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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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unhöflich gewesen, Rob nicht mit einzuladen …
    Und so kam es, dass Brianna wie benommen Rührei und Kartoffeln briet und Bohnen aufwärmte, während sie an ihren ungeladenen Gast unter der Vorratskammer dachte, der die Kochgerüche riechen und vor Hunger schier sterben musste – und was in aller Welt würden sie mit ihm anfangen?
    Die ganze Zeit, während sie aßen und freundlich plauderten, während Brianna die Kinder zu Bett brachte und sich Roger und Rob über piktische Steine und Ausgrabungen auf den Orkney-Inseln unterhielten, war sie in Gedanken bei William Buccleigh MacKenzie.
    Die Orkneys, dachte sie. Roger hat gesagt, der Nuckelavee ist ein Monster von den Orkneys. Ist er dort gewesen? Wann? Und warum zum Teufel hat er sich die ganze Zeit in unserem Turm herumgedrückt? Als er begriffen hat, was geschehen ist, warum ist er nicht sofort zurückgegangen? Was macht er nur hier?
    Als sich Rob endlich verabschiedete, ein neues Buch mitnahm, sich ausgiebig für das Essen bedankte und sie noch einmal an die Kinoverabredung am Freitag
erinnerte, war sie so aufgebracht, dass sie William Buccleigh am liebsten am Kragen aus dem Versteck gezerrt hätte, um ihn persönlich zum Steinkreis von Craig na Dun zu fahren und ihn dort in einen Stein zu stopfen.
    Doch als er dann mit langsamen Bewegungen hinauskletterte, blass und unübersehbar hungrig, ließ ihr Zorn wieder nach. Zumindest ein kleines bisschen. Schnell briet sie ihm frisches Rührei und setzte sich zu ihm, während Roger im Haus die Runde machte und die Türen und Fenster kontrollierte.
    »Obwohl wir uns ja eigentlich keine Sorgen mehr zu machen brauchen«, merkte sie bissig an, »weil Sie ja jetzt im Haus sind.«
    Er blickte auf, müde, aber argwöhnisch.
    »Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut«, erwiderte er leise. »Möchten Sie, dass ich gehe?«
    »Und wohin würden Sie gehen, wenn ich ja sagen würde?«, fragte sie unfreundlich.
    Er drehte das Gesicht zum Fenster über der Küchenspüle. Bei Tageslicht blickte es auf eine friedliche Szene hinaus, auf den Gemüsegarten mit seinem abgenutzten Holztörchen und der Wiese dahinter. Jetzt war dort nichts als die Schwärze einer mondlosen Highlandnacht. Eine Nacht, in der gute Christenmenschen in ihren Häusern blieben und die Türpfosten mit Weihwasser bespritzten, weil die Wesen, die in den Mooren und Hügeln umherwanderten, nicht immer heilig waren.
    Er sagte nichts, sondern schluckte nur, und sie sah, wie sich die blonden Härchen auf seinen Unterarmen aufstellten.
    »Sie brauchen nicht zu gehen«, sagte sie schroff. »Wir finden schon ein Bett für Sie. Aber morgen …«
    Er nickte, ohne sie anzusehen, und machte Anstalten aufzustehen. Sie legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn zurückzuhalten, und er sah sie verblüfft an, seine Augen dunkel im gedämpften Licht.
    »Sagen Sie mir jetzt nur eines«, sagte sie. »Möchten Sie zurückgehen?«
    »O Gott, ja«, sagte er und wandte den Kopf ab, doch seine Stimme war belegt. »Ich sehne mich nach Morag. Ich sehne mich nach meinem Jungen.«
    Sie ließ sein Handgelenk los und stand auf, doch ihr war noch ein Gedanke gekommen.
    »Wie alt sind Sie?«, fragte sie stirnrunzelnd, und er zuckte mit den Achseln und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Achtunddreißig«, sagte er. »Warum?«
    »Nur … aus Neugier«, sagte sie und wandte sich ab, um den Aga für die Nacht herunterzudrehen. »Kommen Sie mit; ich mache Ihnen ein Bett im Wohnzimmer. Morgen … sehen wir dann weiter.«
    Sie führte ihn durch den Flur an Rogers Studierzimmer vorüber, und eine Eiskugel lag in ihrem Magen. Das Licht brannte, und der Stammbaum, den Roger herausgekramt hatte, um ihn William Buccleigh zu zeigen, lag noch dort auf dem Schreibtisch, wo sie ihn hingeworfen hatte. Hatte er das Datum gesehen?
Sie glaubte es nicht – oder falls doch, war es ihm sicher nicht aufgefallen. Nicht jeder Eintrag auf dem Stammbaum war mit dem Geburts- und Todesdatum versehen – seiner jedoch schon. Diesem Stammbaum zufolge war William Buccleigh MacKenzie im Alter von achtunddreißig Jahren gestorben.
    Er kommt nicht zurück, dachte sie, und das Eis legte sich um ihr Herz.
     
    LOCH ERROCHTYLAG STUMPF WIE ZINN UNTER DEM BEDECKTEN HIMMEL. SIE standen auf der Fußgängerbrücke über den Alt Ruighe nan Saorach, den Fluss, der den See speiste, und blickten auf den künstlichen See hinunter, der sich zwischen den Hügeln ausbreitete. Buck – so hatten sie ihn in Amerika genannt, sagte er,

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