Highland-Vampir
Seine Stimme hatte einen leichten Hall bekommen. Er befand sich nicht mehr in diesem Raum.
»Geh du hin«, sagte Marek. »Ich bleibe noch hier und decke euch den Rücken. Es kann sein, dass dies hier noch nicht beendet ist.«
»Gut.«
Suko hatte im Hintergrund des Raumes eine Tür gefunden. Dahinter lag kein normales Zimmer, sondern eine Treppe, die nach unten in einen stockdunklen Keller führte.
Suko ließ den Strahl der Lampe über die Stufen gleiten. »Hier sollten wir uns mal umschauen. Keller verbergen oft Geheimnisse.«
»Okay, aber Marek bleibt oben.«
»Das dachte ich mir.«
Suko übernahm die Führung. Es war keine Treppe, die man alten Menschen empfehlen konnte. Da gab es nichts Regelmäßiges oder Glattes. Man hatte sie einfach aus dem Fels herausgeschlagen, und sie führte in eine Welt der Nässe und der Kälte.
Wir gaben beide Acht, nicht auszurutschen. Über uns behielt die Decke nie ihre gleiche Höhe bei. Mal senkte sie sich, mal drückte sie sich hoch.
Das Licht erreichte vor uns das Ende der Treppe, wobei es sich auf einer großen Pfütze widerspiegelte.
Da unten hatte sich Wasser gesammelt, aber es nahm nicht den gesamten Bereich des Kellers ein, sondern lag nur in einer Vertiefung. Suko sprang darüber hinweg. Ich folgte seinem Beispiel und schaute mich ebenfalls um.
Wir waren nicht in einem Keller gelandet. Es erinnerte mich eher an ein Gewölbe, allerdings beengt. Es gab auch keine Kellertüren, die zu bestimmten Verschlägen oder Räumen führten, sondern eine tiefe Nische im Hintergrund, in die Suko ebenfalls hineinleuchtete.
»Verdammt«, sagte er.
Jetzt sah auch ich es. Die Nische war besetzt, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Auf dem Boden hockte eine Gestalt. Sie hätte auch als Frau durchgehen können, die eine Stola über Kopf und Schultern gehängt hatte, die nur das Gesicht freiließ.
Aber welch ein Gesicht!
Es schien mit Kreide angemalt worden zu sein, so bleich war es. Dafür lagen die Augen tief in den Höhlen, und sie wirkten im Gegensatz zur Haut wie dunkle Kohle.
»Der zweite Vampir, John!«
Den endgültigen Beweis erhielten wir, als sich die Gestalt bewegte und sich schwerfällig in die Höhe stemmte. Dabei rutschte das Tuch von ihrem Kopf, der mit schmutzigen und verklebten Haaren bedeckt war. Käfer krabbelten am Hals des Vampirs entlang. Der Blick seiner leeren Augen verlangte trotzdem nach Blut, so seltsam sich das auch anhörte. Er war ein Opfer ohne Bissstellen am Hals, wie auch der Blutsauger, der eine Etage höher lag.
Wir gingen beide davon aus, dass diese Gestalt ebenfalls die Egel gegessen hatte und nun bereit war, zum ersten Mal das Blut eines normalen Menschen zu trinken.
»Ich bezweifle, John, dass er uns etwas sagen wird«, meinte Suko. »Der denkt nur noch an den Biss.«
»Ich versuche es trotzdem.«
»Bitte.« Suko trat zurück. Er brauchte Platz, um seine Dämonenpeitsche zu ziehen. Wir hätten den Wiedergänger auch mit einer geweihten Silberkugel erledigen können, und mein Kreuz war ebenfalls für ihn tödlich, aber Suko hatte sich nun mal für die Peitsche entschieden, und das war auch gut so.
»Kannst du reden?«
Der Blutsauger zeigte durch nichts an, dass er mich gehört, geschweige denn verstanden hatte. Er wollte nur mich, aber er hatte Schwierigkeiten, sich normal zu bewegen. Sein Körper musste ihm wie eingerostet Vorkommen.
»Geh mal zur Seite, John.«
»Okay.«
Suko fackelte nicht lange. Er holte aus, als der Unhold direkt in seine Reichweite hineinging.
Lässig zog er den Schlag mit der Dämonenpeitsche durch. Die drei Riemen schienen das Gesicht der Horror-Gestalt nur streicheln zu wollen, aber das war ein Irrtum.
Sie trafen voll!
Das Brüllen war schlimm. Wie gebannt blieb der bleiche Wiedergänger auf der Stelle stehen. Er warf seinen Kopf zurück, und sein Oberkörper zuckte.
Dann fiel er nach hinten. Die Wand hielt ihn nicht mehr auf. Er landete auf dem Boden. An den Stellen, wo er von den Riemen der Peitsche getroffen worden war, löste sich die Haut auf. Sie wurde zu einer Pelle, die sich abrollte und in verschiedene Richtungen glitt. Darunter kam feuchtes Fleisch zum Vorschein, das wie verwässertes Blut schimmerte. Das sah ich, weil ich die Gestalt ebenfalls anleuchtete.
Suko nickte. »War es der Letzte?«
»Wir sollten mal davon ausgehen.«
»Nun ja, der Highland-Vampir ist wichtiger. Und er soll in dieser Nacht wieder erwachen.«
Es war das große Problem, und für mich stellte sich die Frage, ob
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