Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Schatten zwischen den Steinen verblassten gemeinsam mit dem Licht. Die Luft war kühl und legte sich wie Wasser auf seine Haut, doch er hatte nicht das Gefühl, dass es regnen würde. Man konnte beinahe spüren, wie sich die Steine ringsum erhoben, dachte er, und wieder zu dem wurden, was sie einmal waren.
    Unten im Haus herrschte reges Kommen und Gehen: Türen schlugen zu, Brianna hängte die Wäsche auf, die Kinder und ein paar Jungen von der Nachbarfarm, die bei Jem übernachten wollten, rannten überall auf dem Hof herum und spielten lautstark Fangen. Ihr fröhliches Kreischen stieg schrill und scharf wie die Rufe der Fischadler zu ihm auf. Einmal sah er den Lieferwagen des Landmarktes, der wahrscheinlich die Pumpe für die Zentrifuge brachte, denn Roger sah, wie Brianna den Fahrer, der mit dem großen Karton in seinen Armen nichts sehen konnte, in die Scheune lotste.
    Gegen fünf kam eine kräftige Brise auf, und der Dunst begann, sich zu zerstreuen. Als sei dies ein Signal, das Callahan aus seinem Traum aufweckte, richtete sich der Archäologe auf, stand einen Moment mit gesenktem Blick da und nickte dann.
    »Also, es ist gut möglich, dass es ein sehr alter Fundort ist«, sagte er. Er kletterte aus seinem Graben und beugte sich stöhnend hin und her, um seinen Rücken zu dehnen. »Das Gebäude selbst aber nicht. Wahrscheinlich wurde es irgendwann im Lauf der letzten paar hundert Jahre erbaut, obwohl sein Erbauer Steine benutzt hat, die sehr viel älter sind. Wahrscheinlich hat er sie herbeitransportiert, obwohl es auch sein kann, dass einige von einem älteren Gebäude stammen, das hier einmal gestanden hat.« Er lächelte Roger an. »Die Leute in den Highlands verschwenden nichts; letzte Woche habe ich eine Scheune gesehen, in deren Fundament ein antiker piktischer Stein verbaut worden war, und der Fußboden bestand aus Ziegelsteinen von einer abgerissenen öffentlichen Toilette in Dornoch.«
    Callahan hielt sich die Hand über die Augen und spähte nach Westen, wo der Dunstschleier jetzt über der fernen See hing.
    »Höhenlagen«, sagte er nüchtern. »Sie haben sich damals immer Höhenlagen ausgesucht. Ob es eine Festung war oder ein Ort der Anbetung; sie sind immer in die Höhe gestiegen.«
    »Damals?«, fragte Roger und spürte ein kurzes Prickeln im Nacken. »Wann damals?«
    Callahan schüttelte den Kopf.
    »Weiß nicht. Vielleicht die Pikten – alles, was wir von ihnen haben, sind die Steinmetzarbeiten, die sie hier und dort hinterlassen haben – oder ihre Vorgänger. Manchmal sieht man einfach Dinge, von denen man weiß, dass sie von Menschenhand geschaffen – oder zumindest an diesen Ort geschafft –
wurden, die man aber keiner bekannten Kultur zuordnen kann. Die Megalithen zum Beispiel – die Steinkreise. Niemand weiß, wer sie aufgestellt hat oder wozu.«
    »Ist das so«, murmelte Roger. »Können Sie denn sagen, was für ein Ort das hier gewesen ist? Verteidigung oder Anbetung, meine ich?«
    Callahan schnaubte bedauernd.
    »An der Oberfläche kann ich das nicht erkennen. Möglicherweise, wenn man das ausgraben würde, was darunterliegt. Es gibt Hunderte von Fundstellen wie diese an höher gelegenen Orten auf den ganzen britischen Inseln und auch in der Bretagne – etliche davon keltischen Ursprungs oder aus der Eisenzeit, viele noch viel älter.« Er hob den angeschlagenen Heiligenkopf auf und strich mit einer Art Zuneigung darüber.
    »Diese Dame hier ist sehr viel jünger, vielleicht dreizehntes, vierzehntes Jahrhundert. Vielleicht die Schutzpatronin der Familie, die über die Jahre weitervererbt wurde.« Er drückte dem Kopf einen kurzen, unbefangenen Kuss auf die Stirn und reichte ihn sanft an Roger weiter.
    »Trotzdem kann man wahrscheinlich sagen – und das ist keine wissenschaftliche Erkenntnis, nur meine persönliche Meinung, nachdem ich ja schon einige solcher Stellen gesehen habe -, wenn das jüngste Gebäude eine Kapelle war, dann war der ältere Fundort darunter wahrscheinlich ebenfalls ein Ort der Anbetung. Die Menschen in den Highlands sind Gewohnheitstiere. Sie bauen vielleicht alle zwei- oder dreihundert Jahre eine neue Scheune -, aber man kann fast darauf wetten, dass sie genau dort stehen wird, wo die alte auch war.«
    Roger lachte.
    »Das stimmt wohl. Unsere Scheune ist noch das Original – sie ist zusammen mit dem Haus im frühen achtzehnten Jahrhundert gebaut worden. Aber ich habe darunter die Steine einer älteren Kate gefunden, als ich den Fußboden aufgebuddelt

Weitere Kostenlose Bücher