Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Erdinneren verschwand. Es gab eine grob gezimmerte Holzleiter – neu, wie ich sah, doch als Ersatz für eine sehr viel ältere Leiter, die in Stücke zerfallen war; einige wurmstichige Holzreste befanden sich noch an Ort und Stelle und baumelten an rostigen Eisenbolzen im Felsen.
    Es konnten nicht mehr als drei oder dreieinhalb Meter bis zum Boden sein, doch der Einstiegstunnel war schmal, und der Abstieg kam mir ewig vor. Endlich kam ich unten an und sah, dass sich die Höhle nach allen Seiten hin öffnete wie der Bauch einer Flasche. Jamie hockte an der Wand; ich sah, wie er ein kleines Fläschchen hervorzog, und mir stieg beißender Terpentingeruch in die Nase.

    Er hatte eine Fackel mitgebracht, ein knorriger Kiefernast, dessen Ende in Teer getaucht und mit einem Lappen umwickelt war. Er durchtränkte den Lappen mit Terpentin und hob dann das Feuerzeug, das Brianna für ihn gemacht hatte. Ein Funkenregen tauchte sein konzentriertes Gesicht in rötliches Licht. Noch zwei Versuche, dann fing die Fackel Feuer. Die Flamme schoss durch das brennbare Tuch und heftete sich an den Teer.
    Er hielt die Fackel hoch und wies damit auf den Boden hinter mir. Ich drehte mich um und wäre fast aus der Haut gefahren.
    Der Spanier lehnte sitzend an der Wand, die Skelettbeine vor sich ausgestreckt. Sein Kopf war vornübergefallen, als ob er döste. Hier und dort hing noch ein Büschel verblasster rötlicher Haare, doch die Haut war vollständig verschwunden. Seine Hände und Füße waren ebenfalls weitgehend verschwunden, denn Nager hatten die kleinen Knochen davongeschleppt. Doch für größere Tiere war er unerreichbar gewesen. Sein Oberkörper und die langen Knochen waren zwar angenagt, jedoch weitgehend unbeschädigt; die Rundung seines Brustkorbs bohrte sich durch einen Stoffrest, der so verblichen war, dass man nicht mehr sagen konnte, welche Farbe er einmal gehabt hatte.
    Es war in der Tat ein Spanier. Ein Metallhelm mit einem Wappen, rot vom Rost, lag neben ihm, gemeinsam mit einem eisernen Brustpanzer und einem Messer.
    »Jesus H. Roosevelt Christus«, flüsterte ich. Jamie bekreuzigte sich und kniete sich neben das Skelett.
    »Ich habe keine Ahnung, seit wann er hier ist«, sagte er ebenfalls ganz leise. »Wir haben nichts bei ihm gefunden, nur die Rüstung und das da.« Er zeigte auf den Kies direkt vor dem Beckenknochen. Ich beugte mich dichter darüber, ein kleines Kruzifix, wahrscheinlich aus Silber, jetzt schwarz angelaufen, und ein paar Zentimeter weiter ein kleines Dreieck, ebenfalls schwarz.
    »Ein Rosenkranz?«, fragte ich, und Jamie nickte.
    »Ich vermute, er hat ihn um den Hals getragen. Er muss aus Holz und einer Schnur bestanden haben, und als er verrottet ist, sind die Metallteile zu Boden gefallen. Das …« Sein Finger berührte sanft das kleine Dreieck. »Auf der einen Seite steht ›Nr. Sra. Ang.‹ – ich glaube, es heißt ›Nuestra Senora de los Angeles‹. Unsere liebe Frau von den Engeln. Auf der Rückseite ist ein Bildchen der Heiligen Jungfrau.«
    Ich bekreuzigte mich automatisch.
    »Hat Jemmy Angst gehabt?«, fragte ich nach einem Moment respektvollen Schweigens.
    »Ich habe Angst gehabt«, sagte Jamie trocken. »Es war dunkel, als ich durch den Tunnel hinuntergestiegen bin, und beinahe wäre ich direkt auf unserem Freund hier gelandet. Ich dachte, er würde noch leben, und vor Entsetzen ist mir fast das Herz stehen geblieben.«
    Er hatte einen Schreckensruf ausgestoßen, und Jemmy, den er mit der strikten Anweisung oben gelassen hatte, sich nicht vom Fleck zu rühren, war
prompt in das Loch gekrochen, hatte auf halbem Weg den Halt auf der kaputten Leiter verloren und war mit den Füßen zuerst auf seinen Großvater geprallt.
    »Ich habe ihn rascheln hören und nach oben geschaut, und genau in dieser Sekunde ist er vom Himmel gefallen und hat meine Brust getroffen wie eine Kanonenkugel.« Jamie rieb sich ebenso reumütig wie belustigt die linke Brustseite. »Hätte ich den Kopf nicht gehoben, hätte er mir das Genick gebrochen – und er wäre nie allein hier herausgekommen.«
    Und wir hätten nie erfahren, was euch beiden zugestoßen ist. Ich schluckte, weil mir bei diesem Gedanken der Mund trocken wurde. Und doch … konnte jeden Tag irgendetwas nicht minder Zufälliges passieren. Jedem von uns.
    »Ein Wunder, dass sich keiner von euch etwas gebrochen hat«, sagte ich stattdessen und zeigte auf das Skelett. »Was meinst du denn, was ihm hier zugestoßen ist?« Seine Familie hat es auch nie

Weitere Kostenlose Bücher