Highland-Vampir
dort ansetzt, wo Ober- und Unterteil aufeinander liegen.«
Lorenzo verzog die Lippen. »Du bist der Chef, Justine, aber einfach wird es nicht werden.«
»Das weiß ich. Macht aber nichts. Ihr seid Spezialisten und werdet gut bezahlt.«
»Stimmt.«
»Dann macht euch an die Arbeit.«
»Moment«, sagte Lorenzo, als er sah, dass Justine sich entfernen wollte. »Hilfst du uns nicht mit?«
»In diesem Fall nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich habe meine Gründe!« Mehr sagte sie nicht und drehte sich von Lorenzo weg.
Sie gab das Geld, sie bestimmte, und die Truppe musste tun, was sie verlangte. Lorenzo winkte seinen Leuten zu und klärte sie in knappen Sätzen über das Problem auf.
»Müssen wir sprengen?«, fragte Lumley.
»Sie hat es gesagt.«
»Okay, dann schauen wir uns das Ding mal näher an.«
Der Sarg aus Metall war nicht besonders groß. Er mochte um eine Idee höher sein als die normalen Särge, war aber auf keinen Fall mit einem Sarkophag zu vergleichen.
Die vier Männer waren es gewohnt, in die Hölle des Krieges oder des Kampfes geschickt zu werden. Da hatten sie gelernt, zu überleben, aber es hatte noch niemand von ihnen verlangt, einen alten Sarg durch Sprengen zu öffnen. Das passte nicht in ihr »Berufsbild«. Hinzu kam die Atmosphäre hier in der Höhle. Es war stickig. Die Kälte hatte den Weg noch nicht bis zum Ende gefunden.
Gil Lorenzo und Brian Wallace untersuchten den Sarg. Er hatte im Laufe der Zeit gelitten. Das Metall war nicht nur angelaufen. Im Verlauf der langen Jahre hatte sich auch eine Schicht aus Dreck und Pflanzen gebildet, die aussah wie ein Anstrich. Er hatte die Totenkiste so weit überzogen und war auch so dicht, dass für keinen der Männer zu sehen war, wo Ober- und Unterteil aufeinander lagen.
So fingen sie damit an, die Schicht an den Rändern zu entfernen. Das überließ Lorenzo seinen Leuten. Er selbst ging zu Justine, die nur beobachtete und dabei sah, dass der Sarg durch die Lampen von vier verschiedenen Seiten angestrahlt wurde. Die Männer hatten sie schräg auf den Boden gestellt.
»Es ist schwierig, nicht wahr?«
Das gab Lorenzo zu. »Ja, die Zeit hat ihm eine Schicht beschert, die wir zunächst abkratzen müssen. Ich denke, dass es danach klappt. Wir dürfen nur nicht zu viel Sprengstoff einsetzen, sonst kracht hier noch die Höhle zusammen.«
»Das ist mir klar. Aber habe ich nicht die Besten gefunden? Oder fast die Besten?«
»Wie meinst du das?«
»Dein Kumpel Curtis ist ein Arschloch. Er hat von nichts Ahnung. Gib auf ihn Acht, sonst schnappe ich ihn mir oder werfe ihn einem anderen zum Fraß hin.«
»Wie meinst du das denn?«
»Schon gut, Lorenzo. Kümmere dich um deine Leute.«
»Keine Sorge, das werde ich machen. Aber mich würde trotzdem noch interessieren, wer sich in diesem Sarg befindet.«
»Ein Freund von mir.«
Die Antwort passte Lorenzo nicht. »Wie, ein Freund? Ein... einer, der schon lange verwest ist?«
»Das hoffe ich nicht.« Sie lächelte ihn an und präsentierte dabei ihre Zähne.
Das hatte Justine nicht grundlos getan. Sie wollte Lorenzo einen Hinweis geben. Lorenzo musste kurz nachdenken und fragte dann: »Äh... meinst du damit einen Vampir?«
»Ja.«
Er lachte unsicher. »Einen echten?«
»Genau.«
Scheiße!, dachte er, die verarscht mich. Er lächelte aber weiter. »Es gibt doch keine Vampire.«
»Nein?«, höhnte Justine mit leiser Stimme. »Was meinst du denn, wen du vor dir hast?«
»Eine tolle Frau, ein Rasseweib, wie auch immer.«
»Danke, Gil. Und meine Zähne?«
»Sehen fast aus wie echt.« Er konnte noch immer nicht glauben, es hier mit einem weiblichen Vampir zu tun zu haben.
»Sie sind echt, Gil!«
Nach der Antwort zuckte er kurz zusammen. Er hatte vorgehabt, etwas zu sagen, aber die Worte blieben bereits im Ansatz in der Kehle hängen. Er wich nur etwas zurück, hörte, wie die Frau lachte und dann zu ihm sagte: »Geh zu deinen Leuten!«
Lorenzo gehorchte. Eigentlich war er gewohnt, die Befehle zu geben, doch hier hatte sich einiges verändert. Er war nicht mehr der Chef, und das ärgerte ihn. Aber er stemmte sich auch nicht dagegen. Was er genau von dieser blonden Person halten sollte, wusste er nicht. Er konnte sich noch immer nicht vorstellen, eine echte Wiedergängerin vor sich zu haben. An so etwas hatte er bisher nicht gedacht. Seinen Kumpanen erging es ebenso. Deshalb hütete er sich auch davor, ihnen etwas zu sagen. Sie sollten den Sarg aufsprengen, und das war es dann.
Aber da gab es noch
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