ihrem Sohn zu. Während andere kleine Jungen sich mit Holzspielzeug unterhielten, verbrachte Gabriel seine Zeit damit, den Hof zu erforschen und sich für kleine Tiere zu begeistern. So fand sie ertrunkene Schnecken in einem Glas auf dem Küchentisch, tote Spinnen, denen einige Beine fehlten, lagen sorgfältig aufgereiht auf der Kommode in seinem Zimmer, und an der Wand hingen aufgespießte Schmetterlinge. Sie musste zugeben, dass das ihren Alltag belastete.
    Gestern hatten sie Jagd auf fünf Grillen machen müssen, die im Salon aus ihrem Topf entwischt waren. Arlequine hatte sich an dem Spiel beteiligt und drei von ihnen gefressen, worüber Gabriel in Tränen ausgebrochen war. Marie hatte versprochen, dass sie ihm helfen würde, neue zu fangen. Sie selbst war ebenfalls beteiligt gewesen und hatte den fest verschlossenen Topf auf den Knien gehalten, während sie zuschaute, wie ihr Sohn die ekelhaften Tierchen fing, die sie mit ihrem unablässigen Zirpen alle die ganze Nacht lang wach halten würden.

Weitere Kostenlose Bücher