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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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    »Weg da!«, rief er zurück, doch der Mann, der durch das Loch gefeuert hatte, versuchte jetzt sein Glück, indem er Anlauf nahm und sprang. Die Granate fiel im selben Moment durch die Lücke, als der Mann vom Boden abhob. Sie traf ihn an der Brust und explodierte.
    Jamie rieb sich die Hand an seinem Hemd und schluckte Galle. Seine Handfläche brannte, denn sie war zerkratzt und voller Rindensplitter. Überall flogen Metallfetzen und Holzstückchen; irgendetwas hatte Jamie im Gesicht getroffen, und er spürte seinen beißenden Schweiß und die Wärme des Blutes, das ihm
über die Wange lief. Er konnte den Grenadier sehen, ein grüner Fleck hinter der Lücke in der Baumsperre. Rasch, bevor er sich bewegte.
    Er zerrte eine Patrone aus seiner Tasche und riss sie mit den Zähnen auf, während er zählte. Er konnte ein Gewehr in zwölf Sekunden laden, das wusste er genau. Neun … acht … Was war es, was Brianna den Kindern beigebracht hatte, wie sie die Sekunden zählen sollten? Hippopotami, aye. Sechs Hippopotami … fünf Hippopotami … Er verspürte einen verrückten Drang zu lachen, weil vor seinem inneren Auge eine kleine Nilpferdherde auftauchte, die ihn ernst beobachtete und seine Fortschritte kritisierte. Zwei Hippopotami … Er war immer noch nicht tot, also presste er sich dicht unter die Baumsperre, zielte durch die Lücke und feuerte auf den grünen Fleck, der eine Fichte hätte sein können, aber keine war, weil er aufschrie.
    Er schlang sich das Gewehr über den Rücken und wagte erneut einen Satz. Seine Finger bohrten sich verzweifelt in den ungeschälten Baumstamm. Sie rutschten ab, und Splitter bohrten sich unter seine Nägel. Der Schmerz schoss ihm wie ein Blitzschlag durch die Hand, doch jetzt hob er die gesunde Hand, packte damit sein rechtes Handgelenk und klammerte sich fest um den Stamm. Seine Füße rutschten ab, weil der Boden zu locker war, und einen Moment lang hing er da wie ein Eichhörnchen an einem Ast. Er zog sich hoch und spürte, wie in seiner Schulter etwas riss, konnte aber keine Rücksicht darauf nehmen. Ein Fuß, er hatte den Fuß jetzt um den Stamm geschwungen, holte mit dem freien Bein aus, und dann hing er da wie ein Faultier. Irgendetwas hieb in den Stamm, an den er sich geklammert hatte; er spürte, wie der Schlag das Holz durchlief.
    »Stillhalten, Rotschopf!«, schrie jemand unter ihm, und er erstarrte. Ein neuer Aufprall, und etwas sauste dicht neben seinen Fingern auf das Holz nieder – eine Axt? Ihm blieb keine Zeit, Angst zu haben; der Mann unter ihm feuerte – er hörte die Kugel vorbeisummen wie eine wütende Hornisse -, und er zog sich hastig auf das Ende des Baumstamms zu, Hand um Hand, so schnell er konnte, wand sich zwischen den Stämmen hindurch, und seine Kleider zerrissen wie seine Gelenke.
    Zwei Hessen lagen tot oder verwundet gleich oberhalb seiner Lücke. Ein dritter, der drei Meter weiter weg lag, sah, wie er den Kopf durch die Schanze steckte und griff in seinen Sack, die Zähne unter dem gewachsten Schnurrbart entblößt. Doch hinter dem Hessen erscholl ein markerschütternder Schrei, und einer von Morgans Männern ließ ihm einen Tomahawk auf den Schädel niedersausen.
    Er hörte ein Geräusch und drehte sich gerade um, als ein Korporal auf einen der toten Hessen trat, der abrupt zum Leben erwachte und sich mit gezogener Muskete umdrehte. Der Hesse hieb mit aller Kraft zu, der Korporal stolperte, und die Klinge des Bajonetts zerriss ihm die Hose und kam dann in einem Schauer aus Blutstropfen wieder frei.
    Jamie packte automatisch sein Gewehr am Lauf und holte aus. Die Bewegung fuhr ihm ruckartig durch Schultern, Arme und Handgelenke, und dann
versuchte er, dem Mann den Kolben durch den Kopf zu rammen. Der Aufprall verdrehte ihm die Arme, und er spürte, wie seine Halswirbel knackten und ihm weiß vor den Augen wurde. Er schüttelte den Kopf, um ihn freizubekommen, und wischte sich mit der Handwurzel Schweiß und Blut aus den Augenhöhlen. Mist, er hatte das Gewehr verbogen.
    Der Hesse, der einen überraschten Ausdruck in den Überresten seines Gesichtes trug, war diesmal wirklich tot. Der verwundete Korporal entfernte sich kriechend, ein Hosenbein mit Blut durchtränkt, die Muskete auf den Rücken geschlungen und die Bajonettklinge in der Hand. Er sah sich um, erblickte Jamie und rief: »Schütze! Hinter Euch!«
    Er drehte sich gar nicht erst danach um, sondern stürzte sich kopfüber seitwärts zu Boden, sodass er rollend im Laub landete.

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